Die Immunokastration ist eine nachhaltige Alternative zur Ferkelkastration. Sie wird jedoch nur begrenzt vom Markt akzeptiert, da unklar ist, ob das Verfahren unter praktischen Bedingungen funktioniert. In einem Versuch auf der Versuchsstation Unterer Lindenhof der Uni Hohenheim wurden 48 Eber, 48 Immunokastraten und 48 Börge unter drei verschiedenen Bedingungen gehalten:
- Standard (n = 36): Die Haltung entsprach konventionellen Bedingungen;
- Komfort (n = 36): Die Tiere hatten doppelt so viel Platz sowie Außenklimakontakt (Öko-Bedingungen);
- Sozialer Stress (n = 72): Die Tiere wurden unter Standardbedingungen gehalten, jedoch wiederholt gemischt, um sozialen Stress zu induzieren.
Alle Schweine waren eine Kreuzung von Piétrain x Landrasse. Die Impfung gegen Ebergeruch erfolgte in der 12. und 22. Lebenswoche. Die Immunantwort wurde durch Messung der GnRH-Bindung und ihrer Folgen für die Testosteronkonzentration und die Entwicklung des Genitaltrakts quantifiziert. Um einen Fütterungseffekt zu vermeiden, wurden alle Tiere mit dem gleichen Futter versorgt. Die Einzelgewichte der Schweine wurden in der Woche 10, 17, 22 und 27/28 (Schlachten) erfasst. Die Zunahmen wurden für die Phase 1 (10. bis 17. Woche), 2 (18. bis 22. Woche) und 3 (ab 23. Woche) kalkuliert.
Die wichtigsten Ergebnisse
- GnRH-Bindungs- und Testosteronspiegel zeigten, dass die Immunokastration die Hodenfunktionen nach der zweiten Impfung zuverlässig unterdrückte. Auch das Gewicht der Hoden war deutlich reduziert.
- Die Haltungsbedingungen hatten keinen Einfluss auf Impferfolg bzw. Gewicht der Fortpflanzungsorgane.
- Die Wachstumsleistungen der drei Gruppen variierten während der Mastperiode. Zu Beginn der Mastperiode zeigten die Kastraten eine Tendenz zu höheren Werten im Vergleich zu intakten oder geimpften Ebern (911 g vs. 854 g bzw. 864 g). Dies galt auch für die zweite Mastphase.
- Nach der zweiten Impfung (Phase 3) erreichten die Immunokastraten mit 967 g die höchsten Werte. Eber bzw. Börge lagen bei 869 bzw. 816 g.
- Während des gesamten Mastzeitraumes waren die Unterschiede zwischen den Geschlechtsgruppen weniger ausgeprägt und erreichten nicht das Signifikanzniveau. Insgesamt lagen die Immunokastraten mit 906 g vorn. Dann folgen die Börge (879 g) und die intakten Eber (855 g).
- Tiere aus der Mischgruppe zeigten in der zweiten und dritten Mastphase geringere Wachstumsraten als Tiere aus der Gruppe mit viel Platz, während Tiere aus der Standardgruppe dazwischen lagen.
Schlussfolgerungen
Die Immunokastration ist auch unter suboptimalen Bedingungen ein zuverlässiges Verfahren zur Vermeidung von Ebergeruch. Sie kann hinsichtlich der Wachstumsleistungen mit den anderen Alternativen konkurrieren.
Kontakt: kress.kevin@uni-hohenheim.de, volker.stefanski@uni-hohenheim.de
Quelle: https://doi.org/10.3390/ani10010027