Die freie Abferkelung verursachte hohe Ferkelverluste und deutlich mehr Arbeit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung an der Universität Gießen, die im hessischen Landwirtschaftszentrum Eichhof (120 Sauen) stattfand.
Im Betrieb sind 48 Abferkelplätze vorhanden. Vier davon wurden von zwei Stalleinrichtern als Bucht zur freien Abferkelung (FA) mit kurzfristiger Fixierungsmöglichkeit umgebaut. Die anderen blieben als Buchten mit Ferkelschutzkorb (FSK) bestehen.
In 36 Durchgängen wurden bei 350 Abferkelungen insgesamt 5383 Ferkel geboren. Die Ferkelverluste wurden detalliert erfasst sowie verschiedene Arbeitsvorgänge per Video aufgezeichnet, um den Zeitaufwand zu kalkulieren.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- In den FA-Buchten wurden je Wurf im Schnitt 15,9 Ferkel lebend geboren, in den Buchten mit Schutzkorb 15,3 Ferkel.
- Von den lebend geborenen Ferkeln verstarben in den FA-Buchten 16,9% bis zum Wurfausgleich, 9,6% davon wurden erdrückt. In den Buchten mit Ferkelschutzkorb ließen dagegen bis zum Wurfausgleich nur 9,9% der Ferkel ihr Leben. Davon wurden 5,1% erdrückt.
- Rund 6% der Sauen in FA-Buchten griffen zum „Schutz der Ferkel“ den Tierbetreuer an.
- Das tägliche Entfernen des Kotes dauerte in den FA-Buchten deutlich länger als in Buchten mit Schutzkörben (65,2 Sekunden vs. 10,2 Sekunden, siehe Übersicht).
- Das Ein- bzw. Ausstallen ging bei den FA-Buchten zügiger über die Bühne als bei den Buchten mit Schutzkorb (40 vs. 56 Sekunden).
- Dagegen dauerte die Sauenbehandlung in einer FA-Bucht mehr als doppelt so lange wie in Buchten mit FSK. Hier wurden lediglich im Mittel 16 Sekunden benötigt. In 20% aller Fälle musste die Sau in der FA-Bucht fixiert werden.
- Auch die Behandlung eines Wurfs nahm in einer FA-Bucht mit 166 Sekunden deutlich mehr Zeit in Anspruch als in Buchten mit Schutzkorb (117 Sekunden).
- In der Summe kamen für die genannten Arbeiten 0,91 Stunden je Sau und Jahr zusammen, wenn es sich um eine Bucht mit FSK handelte. Für die FA-Buchten waren es 1,41 Arbeitsstunden je Sau und Jahr.
- Durch die um 0,5 Stunden je Sau und Jahr höhere Arbeitszeit ergaben sich bei einem Lohnansatz von 17,50 € je Stunde Mehrkosten in Höhe von 8,74 € je Sau und Jahr. Für einen 200er-Sauenbetrieb summieren sich die Lohnkosten für den zusätzlichen Arbeitsaufwand auf 1748 €.
Fazit: Eine Bucht zum freien Abferkeln kann aus Gründen des Tier- und Arbeitsschutzes gegenwärtig nicht empfohlen werden. Auch der Betreuungsaufwand ist deutlich höher. Einen guten Kompromiss stellt die Bewegungsbucht mit kurzer Fixierung der Sau im geburtsnahen Zeitraum dar.
Kontakt: Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de