Ehler Hugo hat seine Nährstoffströme bilanziert und daraufhin die Fütterung angepasst. Durch eine gezielte Mineralfutterergänzung enthalten die Rationen jetzt weniger Soja.
Michael Werning, SUS
Ehler Hugo aus dem oberfränkischen Arzberg ist einer der 22 Schweinehalter, die seit dem Sommer 2017 am Projekt „demonstration farms“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) teilnehmen. „Bei uns fallen jährlich rund 2800 m³ Gülle an. Circa 1000 m³ müssen wir überbetrieblich verwerten. Da ist eine Aufschlüsselung der Nährstoffströme sehr interessant“, so Hugo.
Zudem ist der 53-Jährige überzeugter Eigenmischer. Als er 2009 in die Mast einstieg und in zwei Bauschritten einen Stall mit knapp 1500 Plätzen baute, investierte er in Mahl- und Mischtechnik sowie in eine Getreidehalle. Bei der Rationsgestaltung setzt er auf eigenes bzw. regional zugekauftes Getreide, Sojaextraktionsschrot und Mineralfutter. „Ich hatte mir schon vor Projektbeginn Gedanken gemacht, wie ich mit N- und P-reduziertem Futter und mehrphasiger Fütterung Nährstoffe einsparen kann“, erzählt der Mäster.
Futteranalysen als Basis
Umso überraschter war er von den Projektergebnissen zum Wirtschaftsjahr 2017/2018. Wie bei allen anderen Demobetrieben auch resultierten die mit Abstand größten Nährstoffeinfuhren in seinen Betrieb aus dem Futtermittelzukauf. „Fast 75% des Stickstoffes führte Hugo in Form von Rohprotein über das Futter ein. Da wollten wir den Hebel ansetzen“, so Projektleiter Dr. Stephan Schneider von der LfL.
In Konsequenz bedeutete das für den Landwirt und die Futterberatung des LKV Bayern, dass die Versorgung mit verdaulichen Aminosäuren und verdaulichem Phosphor noch enger ausgerichtet werden musste und die sonst üblichen „Sicherheitszuschläge“ deutlich reduziert werden. Bei dieser Herangehensweise durften sie sich allerdings nicht auf Tabellenwerte verlassen.
In einem ersten Schritt wurden alle Futtermittel auf ihre Rohnährstoffe, Aminosäurengehalte und Mineralstoffe untersucht. „Allein beim eigenen bzw. zugekauften Getreide haben wir im vergangenen Jahr 15 Proben gezogen“, schildert der Landwirt. Dabei war von Vorteil, dass er 80% seines jährlichen Getreidebedarfes in der Ernte einkauft und unter anderem im 700 t fassenden Lager direkt am Maststall einlagert.
Die enorme Spanne zwischen den Analyseergebnissen rechtfertigte die hohe Untersuchungsfrequenz. So schwankten z. B. die Rohproteingehalte der eingelagerten Wintergerste zwischen 85 und 135 g pro kg Trockenfutter (88% TM). Darüber hinaus testete der Mäster punktuell auch das angelieferte Sojaextraktionsschrot und Mineralfutter sowie die fertige Futterration im Trog. Hier stimmten die Analysewerte weitestgehend mit den deklarierten bzw. berechneten Gehalten überein.
Endmast als erstes angepasst
Im zweiten Schritt wurde auf Basis der Analysewerte vorerst nur die Ration für die Endmast ab 75 kg Lebendgewicht (LG) angepasst. „In dieser Mastphase werden die größten Futtermengen verbraucht und der Muskelfleischanteil der Tiere wird durch eine starke Rohproteinabsenkung nicht mehr negativ beeinflusst. Außerdem stecken die schweren Tiere es besser weg, falls das Futter mal nicht passt“, so Hugo.
Da das Schwein keinen Bedarf an Rohprotein, sondern an bestimmten Aminosäuren hat, fuhr Hugo den durchschnittlichen Rationsanteil des proteinreichen Sojaextraktionsschrotes von 16 auf 8% zurück. Im gleichen Zug wechselte er auf ein Mineralfutter, welches mit 12% Lysin ausgestattet ist. Bei einem Mineralfutteranteil von 3% wurde so der Rohproteingehalt der Endmastration von 15,1% auf 12,7% runtergeschraubt (siehe Übersicht).
Mit der Reduktion des Sojaextraktionsschrotes wurde auch der Gehalt an Bruttophosphor und verdaulichem Phosphor gesenkt. Dieser liegt nun bei 3,7 bzw. 2,5 g/kg Trockenfutter. Um den Phosphorbedarf der Tiere zu decken, wurde der Einsatz einer hochwirksamen Phytase erhöht. Sie löst den pflanzengebundenen Phosphor in den Getreidekomponenten und macht ihn für das Schwein verdaulich.
