Erhöhte Ammoniakwerte (NH3) schaden nicht nur den Tieren, sondern tragen auch zur Umweltbelastung bei. Daher sieht die novellierte TA Luft eine deutliche NH3-Minderung vor. Ammoniak emittiert u.a. aus dem Flüssigmist. Gleichzeitig ist die Güllelagerung in der Schweinehaltung die Hauptemissionsquelle für das klimaschädliche Methan.
In einem Projekt der Universität Bonn wurde daher mit den Projektpartnern Hölscher&Leuschner und SF-Soepenberg eine Technik zur Flüssigmistansäuerung entwickelt und in einem bestehenden Maststall nachgerüstet.
Die Ansäuerung fand in einem externen Prozessbehälter außerhalb des Tierbereiches statt. Mindestens zweimal wöchentlich wurde die Gülle aus den Kanälen in den Prozessbehälter gepumpt und der pH-Wert mithilfe einer Sonde erfasst. Auf dieser Basis hat die Technik dann Schwefelsäure (96%) in den Flüssigmist zudosiert, bis der Ziel-pH-Wert von 5,5 erreicht war.
Durch die Absenkung des pH-Wertes verschob sich das Stickstoffgleichgewicht in Richtung Ammonium, welches nicht gasförmig entweicht. Der frisch angesäuerte Flüssigmist gelangte nach der Ansäuerung zurück in den Güllekanal.
Die Wissenschaftler haben die Ansäuerung über drei Durchgänge zu verschiedenen Jahreszeiten hinsichtlich der Emissionen und des Managements untersucht. Dazu stand neben dem Versuchsabteil ein baugleiches Referenzabteil auf dem Campus Frankenforst der Universität Bonn zur Verfügung.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die NH3-Emissionen sanken im Schnitt um etwa 40%.
- Auch die Methanemissionen konnten deutlich gemindert werden (-67%).
- Die Emissionen von Ammoniak und Methan wurden in allen Jahreszeiten signifikant reduziert (siehe Übersicht).
- Es wurden 9,3 l bzw. 17,1 kg Schwefelsäure je Kubikmeter Gülle benötigt.
- Die Schwefelwasserstoffkonzentration war im Versuchsabteil zu keiner Zeit erhöht. Das Güllemanagement und eine ausreichende Belüftung des Prozessbehälters sind hier entscheidend.
- Die erstmalige Ansäuerung des Flüssigmistes erfordert Know-How, sodass der Landwirt diese auf keinen Fall eigenständig durchführen sollte.
- Der Anwender hat durch eine im Projekt entwickelte Logistik keinen Kontakt zur hochkonzentrierten Säure.
- Es können lediglich die NH3-Emissionen aus dem Flüssigmist reduziert werden – nicht die von verschmutzten Oberflächen. Die Effizienz der Ansäuerungstechnik könnte daher verbessert werden, wenn die Schweine ihre Bucht sauber halten.
Bleibt festzuhalten
Die Gülleansäuerung konnte die Ammoniak- und Methanemission im Stall um 40 bzw. 67% reduzieren. Neben dem Eintrag in die Luft senkt die Ansäuerung auch die Schadgasbelastung für Tier und Mensch. Das ist ein großer Vorteil gegenüber Techniken zur Abluftreinigung. Durch die abgeschirmte Dosiertechnik bleiben die Anwenderrisiken gering. Die Nachrüstung in bestehenden Ställen ist möglich.
Kontakt: overmeyer@uni-bonn.de
Den vollständigen Versuchsbericht finden Sie hier.