Niklas Meyer erzielt mit sechsphasigen Rationen höchste Mastleistungen. Die sehr starke N/P-Absenkung entlastet seine Nährstoffbilanz.
Fred Schnippe, SUS
Der Mastbetrieb von Niklas und Hubertus Meyer liegt in einer der viehintensivsten Regionen Deutschlands. In Bühren im Kreis Cloppenburg mästet das Vater-Sohn-Gespann auf 5800 Plätzen. Der Stammbetrieb umfasst 650 Mast- sowie 2900 Ferkelaufzuchtplätze. Für die übrigen Mastkapazitäten hat Meyer in den 90er-Jahren einen neuen Standort 500 m abseits des Hofes erschlossen.
Zum Betrieb gehören auch 80 ha Ackerbau. Die Außenarbeiten erledigt der Mäster weitgehend selbst. Neben den beiden Betriebsleitern packt ein Auszubildender mit an.
Nährstoffanfall minimieren
Bei der letzten Betriebserweiterung im Jahr 2016 spielte die Futterverwertung eine Schlüsselrolle. Denn aufgrund der knappen Ackerflächen ist Meyer auf die Gülleabgabe angewiesen. „Bei Pachtpreisen über 1700 €/ha ist die Beschaffung von Gülleflächen utopisch“, schildert Niklas Meyer. Hinzu kommt, dass der Mäster am neuen Stall die Abluft per Chemo-Wäscher reinigen muss. Dieser erzeugt zusätzliche Stickstoffmengen.
Um den Nährstoffausstoß der Tiere so gering wie möglich zu halten, setzt der Betrieb seit dem Jahr 2016 das sechs- phasige Mastkonzept des Futtermittellieferanten GS agri um. Das Konzept hat Meyer zusammen mit Hartwig Vallan vom Beratungsring Cloppenburg immer weiter optimiert.
Eine tragende Säule ist der feste Ferkelbezug. Hierzu hat sich der Mäster an einer Gemeinschaftsanlage mit 1700 Sauen beteiligt. Die Anlage liegt nur einen Katzensprung von Meyers Betrieb entfernt. „Seit mehr als 20 Jahren stammen alle Ferkel von dort. Durch die Beteiligung an der Sauenanlage können wir wichtige Punkte zur Gesundheit, Fütterung etc. optimal abstimmen“, betont der 29-jährige Betriebsleiter.
Hierzu gehört ebenfalls, dass die Danzucht-Sauen ausschließlich mit handverlesenen und nachkommengeprüften Ebern der Linie PIC 408 besamt werden. In Abstimmung mit der Besamungstation wurde ein Eberpool definiert. Bei der Eberauswahl achtet der Mäster besonders auf den Schlachtkörperwert. „Wichtig ist, dass man den Eberpool regelmäßig prüft und anpasst. Nur so lässt sich der Zuchtfortschritt durch neue, bessere Eber nutzen“, unterstreicht Berater Vallan.
Gesunde Ferkel
Eine weitere Säule ist die stabile Gesundheit. Alle Ferkel erhalten daher im Sauenbetrieb zweimal eine Kombivakzine gegen Mykoplasmen und Circoviren. Denn der Mäster ist überzeugt, dass die Two-shot-Variante mehr Sicherheit bietet. Zudem werden die Saugferkel gegen PRRS geimpft. Eine Shigatoxin-Impfung verhindert Probleme mit der Ödemkrankheit. „Alle Impfungen sind dauerhaft angelegt. Nur gesunde Ferkel können das Futter optimal verwerten“, erklärt der Betriebsleiter.
Wichtig ist dem Mäster zudem, dass er die Abteile strikt im Rein-Raus belegt. Alle neun Wochen stallt er jeweils rund 2900 vier Wochen alte Ferkel in die Aufzucht ein. Aufgrund der Kapazitäten der Sauenanlage wird die Aufzucht binnen drei Wochen mit drei etwa 900 Ferkel umfassenden Gruppen befüllt. Aufgrund der hohen Tageszunahmen von 460 g verlassen die Ferkel im Schnitt nach 50 Tagen die Aufzucht. So bleiben noch mehrere Tage Zeit, um die Abteile gründlich zu reinigen.
