ASP: DBV fordert mehr Initiative vom Bund

Die Schweinehalter in den betroffenen Bundesländer fürchten um ihre Existenz und brauchen Hilfe.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) nimmt die Bundesregierung bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in die Pflicht. Der Bund müsse sich im Kampf gegen die ASP „deutlich stärker engagieren“, forderte DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier am vergangenen Mittwoch bei einem vor-Ort-Termin in Ost-Brandenburg nahe der polnischen Grenze. Es müsse alles getan werden, dass sich die ASP nicht weiter ausbreite. Der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) Brandenburg, Hendrik Wendorff, betonte ebenfalls die Verantwortung des Bundes gegenüber den schweinehaltenden Betrieben. Die Brandenburger Erzeuger seien durch den Ausbruch der ASP unverschuldet in eine existenzielle Notlage geraten, aus der sie sich nicht selbst befreien könnten. „Sie benötigen dringend kurzfristig eine wirksame Unterstützung, ansonsten stehen die meisten vor dem Aus und das Land verliert endgültig seine regionale Produktion“, warnte Wendorff. Der LBV-Präsident betonte, ebenso wie der Vizepräsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), Gunther Zschommler, die nationale Dimension der entstanden Schäden. „Aus sächsischer Sicht muss die ASP endlich als nationale Seuche anerkannt werden“, so Zschommler. Anderenfalls drohe nicht nur der Zusammenbruch der sächsischen Schweineproduktion, sondern werde die ASP zur Bedrohung für den gesamtdeutschen Schweinebestand. Daher müsse der Bund nach Ausrufung der nationalen Seuche bei der EU umgehend eine Entschädigungserlaubnis beantragen, um den betroffenen Schweinehaltern unkompliziert beistehen zu können. Gleichzeitig sei der Schwarzwildbestand deutlich zu reduzieren. Neben dem DBV und mehreren Landesbauernverbänden waren auch der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Brandenburgische Jagdverband bei dem Treffen vertreten. Ziel war es, sich über den aktuellen Stand der Seuchenbekämpfung zu informieren und die nationale Tragweite der Seuche zu bekräftigen.

In 13 europäischen Ländern hat es in diesem Jahr bisher ASP-Nachweise gegeben. Nach Angaben des Friedlich-Loeffler-Instituts (FLI), die auf Daten des Tierseuchenmeldesystems (ADNS) fußen, wurden bis zum vergangenen Freitag insgesamt 12 035 Infektionen bei Wild- und Hausschweinen in der Europäischen Union einschließlich Serbiens, Moldawiens und der Ukraine festgestellt. Russland ist in dieser Statistik nicht berücksichtigt. Im gesamten Jahr 2020 hatte es 12 315 ASP-Ausbrüche gegeben; dieses Niveau dürfte bald übertroffen werden. Bei den Hausschweinen liegt die Zahl der aktuell gemeldeten ASP-Ausbrüche mit 1 703 bereits deutlich über dem Vorjahresniveau von 1 241 Fällen. Unrühmlicher Spitzenreiter ist hierbei Rumänien mit 1 520 Nachweisen; das waren 44 % mehr als im gesamten Vorjahr. Für Polen sind in diesem Jahr bisher 119 ASP-Einträge in Hausschweinebestände gemeldet; 2020 waren es 103. In Serbien haben sich die Ausbrüche von 16 auf zuletzt 32 Fälle verdoppelt. In Deutschland ist es bisher bei den drei Nachweisen aus dem Juli in Haltungen in Brandenburg geblieben. Beim Seuchengeschehen im Wildschweinebestand hatte es 2020 laut FLI insgesamt 11 074 ASP-Nachweise gegeben; Mitte November 2021 lag die Zahl der positiven Befunde bei 10 332. Die meisten davon entfielen mit 2 480 auf Ungarn; dicht dahinter folgten Polen mit 2 408 und Deutschland mit 2 273 Infektionen bei den Schwarzkitteln. Verschwunden von der Liste mit ASP-Fällen sind Belgien und Griechenland. In Bulgarien hat sich die Ausbreitung der Tierseuche im Wildschweinebestand von 533 Fällen im Vorjahr auf zuletzt 228 spürbar verringert; in der Slowakei dagegen von 388 auf 1 511 ASP-Nachweise deutlich erhöht.

In China ist unterdessen laut Wissenschaftlern des Harbin Veterinary Research Institute der Chinese Academy for Agricultural Science (CAAS) auch das Auftreten von ASP-Viren des Genotyps I nachgewiesen worden. Dieses war im 20. Jahrhundert mehrere Jahrzehnte in Portugal und Spanien verbreitet und ist derzeit auf der italienischen Insel Sardinien endemisch. Dieser Erregertyp ist den Forschern zufolge von geringerer Virulenz und zeichnet sich durch ein chronisches Krankheitsbild mit nekrotischen Hautläsionen und Gelenkschwellungen aus. Infizierte Schweine können im Frühstadium eines Seuchenausbruchs leichter übersehen werden, und die Wirkung eines potentiellen Impfstoffs auf der Grundlage des Genotyps II dürfte nach Einschätzung der Wissenschaftler sehr eingeschränkt sein. Nach längerer Zeit hat China am Montag vergangener Woche auch wieder offiziell einen ASP-Fall an die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gemeldet. Betroffen war ein Betrieb mit gut 1 000 Schweinen auf der südlich gelegenen Insel Hainan. Dort hatte es zuletzt im April 2019 ASP-Ausbrüche in Schweinehaltungen gegeben. AgE