Höhere Tierwohlstandards verursachen höhere Arbeitskosten. Doch bei welchen Haltungssystemen ist der Aufwand besonders hoch? Das hat die Fachhochschule Südwestfalen am Standort Soest in einer Masterarbeit in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NRW in 26 Schweinemastbetrieben ermittelt.
Zu den untersuchten Haltungssystemen zählten Kistenställe (K), Tiefstreuställe (T), Pigport 3-Ställe (P3), Pigport 5-Ställe (P5) sowie Umbaulösungen (U) eines konventionellen geschlossenen Stalls. Zusätzlich erfolgte eine Erfassung der Arbeitszeit in konventionellen Ställen mit organischem Beschäftigungsmaterial, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen (ITW-Ställe).
Dabei unterschied man zwischen der Zeit für Routine- und Sonderarbeiten. Zur Routinearbeit zählten Füttern, Einstreuen und die Tierkontrolle. Diese Arbeit wurde in mindestens zwei Betrieben je Haltungssystem anhand eines Arbeitstages mit einer Stoppuhr überwacht. Auf den übrigen Betrieben erfolgte die Arbeitszeiterfassung anhand eines Fragebogens.
Auch der Aufwand für Sonderarbeiten wie das Ein- oder Umstallen, die Reinigung oder den Tierverkauf wurde per Fragebogen erhoben. Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs fand keine statistische Auswertung der ermittelten Zeiten statt, sondern es wurden die ausgewerteten Zeiten der einzelnen Betriebe angegeben.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Arbeitszeit schwankte stark zwischen den Betrieben (siehe Übersicht).
- Den geringsten Gesamtarbeitszeitaufwand wiesen die ITW-Ställe auf. Aber auch zwei Tiefstreusysteme überzeugten mit einem niedrigen Gesamtarbeitsaufwand.
- Kistenställe und Pigport 5-Ställe lagen bei der Gesamtarbeitszeit eher im mittleren Bereich.
- Der höchste Gesamtarbeitszeitaufwand wurde bei den betriebsindividuellen Umbaulösungen erfasst. Bei einigen Betrieben lag dieser bei fast 4 Stunden pro Jahr und Mastplatz!
- Auch die Pigport 3-Ställe hatten mit 1,5 bis fast 4 Stunden einen vergleichsweise hohen Gesamtarbeitszeitaufwand.
- Dieser Trend wurde auch bei den Routinearbeiten deutlich. Die Arbeit für die Tier- und Technikkontrolle nahm die meiste Zeit in Anspruch, ebenso die Reinigungsarbeiten. Je nach System war auch ein erhöhter Arbeitsaufwand für das Einstreuen der Buchten erforderlich.
- Beim Vergleich der Sonderarbeitszeit gab es keinen Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Haltungssystem. Der Tierverkauf und die Vollreinigung nahmen den höchsten Arbeitszeitanteil ein.
Festzuhalten bleibt
Die Umstellung auf alternative Haltungssysteme erhöht die Arbeitsbelastung für Betriebe. Insbesondere bei Umbaulösungen ist mit einem hohen Arbeitsaufwand zu rechnen, da oft Kompromisse eingegangen werden müssen.
Der Umfang der zu erwartenden Mehrarbeit hängt jedoch stark vom gewählten Haltungssystem und dem individuellen Betriebsmanagement ab. Das erschwert einen generellen Vergleich der Arbeitszeit.
Betriebe sollten entscheiden, ob sie den zusätzlichen Arbeitsaufwand bewältigen können. Zudem ist es wichtig, dass sie die Mehrarbeit entsprechend honoriert bekommen. Dabei ist eine gesonderte Vermarktung unerlässlich.
Kontakt: Henrik Ohlendorf
henrik.ohlendorf@lwk.nrw.de
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