Hohe Schweinepreise steigern die Nachfrage nach Duroc - Sperma. Für wen lohnt sich die Alternative zum Piétrain?
Thomas Hiebert, H.CB Lauchhammer
Die Rasse Duroc ist für ihre Vitalität und das hohe Wachstumsvermögen bekannt. Neben dem Piétrain hat sich der Duroc so zu einer festen Größe als Endprodukteber entwickelt. Insbesondere größere Betriebe mit Fremdarbeitskräften schätzen den einfachen Umgang mit den robusten Tieren. In den langen Hitzeperioden der letzten Sommer hat sich die stabile Futteraufnahme der Duroc-Tiere als Vorteil bestätigt.
Fleischansatz verbessert
Auch der Wunsch nach besonders schmackhaftem Schweinefleisch hat die Duroc-Nachfrage angekurbelt. Denn hier punktet die Rasse mit ihrem hohen Anteil an intramuskulärem Fett und dem guten Safthaltevermögen.
Parallel hat der Duroc bei seiner großen Schwäche – dem Fleischansatz – spürbar aufgeholt. Hier hat die gezielte Zuchtarbeit für höhere Muskelfleischanteile gute Erfolge erzielt. So bieten die Besamungsstationen heute neben den wachstumsbetonten auch verschiedene fleischbetonte Duroc-Eber an.
Die verbesserte Fleischbildung des Duroc schlägt sich in der Klassifizierung nieder. Dies zeigt ein Vergleich von jeweils deutlich mehr als 100000 Tieren, die 2017 bzw. 2019 am Schlachthof Weißenfels klassifiziert wurden. So konnten die Duroc-Tiere bei der Muskeldicke innerhalb dieser zwei Jahre um 0,5 mm zulegen (siehe Übersicht 1). Außerdem hat sich das Schinkengewicht um 300 g verbessert.
Gleichzeitig hat die Zuchtstufe das Angebot an Duroc-Ebern vergrößert. So war der Bezug von Endstufenebern dieser Rasse vor fünf Jahren noch stark auf das dänische Zuchtprogramm fokussiert. Inzwischen bieten u.a. auch PIC, Topigs Norsvin, BHZP und Hypor interessante Duroc-Eber für die Mast an.
Doch kann der Duroc gesamtwirtschaftlich mit dem Piétrain mithalten? Zumal die Preismasken der Schlachthöfe nach wie vor eine starke Betonung auf den Fleischanteil legen.
Um die Endstufeneber zu vergleichen, wurden die Betriebszweigauswertungen von 21 Mastanlagen aus Brandenburg für das Wirtschaftsjahr 18/19 gegenübergestellt. Viele Betriebe arbeiten als geschlossene Systeme. So können sie die Leistungen der Endprodukteber von der Geburt der Ferkel bis zur Schlachtung verfolgen.
Test auf 13 Betrieben
Der Duroc kommt in 13 Betrieben zum Einsatz, die im Auswertungszeitraum zusammen 178000 Schlachtschweine vermarktet haben. Die übrigen acht Mastanlagen setzen auf den Piétrain. Sie haben insgesamt 98700 Tiere verkauft. Die Datenbasis zeigt, dass der Duroc in unserem Beratungsgebiet mit einem Anteil von etwa zwei Drittel die größere Bedeutung hat.
Die Mastanlagen nutzen klassische Fütterungssysteme wie Breiautomaten oder die Flüssigfütterung am Langtrog. Eine Rationierung zur Endmast erfolgt in der Regel nicht bzw. ist auch bei den Duroc-Tieren nicht nötig. Einige Betriebe drosseln die Futteraufnahme zum Mastende leicht, indem sie die Energiedichte im Futter etwas senken.
Neben den Mastleistungen wurden auch die Schlachtleistungen bewertet. Diese beziehen sich auf das dritte Quartal 2019. In dieser Phase haben die Duroc-Betriebe rund 29800 Schweine und die Piétrain-Betriebe etwa 14600 Schweine geschlachtet. Die Vermarktung aller Tiere erfolgte an dem AutoFOM-Standort von Tönnies in Weißenfels. Wobei alle Mäster die Abrechnung nach dem im AutoFOM ermittelten Fleischanteil gewählt haben.
Duroc: 90 g mehr Zunahme
Zunächst zu den Mastleistungen. Hier spiegelt sich das enorme Wachstumspotenzial der Duroc-Tiere wider. So erzielten die Mäster mit dieser Genetik im Schnitt 927 g Tageszunahme (s. Übersicht 2). Das sind gut 90 g mehr als die Betriebe, die einen Piétrain-Eber einsetzen. Entsprechend waren die Durocs im Mittel rund neun Tage schneller schlachtreif als die Piétrain-Nachkommen. So können die Duroc-Mäster ihre Ställe mit fast 3,2 Umtrieben pro Jahr hervorragend auslasten.
Die besseren Wachstumsleistungen in den Mastbetrieben mit Duroc-Ebern resultieren zum einen aus der um rund 150 g je Tier und Tag höheren Futteraufnahme dieser Genetik. Gleichzeitig punkten die Duroc-Nachkommen mit einer im Schnitt um 0,13 Punkte besseren Futterverwertung. Hier schlägt die kürzere Mastdauer und der entsprechend geringere Erhaltungsbedarf bei den Duroc-Tieren stark durch.
