Posphor ist in der Landwirtschaft im Fokus. In der Schweinehaltung geht es vor allem um die mit der Gülle ausgebrachten P-Mengen. Denn in vielen Betrieben ist Phosphor der erstlimitierende Faktor bei der Düngung. Zudem sind die globalen Vorräte an Phosphor begrenzt. Daher gilt es, den Rohstoff effizient einzusetzen.
Neben stark N- und P-reduziertem Futter sind sehr stark bis hin zu extrem stark reduzierte Rationen im Gespräch. Als Faustgröße gilt: Ein Zehntel Gramm weniger Phosphor im Futter kann den P-Anfall in der Gülle um 10% senken.
Allerdings sollte der Abbau von Sicherheitszuschlägen auch beim Phosphor behutsam erfolgen. Denn im Zentrum steht die Frage: Wie weit können wir die P-Gehalte senken, ohne die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schweine zu gefährden?
Auf Verdaulichkeit achten
- Mangel: Schweine mit einem Phosphormangel können in allen Altersstufen u.a. Fundament- und Klauenprobleme zeigen. Hinzu kommen übergeordnete Aspekte wie verminderte Wachstumsleistungen und Kannibalismus. Zeigt sich eine Mangelversorgung, ist z.B. durch die Umstellung des Mineralfutters kurzfristig gegenzusteuern. Wer frühzeitig reagiert, kann durch die Optimierung der Fütterung oft viel erreichen. Bei wachsenden Tieren ist es aber mitunter schwierig, die Schäden ganz zu beheben. Bei anhaltenden Problemen ist der Hoftierarzt hinzuzuziehen. Dieser kann bei Bedarf auch Tiere zur Sektion senden.
- Untergrenzen: Der Getreide- und Sojaanteil einer Ration enthält bereits rund 4 g Phosphor je kg Futter. Dieser native Gehalt lässt sich nicht unterschreiten. Ballaststoffreiche Rohfaserträger wie Getreidenachprodukte, Extraktionsschote und Malzkeime sowie unnötig hohe Phosphorwerte im Mineralfutter treiben die P-Gehalte nach oben.
- Futteranalysen: Wer die P-Gehalte und Sicherheitszuschläge senken will, muss die Inhaltsstoffe der Rohkomponenten exakt kennen. Die Daten aus den DLG-Futterwerttabellen sind hier zu ungenau. So zeigen Praxiserhebungen, dass die Laborergebnisse bei allen vier Getreidearten beim P-Gehalt deutlich hinter den Tabellenwerten zurückbleiben. Bei Gerste waren die Mindergehalte besonders hoch.
Oft wird das Hofgetreide mit dem kostengünstigen NIRS-Verfahren untersucht. Dabei handelt es sich um eine physikalische Messung, die mit Eichkurven arbeitet. Die Phosphor-Gehalte kann die NIRS-Methode nicht ermitteln. Sie müssen aus Tabellen entnommen werden. Dies birgt Unsicherheiten und kann zu Fehleinschätzungen führen. Insbesondere bei einer starken P-Absenkung sollte der Betrieb seine Komponenten regelmäßig auch nasschemisch untersuchen lassen.
Rationen sorgfältig planen
- Verdaulichkeit: Hoch verdauliche Komponenten sind das A und O bei der Phosphorabsenkung. Eine hohe P-Verdaulichkeit bieten Weizen, CCM und Molke, während Gerste im Mittelfeld liegt. Körnermais bietet aufgrund der Trocknung nur eine stark verminderte P-Verdaulichkeit von 15%.
Die Phosphorabsenkung stößt an ihre Grenzen, wenn Komponenten mit hohen P-Gehalten verfüttert werden. Dazu zählen vor allem die meisten Nebenprodukte wie Rapsextraktionsschrot, Kleie oder Trockenschnitzel. Für eine optimale Versorgung sollte die Rationsplanung auf Basis des verdaulichen Phosphors erfolgen.
