Eine dänische Tierarztpraxis arbeitet wöchentlich die Saugferkelverluste grafisch auf. Die Auswertungen machen Optimierungspotenziale sichtbar.
Pia R. Heiselberg, Tierarztpraxis HyoVet (Dänemark)
Unser dänischer Kundenbetrieb mit 1500 DanBred-Sauen im Wochenrhythmus hatte sich über mehr als zwölf Wochen auf eine Ferkelsterblichkeitsrate von etwa 12,5% eingependelt. In der vorletzten Woche des vergangenen Jahres stieg die Verlustrate plötzlich auf 17,4% an.
Solche punktuellen Ausschläge lassen sich häufig auf außergewöhnliche Vorkommnisse zurückführen, wie besonders hohe Außentemperaturen oder eine Abferkelgruppe mit vielen Erstlingssauen. Als sich die Verlustquote allerdings auch in den beiden Folgewochen mit rund 16% auf einem für den Betrieb überdurchschnittlichen Niveau bewegte, habe ich mich als Bestandstierärztin zusammen mit dem Sauenhalter auf die Suche nach den Ursachen gemacht.
Unser erster Blick fiel dabei auf die Auswertungen aus dem HyoLife-Dokumentationsprogramm. Diese von unserer Tierarztpraxis entwickelte Anwendung ist speziell auf die Erfassung und grafische Aufarbeitung von Saugferkelverlusten ausgelegt. Als Grundlage dienen Details zur Verlustursache, die die Betriebe nach einem festen Schema entweder in ihrem Sauenplaner oder handschriftlich erfassen.
Verluste kategorisieren
Der Verlust eines Saugferkels wird in vier Ober- bzw. zehn Unterkategorien (siehe Übersicht 1) eingeteilt. Die Oberkategorisierung erfolgt danach, ob das Ferkel von der Sau erdrückt bzw. nicht ausreichend versorgt wurde, vom Betreuer notgetötet werden musste oder an anderen Ursachen, wie einer Durchfallinfektion, verendete.
Die Unterkategorien beziehen sich auf den Todeszeitpunkt. Wurde das Jungtier noch während der laufenden Geburt, am ersten Lebenstag, innerhalb der ersten fünf Lebenstage oder später erdrückt? Darüber hinaus muss der Betriebsleiter bzw. das betreuende Personal die Ferkelqualität bewerten und Jungtiere mit einem Geburtsgewicht von weniger als 800 g vermerken.
Die handschriftlich oder bereits digital im Sauenplaner gesammelten Daten werden in eine Excel-Tabelle übertragen und wöchentlich unserer Praxis zugeschickt. Dort arbeiten wir die Datensätze auf und im Normalfall liegen dem Sauenbetrieb keine 24 Stunden später die Auswertungen vor. In unserem Kundenstamm wenden aktuell rund 80 Ferkelerzeuger das Programm an.
Veränderte Verlustursachen
Der betroffene Betrieb arbeitet bereits seit Längerem mit HyoLife. Daher konnten wir gut nachvollziehen, dass die Saugferkelverluste vor der markanten Problemsituation schwerpunktmäßig auf Erdrückungsverluste am Abferkeltag und verschiedenartige Infektionen zurückzuführen waren. Bei dem sprunghaften Anstieg der Mortalitätsrate zum Jahresende hin zeigten die Auswertungen, dass in diesem Zeitraum speziell die Verluste in der Kategorie „Verhungert“ und „Unter fünf Lebenstage“ signifikant nach oben gegangen waren.
Um diese veränderte Konstellation der Abgangsursachen abzusichern, entschieden wir uns in Abstimmung mit dem Betriebsleiter dazu, neben einer verstärkten Beobachtung der frischen Würfe alle in der zweiten Januarwoche verendeten Ferkel zu obduzieren. Die Sektionsergebnisse bestätigten letztlich die Auswertungsdaten. Von den 215 untersuchten Ferkeln starben 78 Tiere an Unterernährung und nochmal genauso so viele wurden von der Sau erdrückt. Zudem konnte bei über 30 Tieren eine Infektion der Atemwege nachgewiesen werden.