Auch die bessere Vitalität des Duroc spiegelt sich in den Auswertungen wider. So mussten die Duroc-Mäster im Mittel nur 2,4% Verluste hinnehmen, während diese in den Piétrain-Betrieben mit 3,5% spürbar höher lagen. Die Tierarztkosten waren insgesamt gering, zwischen den beiden Betriebsgruppen traten keine Unterschiede auf.
Piétrain mit 1,6% mehr MFA
Nun zu den Schlachterlösen. Diese lassen sich gut vergleichen. So ist es den Mästern unabhängig von ihrer Genetik gelungen, 82% ihrer Tiere im optimalen Gewichtsbereich zu vermarkten (siehe Übersicht 3). Auch bei den Schlachtgewichten liegen die beiden Betriebsgruppen mit knapp bzw. gut 94 kg je Tier praktisch gleichauf.
Erwartungemäß zeigen die Piétrain- Nachkommen beim Schlachtkörper ihre Stärke. Mäster mit dieser Genetik erzielen mit 78,7% rund 1% mehr Ausschlachtung als die Anlagen mit Duroc- Nachkommen. Mit durchschnittlich 61,2% MFA sind die Piétrain-Tiere zudem deutlich fleischreicher als die Tiere aus den Duroc-Betrieben.
Duroc wirtschaftlicher
Auch bei den Fleisch- und Speckmaßen sowie dem Schinkengewicht spiegelt sich die stärkere Ausrichtung des Piétrains auf die Fleischbildung wider. Dies schlägt sich im Schlachterlös nieder. So lag der Erlös pro kg Schlachtgewicht in den Betrieben mit Piétrain-Nachkommen im Mittel nur um 1,8 Cent unter dem Basispreis. Bei den Duroc-Nachkommen war der sogenannte Maskenschlupf dagegen mit 3,1 Cent pro kg SG deutlich höher.
Entscheidend ist aber, was im Portemonnaie des Mästers bleibt. Als Vergleichsgröße dient hier der Überschuss über die Futter- und Festkosten. Aufgrund der hohen Schlachterlöse der letzten Monate wurde für die Kalkulation ein Basispreis von 1,85 € pro Kilogramm Schlachtgewicht angesetzt.
Bei diesen Annahmen sowie einem auf 95,8 kg standardisierten Schlachtgewicht erzielen die Piétrain-Mäster im Mittel einen Schlachterlös von gut 175,50 € je Tier (s. Übersicht 4). Dies ist ein Vorteil von rund 1,30 € je Tier gegenüber den Duroc-Nachkommen.
Demgegenüber stehen die um knapp 1,50 € je Tier geringeren Futterkosten der Nachkommen des Duroc-Ebers. Zudem verzeichnen die Durocs aufgrund der kürzeren Verweildauer im Stall geringere Festkosten. Der Vorteil gegenüber den Piétrain-Betrieben beträgt im Mittel gut 1 € je Tier. Das wirkt allerdings nur, wenn die Ställe tatsächlich schneller belegt werden.
Unter dem Strich erzielen die Mastanlagen mit den Duroc-Ebern einen Überschuss über die Futter- und Festkosten von gut 104 € je Tier. Das ist ein Plus von rund 1,30 € gegenüber den Anlagen, die Piétrain-Eber einsetzen.
Gesamtbetrieblich steigt die Vorzüglichkeit des Durocs, je höher der Schweinepreis notiert. Den Zusammenhang zeigt ein Beispiel mit 1000 Mastplätzen. Bei Schweinepreisen von 1,50 € pro kg erwirtschaftet der Duroc bei geschilderter Mast- und Schlachtleistung einen zusätzlichen Betriebsertrag von knapp 5400 € im Jahr. Steigt die Notierung auf 1,85 €, erzielt derselbe Betrieb mit dem Duroc einen zusätzlichen Ertrag von 9400 € im Jahr.
Einzelbetrieblich entscheiden
Dennoch sollte jeder Mäster prüfen, ob diese Genetik wirklich zum Betrieb passt. So gilt: Duroc-Nachkommen schneiden nur bei der Abrechnung nach Nadel bzw. AutoFOM-Fleischanteil gut ab. Bei der Klassifizierung nach AutoFOM- Teilstücken fällt die Genetik stark ab. Daher ist der Duroc nicht für die Ebermast geeignet. Denn bei unkastrierten Tieren ist die Klassifizierung nach AutoFOM in der Regel gesetzt. Dies sollte bei der Planung des Kastrationsverfahrens bzw. bei der Ebermast ab 2021 berücksichtigt werden.
Zu bedenken ist zudem, dass der Duroc deutlich mehr Umtriebe erzielt. Das heißt: Der Betrieb benötigt mehr Vieheinheiten und mehr Güllefläche.
Fazit
- Das Angebot von Duroc-Ebern für die Mast ist spürbar gewachsen.
- Der Endprodukteber punktet mit Vitalität und Wachstum.
- Schwächen des Durocs beim Fleischanteil wurden züchterisch bearbeitet.
- In Brandenburg schneiden Duroc- Nachkommen wirtschaftlich 1,30 € je Tier besser ab als Piétrain-Tiere.
- Dennoch ist individuell zu prüfen, ob der Duroc zum Betrieb passt.