In Dänemark hat eine neue PRRS-Variante große Fruchtbarkeitsschäden angerichtet. Erste Auswertungen der Sauenplanerdaten betroffener Betriebe bestätigen dies.
Heinrich Niggemeyer, SUS
PRRS ist weit verbreitet. Auch in Dänemark wurde diese Krankheit erstmals 1992 nachgewiesen. Im reproduktiven Bereich äußert sich die Erkrankung durch Aborte, kleine Würfe und vermehrt Geburten von toten oder lebensschwachen Ferkeln.
Da der Erreger mutationsfreudig ist und es Rekombinationen gibt, treten immer wieder neue Varianten auf. So wurde ein rekombinierter PRRS-Stamm im Sommer 2019 in einer dänischen KB-Station entdeckt. Über das ausgelieferte Sperma wurden zahlreiche Herden infiziert.
13 Betriebe analysiert
Um die Auswirkungen in zuvor PRRS-unauffälligen Herden analysieren zu können, bat das Wissens- und Innovationszentrum Seges betroffene Sauenhalter, ihre Produktionsdaten aus dem Jahr 2019 zur Verfügung zu stellen. Für den Vergleich wurden zwei Zeiträume definiert:
- Vor der PRRS1-Infektion: 1.12.2018 bis 30.6.2019
- Nach PRRS1-Infektion: 1.8.2019 bis 31.12.2019
Der Monat Juli 2019 blieb unberücksichtigt, da es sich genau um den Zeitraum handelte, in der die Herde wahrscheinlich mit der neuen PRRS1-Variante infiziert wurde.
Bei der Auswertung konnten Daten aus dreizehn Betrieben einbezogen werden. Die Herdengröße lag zwischen 324 und 1650 Sauen. Der deklarierte PRRS-Status vor der Infektion war für zehn der Herden negativ. Eine Herde war PRRS1-positiv (EU-Typ) und in einer weiteren Herde konnte sowohl PRRS1 als auch PRRS2 (US-Typ) nachgewiesen werden. Und eine dritte Herde befand sich gerade in der Sanierung (PRRS2 im Bestand).
Der positive Betrieb impfte bereits vor der Ausbruchsphase die Sauen gegen PRRS. Die übrigen zwölf Sauenhalter entschieden sich nach der Einschleppung für den Impfeinstieg. Neun Betriebe verwendeten den Impfstoff Unistrain PRRS, drei die Vakzine Porcilis PRRS und ein Betrieb setzte den Totimpfstoff Progressis PRRS ein. Bei der Datenanalyse wurde weder berücksichtigt, wann genau der Betrieb ins Impfprogramm einstieg, noch welches Impfregime dabei umgesetzt wurde.
Weniger Lebendgeborene
Zu den Ergebnissen (s. Übersicht 1): Zunächst einmal fiel auf, dass die Anzahl Geburten pro Woche nach der Infektion mit der neuen PRRS1-Variante reduziert war. Zwei Herden wiesen 10,8% weniger Geburten auf, während ein Betrieb im Vergleich zum Zeitraum vor der Infektion 0,7% mehr Abferkelungen pro Woche verzeichnete.
In allen 13 Herden war die Anzahl lebend geborener Ferkel je Wurf rückläufig. Der Rückgang schwankte von 0,8 bis 4,8 Ferkel je Wurf; der Schnitt lag bei 2,8 weniger Ferkel. Die Zahl der Totgeburten je Wurf hingegen stieg auf bis 2,6 Ferkel je Wurf. Das Mittel lag bei 1,4 Totgeburten je Wurf.
Auch die Ferkelverluste nahmen zu. Vor der Infektion mit dem neuen PRRS-Stamm wiesen die Betriebe eine durchschnittliche Verlustrate von 23% mit einer Variation von 20 bis 27% auf. Nach der PRRS-Einschleppung stieg die Verlustrate deutlich an. Die Schwankungsbreite reichte von 21 bis 46%. Eine einzelne Herde verzeichnete einen minimalen Anstieg um Faktor 1,1, während andere Betriebe einen Faktor nahe oder über 2 aufwiesen.
Die erhöhten Saugferkelverluste spiegelten sich auch in weniger abgesetzten Ferkeln/Wurf wider. Der am schlimmsten betroffene Betrieb setzte in der Zeit nach der Infektion 6,5 weniger Ferkel je Wurf ab und die am wenigsten betroffene Herde 2,4 Ferkel weniger.
Insgesamt fehlten den 13 Sauenbetrieben zusammengerechnet 54000 Absetzferkel nach der PRRS1-Infektion. Bei der am stärksten betroffenen Herde waren es in den fünf Monaten nach der Infektion 8575 abgesetzte Ferkel.
Ziel: Altes Niveau
Um den zeitlichen Verlauf für Lebendgeburten, Totgeborene und Wurfgrößen nach dem Absetzen zu veranschaulichen, wurden die Daten aus einem Beispielbetrieb näher durchleuchtet (Übersicht 2). Die Grafik zeigt sehr deutlich, dass der Verlust zu Beginn der Infektionsperiode am größten war und dass sich die Produktivität am Ende des Jahres 2019 dem normalen Niveau näherte.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass keine der 13 Herden nach fünf Monaten wieder das alte Produktionsniveau erreicht hatte. Daher müssen weitere Wochen und Monate berücksichtigt werden, um den Gesamtverlust abschließend bewerten zu können.
Im Jahr 2013 wurde eine ähnliche Studie veröffentlicht. In einer Umfrage fehlte den acht beteiligten Herden nach dem PRRS-Einbruch im Schnitt nur ein abgesetztes Ferkel je Wurf. Der Vergleich zeigt, dass die neue PRRS1-Variante aus 2019 offensichtlich aggressiver ist. Offen bleibt auch die Frage, ob die 13 berücksichtigten Herden repräsentativ sind. Es wurden nur Betriebe berücksichtigt, die freiwillig ihre Daten zur Verfügung stellten.
Fazit
- Im Sommer 2019 wurde ein rekombinierter PRRS-Stamm über die KB verschleppt. Die Auswirkungen wurden in 13 dänischen Herden untersucht.
- Die Anzahl lebend geborener Ferkel ging zurück und die Anzahl totgeborener Ferkel stieg. Die Ferkelsterblichkeit hatte sich in mehr als der Hälfte der Herden nahezu verdoppelt.
- Fünf Monate nach dem PRRS-Einbruch war in den meisten Herden das alte Produktionsniveau noch nicht wieder erreicht.
Quelle: Charlotte Kristensen et al.: Produtionstab 5 måneder efter smitte med en ny prrs1-variant, Seges-Notat Nr. 2008