Beim Start in der Mast wiegen die Ferkel im Schnitt gut 31 kg. Um den Tieren den Stallwechsel zu erleichtern, sind das letzte Aufzuchtfutter und das erste Mastfutter aufeinander abgestimmt.
Wichtig ist Meyer zudem, dass die Mastfutter 1 und 2, von denen jedes Ferkel zusammen 30 kg erhält, besonders hochwertig sind. Sie sind z.B. mit 1,25% bzw. 1,23% Lysin sehr hoch mit Aminosäuren ausgestattet. „Die frühe Mastphase entscheidet über die Fleischbildung und damit über die Futtereffizienz“, betont Berater Vallan.
Runter auf 12% Rohprotein
Der wichtigste Baustein für die hohe Futterverwertung ist für Niklas Meyer aber die Splittung in sechs Mastphasen (siehe Übersicht). Denn so gelingt es, die Futternährstoffe stark herunterzufahren, ohne eine Mangelversorgung zu riskieren. „Wir sind mit jeder Ration exakt am Bedarf der Tiere. Sicherheitszuschläge sind tabu“, so der Landwirt.
Der Vorteil der vielphasigen Mast macht sich insbesondere in den beiden letzten Futtern bemerkbar, die ab 75 kg Lebendgewicht zum Einsatz kommen. Denn hier geht der Rohproteingehalt auf 13 bzw. 12% stark zurück. Auch die Phosphorgehalte sind in den letzten zwei Mastphasen mit 0,37 bzw. 0,36% stark reduziert.
Damit die Eiweißversorgung trotzdem passt, sind die sechs Rationen umfangreich mit freien Aminosäuren bis hin zum Valin ergänzt. Zudem enthalten sie eine hohe Vitaminierung sowie NSP-spaltende Enzyme, um die Verdaulichkeit zu erhöhen.
Trotz der sechsphasigen Mast ist die Futtertechnik im Betrieb Meyer einfach. Jeder Stall bzw. jede Altersgruppe verfügt über eine Futterkette, welche die Breiautomaten beschickt. Jede Kette ist mit zwei Außensilos verbunden, die das aktuelle und das folgende Futter enthalten. Auf das Verschneiden der Rationen verzichtet Meyer aufgrund der abgestimmten Mischungen.
Wichtig ist, dass der Junglandwirt seine Futtervorräte stets im Blick hat. Denn aufgrund der vielfältigen Rationen und der Betriebsgröße muss er fast täglich Futter ordern. Um den Überblick zu behalten, führt der Praktiker eine Excel-Liste. Sie zeigt, wann bei welchen Tieren der Futterwechsel ansteht. Zudem kontrolliert der Betriebsleiter täglich die Füllstände der Silos.
Der Futterbedarf lässt sich gut planen, da ein fester Verzehr pro Tier hinterlegt ist. „In der Regel halte ich mich an die Herstellervorgabe. Bei Krankheiten oder kleinen Ferkeln kann ich die Vormastfutter auch einige Tage länger einsetzen“, schildert Meyer.
Keine überschweren Tiere
Neben der Rationsplanung hat das Verkaufsmanagement großen Einfluss auf die Futterverwertung. Der Fokus liegt auf den Schweinen über dem optimalen Gewichtskorridor. Denn bei ihnen geht die Futtereffizienz stark zurück, da sie statt Fleisch mehr Fett ansetzen. Zudem steigt bei zunehmender Körpermasse der Erhaltungsbedarf.
Um dies zu verhindern, achtet Niklas Meyer auf eine optimale Sortierung der Schlachtschweine: „ Ab dem 70. bis 74. Masttag muss ich die ersten Vorläufer verkaufen. Da darf man auch nicht auf steigende Preise spekulieren.“
Der Landwirt sortiert die Tiere nur mit dem Auge. Zu Gute kommt ihm dabei, dass er während der Verkaufsphase jede Woche vermarkten kann. Bei dem kurzen Verkaufsintervall ist die Gefahr geringer, dass Schweine aus der Maske wachsen.
