Bernd Meyer mästet seine Ferkel selbst. Dabei achtet er besonders auf die Futterverwertung. Das senkt die Kosten und bringt bei der Vermarktung einen Preiszuschlag.
Michael Werning, SUS
Die Futtermittelmärkte sind in Aufruhr und die Preise in ungeahnte Höhen geschossen. Gleichzeitig stagnieren die Erzeugerpreise seit Monaten auf einem Niveau, das bei Weitem nicht zur Kostendeckung reicht.
Die Situation macht auch Bernd Meyer aus dem niedersächsischen Essen-Oldenburg zu schaffen. Der 45-Jährige bewirtschaftet einen Betrieb mit 220 Sauen im geschlossenen System. „Anders als ein reiner Mastbetrieb kann ich in der aktuellen Situation nicht ein oder zwei Durchgänge aussetzen und auf bessere Preise hoffen“, stellt der Unternehmer klar.
Auf Optimierung gesetzt
Dem Landwirt kommt zugute, dass er sich bereits seit mehreren Jahren intensiv mit seinen Kostenstrukturen beschäftigt. „Wir haben uns früh entschieden, mehr in die Optimierung unserer Produktion, als in den Bestandsausbau zu investieren“, erklärt Meyer.
So wurden alle Ställe Ende der 90er bzw. Anfang der 2000er gebaut und seitdem gezielt umgebaut und modernisiert. Besonders das Futter steht in Meyers Fokus. „Egal, ob das Mastfutter 20 oder 40 €/dt kostet. Stimmt die Futterverwertung nicht, stimmt auch die Wirtschaftlichkeit nicht“, betont der Schweinehalter. Da passt es ins Bild, dass der Austausch der Fütterungstechnik in einem der beiden Mastställe zu den jüngsten Modernisierungsmaßnahmen zählt.
Der Stall war im Jahr 2004 für 1800 Tiere gebaut und mit einer Sensor-Kurztrog-Fütterung ausgestattet worden. „Wir hatten vorher in unserem alten 600er-Maststall mit dem Längstrog-System gute Erfahrungen mit der Flüssigfütterung gesammelt“, blickt der Niedersachse zurück. Insbesondere die bedarfsgerechte Versorgung der Tiere nach einer Futterkurve überzeugte ihn. Beim Neubau wollte er allerdings Material bzw. Platz sparen und entschied sich für Kurztröge.
Mehr Ruhe beim Fressen
Obwohl die Sensortechnik noch funktionierte, musste diese Anfang vergangenen Jahres einer Trockenfütterung mit Breiautomaten weichen. Für Meyer war das keine Abkehr von der Flüssigfütterung per se. Im anderen Altbau füttert er weiter flüssig am Längstrog. „Hier fahren wir auch sehr gute Tageszunahmen von 930 g bei einer Futterverwertung von 1:2,64. Am Kurztrog erreichten wir nie solche Leistungen“, schildert Meyer.
Der erfahrene Mäster führt die Leistungsdifferenz auf das weite Tier-Fressplatzverhältnis in diesem System zurück. Während beim Längstrog das Verhältnis bei 1:1 liegt, kamen beim Kurztrog drei Tiere auf einen Fressplatz. „Wir haben zwar in drei Blöcken mit jeweils drei Ausdosierungen gefüttert. Dennoch war am Trog immer sehr viel Hektik“, so Meyers Beobachtungen. Das schlug sich nicht nur in den biologischen Leistungen, sondern auch in den Verlusten nieder. Die lagen am Kurztrog mit 1,3% spürbar über denen am Längstrog, wo Meyer im Schnitt nur 0,8% der Tiere verliert.
Sanfte Futterwechsel
Allerdings wollte Meyer bei den Breiautomaten nicht auf die Möglichkeit verzichten, die Tiere nach einer Futterkurve zu füttern. „Will man die Tiere bedarfsgerecht versorgen, muss jeden Tag ein anderes Futter vorgelegt werden“, so der Landwirt. Deshalb hat er einen Chargenmischer eingebaut, der die drei Einzelfutter für Vor-, Mittel- und Endmast mit entsprechenden Anteilen verschneidet.
