Im Gegensatz zu Wildschweinen brauchen Hausschweine nicht nach Futter zu suchen. Aber auch bei Stallhaltung bleibt das Wühlbedürfnis erhalten. Die Unterdrückung des Erkundungsverhaltens kann bei Schweinen tendenziell zu unerwünschten Verhaltensweisen führen, wie z.B. Schwanzbeißen.
Deshalb stellt sich die Frage, ob von erdartigen Beschäftigungsmaterialien wie Wühlerde eine positive Wirkung auf das Verhalten zu erwarten ist? In einer Untersuchung am Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in Sachsen haben Wissenschaftler den Einsatz von Wühlerde als kau- und fressbares Beschäftigungsmaterial und die Auswirkungen auf Verletzungen und biologische Leistungen untersucht. Insgesamt 1864 Ferkel stallte man über elf Durchgänge ein. Die Tiere unterschieden sich im Kupiergrad von ⅓ kupiert, ⅔ kupiert sowie unkupiert.
Den Ferkeln der Versuchsgruppe wurden zwei handelsübliche Wühlerden „BG Wühlerde“ von Schulze Bremer bzw. „Trouw Compost“ von Trouw Nutrition als Beschäftigungsmaterial ergänzend zur Hauptfütterung angeboten. Die Materialien wurden zwei- bis viermal täglich von Hand vorgelegt. Die Kontrollgruppe erhielt kein Torfprodukt zur Beschäftigung. Zu Versuchsbeginn und am Ende der Aufzucht an Tag 35 wurden die Tiere gewogen. Zudem erfolgte eine Bonitur der Schwanzverletzungen durch Nekrosen bzw. Schwanzbeißen.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Ferkel haben beide Produkte bewühlt und wie Futtermittel gefressen. Der Verbrauch lag bei dem Wühlkompost bei rund 28 g pro Tier und Tag. Bei der Wühlerde waren es ca. 40 g pro Tier und Tag. Das führte zu einer Verbesserung der Faserversorgung von etwa 6 bis 7 g je Ferkel und Tag.
- In der gesamten Aufzucht verbrauchte die Versuchsgruppe mit Kompost rund 1 kg pro Tier, bei der Wühlerde waren es 1,4 kg pro Tier. Das führte zu zusätzlichen Kosten von 0,74 bzw. 1,28 € je aufgezogenem Ferkel.
- Die biologischen Leistungen unterschieden sich zwischen den Versuchsgruppen (siehe Übersicht). Die Tiere, die Wühlerde erhielten, hatten mit 539 g/Tag signifikant höhere Zunahmen als die Tiere, die Kompost erhielten (523 g/Tag). Bei gemeinsamer Verrechnung beider Versuchsgruppen ergaben sich allerdings keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 528 g/Tag.
- Beide Versuchsgruppen verbrauchten mit 932 g pro Tier und Tag (Kompost) und 985 g pro Tier und Tag (Wühlerde) eher weniger Futter gegenüber der Kontrollgruppe mit 996 g pro Tier und Tag, ohne dass sich dies negativ auf die Zunahmen auswirkte.
- Das Wühlmaterial wirkte sich vor allem bei un- und langkupierten Ferkeln positiv auf Verletzungen und Nekrosen an Schwänzen und Ohren aus.
- In den Versuchsgruppen stellte man ca. 2% weniger Ferkel mit Ohrrandnekrosen fest.
Fazit
Der Einsatz von Wühlerde hat ähnlich wie pelletierte rohfaserreiche Beschäftigungsfutter sowohl einen Beschäftigungseffekt als auch einen ernährungsphysiologischen Nutzen.
Die bessere Futterverwertung muss vor dem Hintergrund des Wühlbedürfnisses der Tiere gesehen werden. Ohne das Angebot eines geeigneten Materials wird das Hauptfutter ein Stück weit mehr zum Wühlen missbraucht und verschwindet mit Konsequenzen für den Futteraufwand unter dem Spaltenboden.
Kontakt: eckhard.meyer@smul.sachsen
Den Originalbericht