Die optimale Spermienzahl je Tube ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema. Der Standard liegt bei 1,8 Mrd. Gesamtspermien je Portion.
Technischer Fortschritt ermöglicht mittlerweile eine genaue Bestimmung der intakten und der defekten Spermien. Mit dieser Technik lässt sich die Besamungsportion nach der sog. Qualitätsspermienzahl abfüllen.
So stellt sich die Frage, ob eine Standardisierung der Spermienzahl auf 1,2 Mrd. intakter Spermien und die damit einhergehende Absenkung der Gesamtspermienzahl einen Einfluss auf den Besamungserfolg ausübt.
Hierzu wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Uni Osnabrück ein Versuch auf neun Praxisbetrieben durchgeführt. Das Sperma wurde von der GFS zur Verfügung gestellt.
Alle neun Betriebe setzten Sperma ein, dass mit der Vorgabe 1,2 Mrd. intakter Spermien (Versuchsgruppe) bzw. 1,5 Mrd. intakter Spermien je Tube hergestellt wurde. Größtenteils wurde der Sprung eines Ebers gesplittet, um den Vatereffekt möglichst gering zu halten. Die Tuben waren nicht speziell gekennzeichnet, sodass bei der Belegung keine Identifikation des verdünnten Spermas möglich war.
Hier das Ergebnis:
- Es konnten insgesamt 289 Sauen der Versuchs- und 241 besamte Sauen der Kontrollgruppe auf eine Trächtigkeit hin überprüft werden. Insgesamt rauschten 35 Sauen um, davon 22 regelmäßig.
- Die verringerte Spermienzahl hatte entgegen der Erwartung ein besseres Ergebnis gebracht. In der Versuchsgruppe betrug die Umrauschrate 4,9%. Dieser Wert war deutlich unter dem Wert der Kontrollgruppe mit 9,6%.Dieser Unterschied war statistisch absicherbar (siehe Übersicht).
- Es fiel auf, dass in der Kontrollgruppe deutlich mehr unregelmäßiges Umrauschen auftrat.
- Die Schwankungsbreite in Bezug auf Betrieb und Genetik lag bei 3,2 bis 11,0% Umrauscher. Diese Einflussgröße war nicht statistisch abgesicherbar.
Fazit: Es gibt keine Hinweise, dass eine Standardisierung der Spermienkonzentration auf 1,2 Mrd. Qualitätsspermien je Portion einen negativen Einfluss auf den Besamungserfolg hat. Die Umrauschrate war gleich bzw. besser. Zur Erhöhung der Belastbarkeit müsste dieser Versuch mit einem deutlich größeren Stichprobenumfang wiederholt werden.
Kontakt:
r.wassmuth@hs-osnabrueck.de