Einen kleinen Sicherheitszuschlag hat der Mäster aber eingebaut. „Um die Darmgesundheit zu stabilisieren, haben wir den Gerstenanteil gesteigert und so den Rohfasergehalt auf 34 g je kg Trockenfutter erhöht“, erklärt Hugo.
Keine Leistungsdelle
Im vergangenen Wirtschaftsjahr wurden über 4700 Schweine nach dem neuen Futterkonzept gemästet und an den Haken gebracht. An den biologischen Leistungen hat der Landwirt keine Unterschiede ausgemacht. „Wir liegen nach wie vor bei rund 850 g Tageszunahmen. Die Futterverwertung hat sich leicht auf 1:2,78 verbessert“, berichtet er.
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf die Tiergesundheit. „Unsere Verluste bewegen sich weiter um die 2%. Ich bin mir aber sicher, dass wir durch die bedarfsgerechtere Proteinversorgung den Stoffwechsel der Tiere entlasten und hier noch besser werden. Im letzten Wirtschaftsjahr hat uns ein kleiner Krankheitseinbruch ausgebremst“, erläutert der Schweinehalter.
Auch die Schlachtleistungen stimmen. Der Landwirt vermarktet seine Bayernhybrid-Schweine fast ausschließlich an eine große Metzgerkette aus der Region. Hier sind schwere Edelstücke gefragt und er verkauft die Tiere mit einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 100 bis 105 kg. Dennoch liegt der Magerfleischanteil durchgängig bei über 60% und knapp 14 mm Speckmaß.
Nährstoffsaldo entlastet
Spürbare Unterschiede kann der bayerische Schweinehalter dagegen in seiner Stoffstrombilanz ausmachen. Im ersten Projektjahr 2017/2018 führte er über den Zukauf von Futtermitteln 32284 kg N und 5642 kg P ein. Im vergangenen Wirtschaftsjahr waren es nur noch 30044 kg N und 5266 kg P.
Die Nährstoffeinsparnis lässt sich vornehmlich auf die Reduktion des Sojaextraktionsschroteinsatzes zurückführen. Der ging im selben Vergleichszeitraum bei annähernd gleicher Anzahl verkaufter Mastschweine von 1864 dt auf 1565 dt zurück. Das entspricht einem Rückgang von 16%.
Das wirkt sich auf die Nährstoffsalden aus. Nach Verrechnung der großen Nährstoffeinfuhren Futter- und Tierzukauf mit der Nährstoffabfuhr über den Schlachtschweineverkauf verbleiben laut Stallbilanz als Ausscheidungen 18685 kg N und 6875 kg P. „Ich denke, der Betrieb Hugo wird schon im nächsten Jahr seinen betriebsindividuell zulässigen Bilanzwert einhalten“, zeigt sich Dr. Schneider zuversichtlich.
Drei Mineralfutter im Einsatz
Der Landwirt ist so von dem neuen Futterkonzept überzeugt, dass er Ende letzten Jahres auch die Rationen für die Vor- und Mittelmast entsprechend angepasst hat. Da hier an die Aminosäuren- und Phosphorversorgung andere Ansprüche gestellt werden als in der Endmast, hat Hugo seine Futtertechnik ausgebaut. „Wir haben zwei weitere Komponentensilos aufgestellt und können jetzt für die Mastabschnitte bis 45 kg, 45 bis 75 kg und ab 75 kg LG drei verschiedene Mineralfutter einmischen“, schildert der bayerische Schweinehalter.
Für ihn lohnt sich der Aufwand. Allein durch die Umstellung der Endmastration musste er rund 200 m³ weniger Gülle überbetrieblich verwerten. Zum anderen steigt insbesondere zu Zeiten hoher Preise für Sojaextraktionsschrot die Preiswürdigkeit aminosäurereicher Mineralfuttertypen. „Die Futterkosten sind im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2017/18 zwar gestiegen. Das hängt aber mit den dürrebedingt hohen Getreidepreisen zusammen. Ohne das Mineralfuttersplitting und die Reduzierung des Sojaextraktionsschroteinsatzes wären sie noch höher ausgefallen“, stellt Hugo klar.
Fazit
- Mäster Ehler Hugo nimmt am LfL-Projekt „demonstration farms“ teil.
- Die Analyse seiner Nährstoffflüsse zeigte, dass der größte N- und P-Eintrag über den Futtermittelzukauf erfolgte.
- In der Endmast füttert er jetzt weniger Sojaextraktionsschrot. Stattdessen setzt er auf ein mit Aminosäuren und Phytasen aufgewertetes Mineralfutter.
- So konnten ohne Leistungseinbußen die Nährstoffeinträge gesenkt werden.
- Der Landwirt muss weniger Gülle abgeben und die Futterkosten fallen niedriger aus.
- Inzwischen füttert er in der Mast drei verschiedene Mineralfutter.