Bis 2026 wird die weltweite Schweinefleischproduktion weiter zulegen, aber nicht so dynamisch wie beim Geflügel. Die EU bleibt eine Überschussregion.
Prof. Hans-Wilhelm Windhorst, Universität Vechta
Regelmäßig veröffentlicht die Organisation OECD Prognosen zur globalen Schweineproduktion. Ausgehend von den Bestandszahlen und dem Konsum im Jahr 2016 soll die Entwicklung bis in das Jahr 2026 fortgeschrieben und mit den Zahlen zur weltweiten Geflügelerzeugung verglichen werden.
9,5% mehr Schweine
Die wichtigsten Ergebnisse zu den weltweiten Produktionsumfängen können wie folgt zusammengefasst werden:
- Zwischen 2016 und 2026 wird eine Zunahme der weltweiten Schweinefleischerzeugung um 11,1 Mio. t oder 9,5% prognostiziert. Das Produktionsvolumen wird dann einen Wert von rund 127,5 Mio. t erreichen (siehe Übersicht 1).
- Die größten absoluten Zuwächse werden für China prognostiziert. Hier sollen 6,3 Mio. t Schweinefleisch hinzukommen, gefolgt von den USA mit 1,3 Mio. t und Brasilien mit 0,9 Mio. t. Für die EU wird nur ein minimaler Anstieg um 12000 t erwartet.
Wie diese Entwicklung einzuordnen ist, zeigt der Vergeich mit dem Geflügel- und Rinderbereich. 2016 wurde weltweit gleich viel Schweine- und Geflügelfleisch produziert. Die für das Jahr 2026 prognostizierte Erzeugung von Geflügelfleisch liegt bei 131,6 Mio. t. Das sind rund 4 Mio. t mehr als die Schweinebranche bereitstellt.
Beim Geflügel liegen die Steigerungsraten bei 12,6%. Beim Rind sind die Produktionsumfänge insgesamt deutlich geringer und liegen im Jahr 2026 bei 76,3 Mio. t. Hier soll die Erzegung um 10,5% zunehmen.
Die im Vergleich zum Schwein größere Dynamik beim Geflügel hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es beim Geflügelfleisch keine religiösen Barrieren. Zum anderen ist die bessere Futterverwertung bei Geflügel ein großer Vorteil gegenüber der Schweine- und Rindermast. Angesichts knapper werdender Ressourcen wird dieser Vorteil eine noch größere Steuerungsfunktion erlangen.
Fleischverzehr entscheidet
Die weitere Dynamik in der Erzeugung von Schweinefleisch wird ganz wesentlich von der prognostizierten Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs abhängen. Zwar werden bis 2026 weltweit mehr Schweine produziert als aktuell. Gleichzeitig wird die Weltbevölkerung weiter steigen, was bei der Entwicklung des Gesamt- bzw. Pro-Kopf-Verbrauchs zu berücksichtigen ist.
Lag im Jahr 2016 der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch bei 12,28 kg, wird dieser zehn Jahre später bei 12,14 kg liegen (-0,14 kg). In den Industrieländern wird eine leichte Zunahme von 0,33 kg erwartet (22,71 vs. 23,04 kg), in den Entwicklungsländern eine leichte Abnahme von 0,03 kg (9,87 vs. 9,84 kg).
Mit 33,2 kg wird für China der höchste Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2026 prognostiziert. Dem Reich der Mitte folgen die EU (32,1 kg), Vietnam (31,1 kg) und Südkorea (29,5 kg). Für die EU wird zwar eine Abnahme um 0,2 kg auf dann 32,1 kg erwartet, was aber immer noch ein hohes Niveau ist.
Von den hier berücksichtigten Ländern weisen China (+2,33 kg), Russland (+2,25 kg) und Vietnam (+2,22 kg) die deutlichsten Anstiege auf. Für Kanada wird ähnlich wie in den EU-Ländern eine Abnahme des Pro-Kopf-Verbrauchs von 0,76 kg erwartet.
Versorgungslücke in Asien
Auffallend ist, dass in allen berücksichtigten asiatischen Ländern der Verbrauch an Schweinefleisch weiterhin über dem an Geflügelfleisch liegen wird (siehe Übersicht 2). Das gilt auch für die EU. Demgegenüber ergibt sich ein anderes Bild für die Länder USA, Kanada, Russland, Brasilien und Mexiko. Hier wird ein zum Teil deutlich höherer Pro-Kopf-Verbrauch bei Geflügelfleisch erreicht – Tendenz weiter steigend.
Dies beeinflusst die Versorgungsbilanz für Schweinefleisch im Jahr 2026 zusätzlich. Die OECD erstellte diese für zehn ausgesuchte Länder, wobei die EU wiederum als geschlossener Wirtschaftsraum gesehen wird.
So sind es die asiatischen Länder, die weiterhin Schweinefleisch favorisieren, die mit den größten Versorgungsdefiziten, allen voran China: Hier wird eine jährliche Versorgungslücke von 2,4 Mio. t vorhergesagt, gefolgt von Japan (1,3 Mio. t), Mexiko (1,3 Mio. t)und der Republik Korea (0,7 Mio. t).
Diese Länder sind neben den Philippinen, Australien und Russland die attraktivsten Märkte für Exporte. Den größten Versorgungsüberschuss hat nach den Prognosen die EU mit nahezu 3,4 Mio. t. Auch in Nord- und Südamerika übertrifft die Produktion den inländischen Verzehr. Der Überschuss wird für die USA mit 2,9 Mio. t beziffert. Es folgen die Länder Kanada (1,4 Mio. t) und Brasilien (1,0 Mio. t).
Fazit
- Bis zum Jahr 2026 steigt die weltweite Schweineproduktion um 9,5%. Im Vergleich dazu wird die Entwicklung im Geflügelsektor jedoch dynamischer eingeschätzt.
- Vor allem China, die USA und Brasilien werden ihre Schweinefleischproduktionen ausweiten.
- Für die EU wird ein minimaler Anstieg der Produktion erwartet. Dieser trifft auf einen leicht rückläufigen Pro-Kopf-Verbrauch.
- Der Überschuss der EU wird auf 3,4 Mio. t Schweinefleisch jährlich geschätzt. Weitere Länder mit Exportbedarf sind die USA, Kanada und Brasilien.
- Die größte Versorgungslücke wird für China vorhergesagt. Der Volksrepublik folgen Japan und Mexiko als zweit- und drittgrößte Importnation (Kontakt: hwindhorst@wing.uni-vechta.de).