Der Betrieb praktizierte zu diesem Zeitpunkt bereits einen gezielten Wurfausgleich und bildete Ammensauen. Dennoch schlossen wir aufgrund der Verlustzahlen bei den Ammenferkeln auf eine unzureichende Kolostrumversorgung der neugeborenen Ferkel.
Schnellerer Wurfausgleich
Mit dem Ziel, die Wurfgrößen noch früher bzw. gezielter zu reduzieren und gleichzeitig eine verbesserte Kolostrumaufnahme zu erreichen, wurde das Abferkelmanagement in mehreren Punkten angepasst:
- Während der Abferkelungen werden nicht mehr einmal, sondern dreimal täglich Ammensauen gebildet.
- Der Geburtsbeginn wird genau dokumentiert, um besser nachhalten zu können, wann die Neugeborenen zwölf Stunden bei der Muttersau Kolostrum aufnehmen konnten.
- Ferkel, die vor 9 Uhr morgens geboren werden, setzen die Betreuer um 21 Uhr an eine Ammensau. Ferkel, die vor 21 Uhr zur Welt gekommen sind, werden am nächsten Morgen um 7 Uhr versetzt und Tiere, die nach 21 Uhr geboren werden, kommen am Folgetag um 12 Uhr mittags an die Amme.
- Bei der Geburt werden die fünf erstgeborenen Ferkel markiert. Diese Tiere nehmen die vermeintlich größte Menge Kolostrum auf und sie sind es dann auch, die auf jeden Fall an eine Ammensau gesetzt werden.
Auch gegen die gehäufte Anzahl an Atemwegsinfektionen, die bei der Sektion ermittelt wurden, sind wir vorgegangen. Dabei konnte durch weitergehende Untersuchungen festgestellt werden, dass es sich um eine Gemengelage aus einem Influenzavirus und sekundären bakteriellen Infektionen, unter anderem mit Streptococcus suis, handelte.
Das Impfschema des Betriebes umfasste bereits Behandlungen gegen PRRS, APP und Mycoplasma pneumoniae. Daher wurde der Fokus auf die Eingliederung und Impfung der Jungsauen gelegt. So werden die Tiere heute statt in der Ankunftswoche am Ende der Quarantänezeit geimpft. Damit soll der Impfschutz bis zur nächsten intervallmäßigen Impfung des restlichen Sauenbestandes verbessert werden. Außerdem begann der Jungsauenlieferant mit der Influenzaim-pfung.
Verlustrate Jetzt unter 10%
Wie man Übersicht 2 entnehmen kann, konnte ab der Kalenderwoche 7 die Verlustrate bei den Saugferkeln sukzessive gesenkt werden. Inzwischen hat sich der Betrieb auf eine Mortalität von unter 10% stabilisiert. Die Zahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr hatte durch die gestiegenen Saugferkelverluste zwar temporär einen Dämpfer erhalten. Sein vorheriges Leistungsniveau von 36,5 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr konnte der Betrieb aber noch im ersten Quartal wiederherstellen und im Folgequartal sogar auf 38,8 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr steigern.
Neben den Managementanpassungen ist dies auch auf die anschauliche Darstellung der Auswertungsergebnisse gegenüber dem Betriebsleiter und dem Stallpersonal zurückzuführen. Denn die Erfahrung zeigt, dass es für die Mitarbeiter motivierend wirkt, wenn ihnen Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden und sie transparent und aktuell verfolgen können, wie sich ihre Bemühungen in höheren Leistungen und gesünderen Tieren niederschlagen.
Für den Betriebsleiter lässt sich wiederrum über das Auswertungsprogramm nachhalten, ob beispielsweise ein größerer Aufwand beim Wurfausgleich, der Einsatz zusätzlicher Wärmelampen oder die Nachtwache wirtschaftlich ist. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit den zehn besten Betrieben im HyoLife-Programm zu vergleichen. Einige Teilnehmerbetriebe nutzen die Daten auch zur Schulung der Mitarbeiter.