Eine der größten Herausforderungen der modernen Schweineproduktion ist das Schwanzbeißen. Ziel einer Studie an der Uni Göttingen (Department Nutztierwissenschaften) war, die Auswirkungen von Abferkel- und Aufzuchtsystemen auf Schwanzläsionen und -verluste von kupierten und unkupierten Schweinen zu untersuchen.
Der Versuch wurde im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp über sieben Durchgänge durchgeführt. Insgesamt wurden 2271 Absetzferkel (50% weibliche Ferkel, 50% Eberferkel) einbezogen. Die Säugeperiode fand in Buchten mit Ferkelschutzkorb, in Buchten mit freier Abferkelung sowie in der Gruppenhaltung säugender Sauen statt.
Die Ferkel durchliefen entweder eine konventionelle Aufzucht und wurden dann neu gruppiert und in die Mast gegeben (CONV = konventionell). Alternativ wurden sie in sogenannten Wean-to-finish-Buchten großgezogen, bei dem die Schweine bis zur Schlachtung mit höherem Platzbedarf während der Aufzucht in ihren Ställen blieben (WF = Wean to finish). Wöchentlich wurden Schwanzläsionen und -verluste bei jedem Einzeltier bewertet.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Ab zweiter Woche nach dem Absetzen stieg der Anteil verletzter Tiere in allen Gruppen an. Einen Einfluss des Haltungssystems im Abferkelbereich konnte nicht nachgewiesen werden.
- Es traten große Unterschiede zwischen den Durchgängen auf. Bei den Durchgängen 1 und 2 betrug der Anteil Ferkel mit Schwanzverletzung 30%. Im Durchgang 6 hingegen betrug die Rate verletzter Tiere nur 9,5%.
- Das Aufkommen von Schwanzläsionen war bei unkupierten CONV-Tieren insgesamt höher als bei nicht kupierten WF-Schweinen (Maximum: CONV 58,0%, WF 41,2%, siehe Übersicht).
- Das Schwänzebeißen führte zu Teilverlusten. Am Ende der Aufzuchtperiode zeigten 16,3% der nicht kupierten CONV-Schweine Schwanzverluste. Nur 2,9% der WF-Tiere wiesen am Ende der Aufzucht Schwanzverluste auf, weniger als ein Fünftel im Vergleich zu den CONV-Tieren.
- Am Ende der Mastperiode verloren die meisten CONV-Schweine Teile ihres Schwanzes (67,6%). Nur 38,2% der WF-Tiere wiesen Schwanz(teil)verluste auf.
- Der signifikante Einfluss des Aufzuchtsystems auf die Schwanzverluste am Ende der Mast könnte durch das höhere Platzangebot erklärt werden. Auch wurde bei Wean-to-finish nicht umgruppiert, was ebenfalls positiv zu sehen ist.
- Männliche Tiere waren häufiger die Opferschweine. Am Ende der Aufzuchtperiode zeigten 9,8% der männlichen Tiere Schwanzverluste (Weiblich: 5,1%). Zum Mastende hin verloren 64,9% der Masteber Teile ihres Schwanzes (Weiblich: 41,2%).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Abferkelsysteme keine Auswirkungen zeigten, das Wean-to-finish-Aufzuchtsystem jedoch die Häufigkeit von Schwanzläsionen und -verlusten verringert. Die Kurven der Schwanzläsionen nahmen hier langsamer zu und blieben auf einem niedrigeren Niveau, was ebenfalls zu geringeren Verlusten führte. Kontakt: maria.gentz@uni-goettingen.de www.mdpi.com/2077-0472/10/4/130