- Kalzium: Soll der Phosphorgehalt im Futter spürbar sinken, kommt es auch auf das richtige Kalziumangebot an. Denn die beiden Mineralstoffe stehen in engen Wechselwirkungen zueinander. In Schweinerationen soll das Kalzium-Phosphorverhältnis zwischen 1,25 und 1,60:1 liegen. Das heißt: Bei Rationen mit besonders niedrigen P-Gehalten müssen auch die Kalziumgehalte reduziert werden. In der Aufzucht und Vormast ist ein ausgewogenes Verhältnis besonders wichtig.
- Rohfaserquelle: Bei den Faserfuttern sticht die Weizenkleie mit hohen Phosphorgehalten heraus. Zweistellige Einsatzmengen im Mastfutter sind damit im Rahmen der P-Absenkung tabu. Als Ersatz kommen vor allem Trockenschnitzel und Sojaschalen infrage, aber auch Haferschälkleie. Trockenschnitzel sind etwas teurer, weisen aber leicht höhere Rohfasergehalte auf. Auch energetisch sind sie der Weizenkleie überlegen. Sojaschalen sind mindestens 4 €/dt teurer als Kleie. Sie bringen aber sehr viel Rohfaser mit und enthalten hohe Anteile bakteriell fermentierbarer Substanz. Haferschälkleie ist die günstigste Alternative.
Eigenmischer mit Flüssigfütterung können über den Einsatz von Pressschnitzeln nachdenken. Diese können mit 10 bis 15% Anteil zusammen mit CCM einsiliert werden.
Richtige Ergänzer
- Mineralfutter: Schweine können organisch gebundenen Phosphor aus pflanzlichen Komponenten nicht direkt verwerten. Hierfür fehlen ihnen die nötigen Enzyme. Aus anorganischen Quellen stammender Phosphor ist für die Tiere je nach Komponente in unterschiedlichem Maße aber insgesamt besser verfügbar. Der Phosphorbedarf wachsender Schweine wird daher in der Regel aus einer Kombination von anorganischen und organischen Phosphorquellen gedeckt. Dem Mineralfutter kommt somit eine Schlüsselrolle zu.
- Phytasen: Mittlerweile Standard in der Schweinefütterung ist die Verwendung von Phytasen. Das Enzym macht den an Phytat gebundenen Phosphor der Futterpflanzen für das Schwein verfügbar. Bei Weizen, Gerste, Triticale und Roggen liegt der an Phytat gebundene Anteil bei rund 65% des Gesamtphosphors. Auch beim Raps- und Sojaextraktionsschrot ist der Anteil an phytatgebundenem Phosphor hoch. Der Zusatz von Phytase im Futter steigert die Verdaulichkeit des Phosphors.
Phytasen der neuen Generation sollen deutlich effizienter arbeiten. Sie werden aus Pilzen oder Bakterien gewonnen und können schneller wirken und ein weiteres pH-Wert-Spektrum abdecken. Zudem sollen die neuen Phytasen bei hoher Dosierung z.B. mit 2000 FTU/kg die Verfügbarkeit weiterer Spurenelemente und Aminosäuren optimieren.
- Blutanalyse: Wenn die P-Versorgung reduziert wird, ist der Phosphorgehalt im Blut verringert. Auch kann eine rückläufige Masse und schlechtere Mineralisierung bestimmter Knochen beobachtet werden. Anhand tierexperimenteller und laboranalytischer Untersuchungen wurden Richtwerte für Masttiere von knapp 20 bis 100 kg Körpermasse festgelegt.
Der P-Gehalt im Blutserum eines Einzeltieres sagt allerdings nicht viel aus. Deshalb sollten drei bis vier Proben aus einer Alters- bzw. Fütterungsgruppe ins Labor gesandt werden. Untersuchungen zu Kalzium- und Phosphorgehalten im Knochen sind aufwendig und teuer, aber sehr informativ. Bei Verdacht auf einen P-Mangel sollte man sich zuerst um das Futter kümmern, bevor man Tierproben untersuchen lässt.