Die Schwanzhaltung des Schweines und sein Wohlbefinden sind eng verknüpft. Sie ist ein guter Indikator für das aktuelle Stressniveau eines Tieres. Ob sich hierauf ein Frühwarnsystem für Schwanzbeißen aufbauen lässt, sollte eine Untersuchung an der Universität Kiel zeigen.
Auf dem Versuchsbetrieb Futterkamp wurden vier Gruppen mit je 24 Aufzuchtferkeln 40 Tage videoüberwacht. Dabei handelte es sich um unkupierte Pi-Kreuzungstiere. Zweimal wöchentlich wurden die Schwanzverletzungen bzw. -verluste erfasst. In der Videoauswertung wurde die Schwanzhaltung aller stehenden Schweine erfasst. Es wurde zwischen einer erhobenen (unbedenklich) und hängenden Haltung (riskant) unterschieden.
Aus den Daten des Schwanzbeißverhaltens wurden sogenannte Netzwerke erstellt. Dabei bilden die Tiere die Knoten und die Interaktion Beißen die gerichtete Kante. Der Vorteil der sozialen Netzwerkanalyse besteht darin, neben den direkten auch die indirekten Beziehungen darstellen zu können.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Verletzte Schwänze werden seltener erhoben getragen. Bereits bei einem Schweregrad der Verletzung von 2 war dies der Fall. Bei einem Schweregrad von 3 wurde in unter 30% der Fälle eine erhobene Haltung registriert. Bei Tieren mit heilen Schwänzen lag die Quote bei nahezu 60% (s. Übersicht).
- Die Position in der Bucht hat Einfluss auf die Schwanzhaltung. Vor dem Futtertrog werden die Schwänze seltener erhoben getragen. Denn es kam direkt am Futtertrog häufiger vor, dass das Tier gebissen wurde.
- Die Wahrscheinlichkeit für eine riskante Schwanzhaltung hing auch von der Position innerhalb des Netzwerkes ab. In künftigen Untersuchungen können die Tiere anhand der Netzwerkparameter klassifiziert werden.
Resümee: Einzelne Tiere mit hängenden Schwänzen bedeutet nicht, dass Sofortmaßnahmen gegen Schwanzbeißen eingeleitet werden müssen. Nimmt allerdings die Anzahl Tiere mit erhobenen Schwänzen deutlich ab, ist das Risiko groß, dass in naher Zukunft Schwanzbeißereignisse auftreten.
Kontakt: jkrieter@tierzucht.uni-kiel.de