Aktivitätsmuster von Sauen können heute per Videoanalyse exakt beschrieben werden. Ziel einer am Nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) durchgeführten Studie war es, herauszufinden, ob das Sauenverhalten das Überleben und die Leistungen der Ferkel beeinflusst. Dazu wurden Videoaufnahmen von 21 Large White-Sauen (LW) und 22 Meishan-Sauen (MS) vor, während und nach der Geburt ausgewertet.
Die erstgebärenden Tiere wurden auf der Versuchsstation Le Magneraud in 286 cmx255 cm großen Freilaufbuchten untergebracht. Die durchschnittliche Wurfgröße betrug bei LW-Sauen 14,9 und bei MS-Sauen 12,7 geborene Ferkel.
Die Forscher kombinierten eine Längsschnittanalyse sowie eine Clustermethode, um Gruppen von Sauen mit ähnlichem Aktivitätsmuster zu bestimmen. Dabei wurden drei Zeiträume definiert: vor dem Abferkeln (T-3 bis T-1), am Tag des Abferkelns (T0) und die Zeit nach der Geburt (T1 bis T7). Die Auswirkungen des Verhaltens der Sauen auf das Überleben der Ferkel wurden jeweils mit verschiedenen Modellen bewertet. Das Wachstum der Ferkel wurde ebenfalls analysiert und mit der Aktivität der Mutter in Verbindung gebracht.
Hier die Ergebnisse:
- Den Aktivitätsmustern beider Rassen lag ein breites Spektrum an Variationen zugrunde. Mehrere spezielle Aktivitäten der Sau, die in unterschiedlichen Zeitfenstern stattfanden, hatten Einfluss auf das Überleben der Ferkel.
- Am Tag vor dem Abferkeln senkte eine zusätzliche Stunde im Stehen das Risiko der Ferkelsterblichkeit um 28%. Dies unterstreicht, wie wichtig u.a. das Nestbauverhalten für die späteren Phasen der Geburt und Laktation ist.
- Sauen, die vor dem Abferkeln unruhiger waren, blieben dies auch in der frühen Laktation. Diese Einstellung wirkte sich positiv auf das Überleben der Ferkel aus.
- Sauen, die in der ersten Woche nach der Geburt durchschnittlich eine Stunde länger mit freiem Zugang zum Gesäuge lagen, hatten ebenfalls deutlich weniger Ferkelverluste.
- Auch hatte das Verhalten der Sauen für das Wachstum der Ferkel eine Bedeutung. Zum Zeitpunkt der Geburt erwiesen sich häufige Positionswechsel als eher schädlich für die Gewichtszunahme der Ferkel. In der frühen Laktation waren sie dagegen vorteilhaft, da die Ferkel dann reaktionsfreudiger sind, um zum Säugen zu gehen.
Schlussfolgerungen
Verhaltensmuster verraten mehr über die mütterlichen Fähigkeiten der Sau als punktuelle Beobachtungen. Die künstliche Intelligenz soll nun die Zeitfenster identifizieren, in denen das Verhalten der Sau die Leistung der Ferkel am stärksten beeinflusst. Letztendlich werden diese Analysen es ermöglichen, die mütterlichsten Sauen zu identifizieren und für die Zucht auszuwählen.
Kontakt: oceane.girardie@inrae.fr