Während die Anmischung automatisch läuft, erforderte die manuelle Dosiereinstellung der Breiautomaten Übung. Das merkte der zahlenaffine Landwirt sofort an der Futterverwertung, die sich mit dem Systemwechsel zunächst auf 1:2,8 verschlechterte. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Einstellungen nicht nach einem festen Schema verändern kann. Viel mehr schau ich jeden Tag, ob die Tiere entspannt fressen oder sie anfangen, Futter aus der Trogschale zu wühlen“, schildert Bernd Meyer.
Diese Herangehensweise scheint Früchte zu tragen. In den letzten beiden Quartalen lagen die Tageszunahmen bei 945 g und die Futterverwertung bei 1:2,7. Für das laufende zweite Halbjahr hat sich Meyer vorgenommen, die Futterverwertung auf 1:2,65 weiter zu verbessern.
Nachts Schweine verladen
Dabei kommt dem Landwirt zugute, dass er als Kombibetrieb immer mit demselben Tiermaterial arbeitet. So setzt er seit Jahren auf BHZP-Sauen und db77-Eber. „Mit dieser Genetik kommen wir im Sauenstall und in der Mast gut zurecht“, so der Niedersachse.
Bei den Sauen wird ein Zwei-Wochen-Rhythmus gefahren und auch der Schweineverkauf ist klar durchgetaktet. So vermarktet Meyer alle 14 Tage circa 250 Tiere über die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Bösel (EZG Bösel), wo er bereits seit vielen Jahren Mitglied ist.
Verladen wird immer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. „Um 2 Uhr nachts Schweine zu verladen, ist nicht die angenehmste Zeit. Das nehmen wir aber gerne in Kauf, weil der Lkw so vor der Ankunft bei uns ein paar Stunden gestanden hat und die Desinfektion ihre Wirkung entfalten konnte“, führt Meyer betriebshygienische Argumente ins Feld.
Maskenpotenzial ausschöpfen
Seine EZG ist der Goldschmaus Gruppe angegliedert, die in Garrel einen Schlachthof mit Fleischverarbeitung betreibt. Hier werden Meyers Tiere im AutoFOM-Verfahren nach Indexpunkten (IDX) bewertet. Gegenüber der Bewertung nach AutoFOM-Muskelfleischanteil (MFA) sieht der Schweinehalter den Vorteil, dass sich in diesem Verfahren höhere Zuschläge erzielen lassen. Vorausgesetzt die Tiere erreichen durch eine passende Gewichtung der Teilstücke die höchstmögliche Indexpunktzahl von 1,040 je kg Schlachtgewicht (SG), gibt es z.B. bei einer Notierung von 1,85 €/IDX einen Aufschlag von gut 7 Cent.
„Man hat durch das gleiche Tiermaterial und die regelmäßigen Verkaufstermine ein Auge für die Selektion entwickelt“, so der Landwirt. Die Schlachtdaten, die er wenige Stunden nach der Verladung in der digitalen „Stallprofi“-Anwendung seiner Erzeugergemeinschaft abrufen kann, zeigen, dass er bei 93 bis 94 kg SG herauskommt. Die Indexpunkte liegen im Durchschnitt der Verkaufspartien bei über 1,000 IDX/kg SG.
Bei einer Vermarktung nach AutoFOM-MFA werden nicht ganz so hohe Ansprüche an die Selektion gestellt. Hier gibt es keine optimalen Gewichtskorridore für die einzelnen Teilstücke und der Mäster muss erst bei Unter- bzw. Überschreitung der Maskengrenzen mit empfindlichen Abzügen rechnen.
Bonus für Futtereffizienz
Neben guten Schlachtleistungen setzt Meyer darauf, die verschiedenen Boni seines Vermarkters einzustreichen. Dieser schüttet über das Programm „Die Marke der Bauern“ seit Mitte 2018 einen Nachhaltigkeitsbonus von 1 Cent je kg SG aus, wenn der Betrieb eine besonders gute Futterverwertung vorweisen kann. Dabei kommt wieder die Digitalplattform „Stallprofi“ ins Spiel, die neben den Schlachtdaten und den Tierbewegungen, die automatisch in das Bestandsregister und die HI-Tier- bzw. TAM-Datenbank einlaufen, dank digitaler Schnittstellen auch Futterlieferungen erfasst.
