Larven verringern aggressives Verhalten

In einer Studie der Uni Wageningen wurde untersucht, wie sich lebende Larven auf das Verhalten von Absetzferkeln auswirken.

Larven der Schwarzen Soldatenfliege sind reich an Fett, Kalzium und Eiweiß mit einem für Schweine geeigneten Aminosäureprofil. Sie sind schmackhaft und haben einen hohen Feuchtigkeitsgehalt. Deshalb sind sie für frisch abgesetzte Ferkel interessant, die an flüssige Milch gewöhnt sind.

In einer Studie der Uni Wageningen wurde untersucht, wie sich die Gabe von lebenden Larven auf das Verhalten der Ferkel nach dem Absetzen, ihre Ängstlichkeit und die biologischen Leistungen auswirkt. Dafür wurden 32 weibliche, kupierte Ferkel (Pi x TN70) in zwei Gruppen aufgeteilt. Jeweils zwei Schweine wurden in einer Bucht mit planem Boden gehalten.

Die Kontrollgruppe erhielt zweimal täglich um 9 und um 13 Uhr Holzspäne. Die Versuchsgruppe bekam zu denselben Zeiten lebende Schwarze Soldatenfliegenlarven. Vom ersten bis zum vierten Tag nach dem Absetzen waren es 75 g pro Bucht, ab dem fünften bis zum elften Tag 150 g. Die Kontrolltiere erhielten 100 bzw. 200 g Holzspäne pro Bucht.

Die lebenden Larven waren 14 Tage alt und wurden wöchentlich geliefert und bei 12 °C gelagert. Um ihre Aktivität zu erhöhen, wurden sie etwa 30 Minuten vor der Gabe bei Raumtemperatur erwärmt.

Das Verhalten der Tiere hat man am 2., 5. und 8. Tag beobachtet. Am 10./11. Tag wurde zudem ein Verhaltensexperiment durchgeführt. Ergänzend wurden die biologischen Leistungen erfasst.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Die Gabe einer kleinen Menge lebender Larven führte dazu, dass die Versuchsferkel den Boden stärker erkundeten, als das die Kontrollferkel machten. Entsprechend verringerte sich auch ihre sogenannte orale Manipulation von anderen Objekten, also das Bewühlen bzw. Anstupsen von Buchtengenossen mit der Rüsselscheibe. Diese Effekte traten über den gesamten Tag hinweg auf, obwohl die Larven täglich nur vorübergehend vorhanden waren.
  • Zudem kämpften die Versuchsferkel weniger und verbrachten weniger Zeit mit dem Fressen ihrer Futterpellets. Aufgrund der Nahrhaftigkeit der Larven erreichten sie dennoch minimal höhrere Tageszunahmen wie die Kontrollferkel.
  • Im Verhaltensexperiment waren die Versuchsferkel weniger ängstlich vor einem neuen Objekt als die Kontrollferkel, wenn ihnen dieses in einer ungewohnten Umgebung vorgestellt wurde. Die Forscher deuten das als Signal, dass die Beschäftigung mit den lebenden Larven den Absetzstress der Ferkel verringert hat.

Fazit

Die Bereitstellung von lebenden Larven lenkte das Erkundungs- und Manipulationsverhalten weg von Gegenständen und Artgenossen und hin zum Boden, auf dem die Larven angeboten wurden. Gleichzeitig nahmen Aggressionen ab.

Die Larven stellen laut den Forschern also eine Bereicherung der Umgebung dar und mildern so den Absetzstress der Ferkel. Der geringere Stresspegel könnte dazu geführt haben, dass sich ihr Verhaltensrepertoire auf günstigere Muster verlagert und aggressive Verhaltensweisen reduziert hat. Insgesamt können Insektenlarven also das Wohlbefinden der Ferkel nach dem Absetzen fördern.

Weitere Infos

Welche Möglichkeiten Insektenproteine allgemein bieten, lesen Sie im Interview mit Wolfgang Westermeier von FarmInsect in der aktuellen SUS 6/2021 oder online hier.