Dass Meyer sein Handwerk versteht, zeigen die Schlachtdaten. So platziert er gut 75% seiner Schweine im optimalen Korridor von 88 bis 98 kg SG. Damit liegt er rund 10% höher als die 25% besten Betriebe, die an den Schlachthof Böseler Goldschmaus in Garrel liefern.
Auch der Anteil übergewichtiger Schweine ist bei Meyer mit knapp 14% sehr gering. Selbst das beste Viertel der Lieferanten des Schlachthofes schneidet hier mit 25% zu schweren Schweinen schlechter ab. „Zu schwere Schweine drücken den Erlös. Noch schlimmer ist, dass sie die Futterverwertung des ganzen Durchgangs verhageln können“, stellt Berater Vallan heraus.
Doch darf bei stark N/P-reduziertem Futter die Schlachtleistung nicht aus dem Ruder laufen. Berater Vallan kontrolliert daher zeitnah online die AutoFOM-Daten. Dabei achtet er besonders auf die Schinkengewichte: „Hier zeigt sich sofort, ob die Tiere ihr Fleischbildungsvermögen ausschöpfen oder ob z.B. ein Eiweißmangel vorlag.“
Wichtig ist die Relation von Schinken- und Schlachtgewicht. Für Spitzenbetriebe peilt der Berater 200 g Schinkengewicht je kg SG an. Niklas Meyer schneidet bei dieser neuen Kenngröße meist mit 202 bis 204 g gut ab.
Mehr als 900 g Zunahme
Dass sein Konzept aufgeht, zeigt auch die Mastleistung. Seit der Anpassung der Rationen im August 2018 hat Meyer bei mehr als 10000 verkauften Tieren im Mittel 915 g Tageszunahme erzielt.
Besonders stolz ist er auf die Futterverwertung von 1:2,58. Hiermit belegt der Landwirt einen Spitzenplatz im Beratungsring. Auch am Haken schnitten die Tiere mit 1,008 Indexpunkten gut ab. Die geringen Verluste von 1,4% unterstreichen die stabile Gesundheit. „Meist kommen wir ohne Gruppenbehandlungen aus“, fügt Meyer hinzu.
Beim Futterpreis liegt der Mäster gut 1 €/dt höher als bei Standardfutter. „Durch die hervorragende Futterverwertung sind die Futterkosten je Tier sogar geringer“, so Berater Vallan.
Hinzu kommt, dass der Mäster bei der Gülleabgabe erheblich Kosten spart. So liegt er mit einem Ausstoß von 2,78 kg Stickstoff pro Tier rund 1 kg niedriger als Betriebe, die mit stark N/P-reduzierter Fütterung bei 850 g Tageszunahme ansetzen dürfen. Um die Vorteile in der Nährstoffbilanz ausschöpfen zu können, lässt Meyer jährlich eine individuelle Stallbilanz anfertigen.
Die individuelle Bilanz weist auch beim Phosphoranfall mit 1,08 kg je Tier sehr niedrige Werte aus. Das sind rund 20% weniger als vergleichbare Betriebe mit stark N/P-reduzierter Fütterung.
Niklas Meyer hat überschlagen, dass er mit seinem Fütterungskonzept mit etwa 25% weniger Güllefläche auskommt. Bei der Gülleabgabe kann er so jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag einsparen. „Hier in der Veredlungshochburg lohnt sich der höhere Aufwand der sechs Rationen auf jeden Fall“, fasst Meyer zusammen.
Fazit
Niklas Meyer erzielt mit stark N/P-reduziertem Futter höchste Mastleistungen und benötigt weniger Güllefläche. Seine wichtigsten Maßnahmen:
- Die sechsphasige Ration erfüllt exakt den Bedarf der Tiere.
- Seit mehr als 20 Jahren stammen die Ferkel aus einem festen Sauenbetrieb.
- Die Endprodukteber sind nach dem Schlachtkörperwert selektiert.
- Vorläufer werden bereits ab 70. Masttag verkauft.
- Die wöchentliche Vermarktung erleichtert die Sortierung.