In vielen Studien zum Thema Schwanzbeißen stehen die Opfertiere im Mittelpunkt. Das eigentliche Problem stellen jedoch die Täter dar, die diese Verhaltensstörung entwickeln. Ein Projekt der Uni Kiel hat sich auf die Tätertiere und den Einfluss ihres Gesundheitsstatus auf das Schwanzbeißen fokussiert.
In drei Betrieben identifizierten die Wissenschaftler zunächst 30 Täter. Als Kontrolle diente je ein unauffälliges, gleichaltriges Tier desselben Betriebs.
An der Klinik für Kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover erfolgte eine umfangreiche Untersuchung der Tiere aus der Versuchs- und Kontrollgruppe. Insgesamt wurden 195 Parameter mit Bezug zum Gesundheitsstatus erhoben. Zunächst erfolgte eine klinische tierärztliche Allgemeinuntersuchung am lebenden Tier. Post mortem folgten Untersuchungen auf Gewebeveränderungen, Blutproben und Proben der Hirn- bzw. Rückenmarksflüssigkeit sowie der Nebennieren und Gehirne.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- In der Allgemeinuntersuchung zeigten sich die Tätertiere signifikant häufiger aufgeregt, die Kontrolltiere ruhiger.
- Tätertiere wiesen signifikant häufiger überlange Borsten auf.
- In den pathologischen Untersuchungen zeigten mehr Täter entzündliche Veränderungen des Magens in der Schleimhautregion „Pars Proventricularis“. Der Befund ist üblicherweise ein Vorstadium eines Magengeschwürs.
- Tätertiere waren tendenziell leichter und ließen häufiger die Schwänze herabhängen. Diese Ergebnisse ließen sich jedoch nicht statistisch absichern.
- Schwanzbeißer hatten tendenziell einen geringeren Serotonin- und Dopamingehalt in der Hirn- bzw. Rückenmarksflüssigkeit. Die Unterschiede ließen sich aber nicht absichern. Zwischen den Hirnen der Täter und der Kontrolltiere konnten keine strukturellen Unterschiede festgestellt werden.
- Alle Tiere der Versuchs- und Kontrollgruppe hatten im Blut einen Magnesiumwert unterhalb des Referenzwertes.
Fazit
Einzelne Täter stören die Haltung von Schweinen mit intaktem Ringelschwanz massiv. Die Untersuchungen zeigten u.a., dass die Täter im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant häufiger entzündliche Veränderungen des Magens aufwiesen und deutlich unruhiger waren. Kontakt:
iczycholl@tierzucht.uni-kiel.de
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