„Im letzten Jahr haben wir die Leistungen von über 1 Mio. Schlachtschweinen ausgewertet und die Ergebnisse den EZG-Betrieben für einen überbetrieblichen Vergleich bereitgestellt“, erklärt Berater Michael Budde von der angeschlossenen Beratungsorganisation NLW. Wer den Nachhaltigkeitsbonus erhalten will, muss eine bessere Futterverwertung erzielen als der Vorjahresdurchschnitt. Im vergangenen Jahr lag dieser bei 1:2,77, womit Meyer seinen Bonus sicher hat.
Digitaler Gesundheitscheck
Um auch den Tiergesundheitsbonus von 2 Cent je kg SG mitzunehmen, wirft der Schweinehalter bei jeder Partie einen intensiven Blick auf die digitalen Befunddaten. Nur wenn mindestens 70% der Geschlinge ohne Befund sind, wird der Bonus ausgeschüttet.
Auch losgelöst von dieser Prämierung profitiert Meyer von dem engen Gesundheitsmonitoring. So fiel ihm vor rund anderthalb Jahren auf, dass der Anteil an Lebern mit Milkspots langsam anstieg. „Das deutete auf einen Spulwurmbefall hin“, erzählt der Landwirt. Er reagierte sofort und führte zusätzlich zur Entwurmung der Sauen und Aufzuchtferkel phasenweise eine weitere Behandlung in der Mast ein. Außerdem wendet er ein Desinfektionsmittel an, welches speziell gegen Wurmbefall sehr gut hilft. „So haben wir das Problem gelöst, bevor es zu ernsten tiergesundheitlichen bzw. wirtschaftlichen Folgen kam“, so der Schweineprofi.
Auch wenn er sich eng mit seinem Tierarzt abstimmt, wurde vor einigen Jahren ein weiteres „Sicherheitsnetz“ eingebaut. „Einmal im Jahr nehme ich die Beratung des Schweinegesundheitsdienstes in Anspruch. Wir machen einen Bestandsrundgang und schauen uns Auswertungen an. Das schützt vor Betriebsblindheit“, so der Unternehmer.
Nährstoffanfall vergleichen
Letztes Jahr hat Meyer die Ferkelerzeugung und Mast bei der Initiative Tierwohl (ITW) angemeldet und das wirkt. „Wir wollten früher einsteigen, mussten aber wegen der Überzeichnung warten“, erklärt er. Erst über die Umstellung der ITW auf das Marktmodell konnte ihm der Vermarkter einen Platz anbieten.
Der Umstand, dass er einen monetären Ausgleich für eine geringere Belegdichte erhält und in diesem Zuge von 300 auf 220 Sauen abstockte, kommt ihm entgegen. „Wir haben die Aufzucht vor rund 20 Jahren für 24 abgesetzte Ferkel pro Sau gebaut. Heute liegen wir bei fast 32 Ferkeln und das Flatdeck wurde zum Schlüsselloch“, erklärt der Niedersachse.
Auch der Nährstoffdruck hat sich verringert. Meyer bewirtschaftet rund um seinen Hof 60 ha Acker und muss mehrere Tausend Kubikmeter Gülle im Jahr abgeben. Deshalb setzt er schon länger auf ein einfaches Sinkschichtverfahren, mit dem die Gülle in eine dicke und dünne Fraktion aufgeteilt wird. „Während wir die nährstoffarme Fraktion auf den eigenen Flächen ausbringen, wird die angedickte Rohgülle über eine Nährstoffbörse abgegeben“, beschreibt Meyer.
Der Landwirt findet es gut, dass die NLW zukünftig über die Digitalplattform die Nährstoffströme intensiv auswerten will. „Seit Jahresanfang weisen wir die gefütterten Stickstoff- und Phosphormengen je kg Zuwachs aus. Wenn wir daraus bald überbetriebliche Vergleiche generieren, bringt uns das einer nachhaltigeren Erzeugung ein ganzes Stück näher“, sind sich die beiden einig.