ASP-Impfstoff noch ein langer Weg ​

Ein Problem ist die Komplexität des Virus.

Obwohl es zuletzt Medienberichte gab, wonach amerikanische Forscher bei der Entwicklung und Marktverfügbarkeit eines ASP-Imfstoffes große Fortschritte machen würden, sind die deutschen Wissenschaftler weniger zuversichtlich, dass es in naher Zukunft einen Impfstoff geben wird. Das hat der Leiter des Instituts für Virusdiagnostik, Prof. Martin Beer, auf der Frühjahrstagung des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT) verdeutlicht. Zwar sei die Vakzinentwicklung in der Vergangenheit im Veterinärbereich oft der Humanmedizin vorausgeeilt, erläuterte Beer am vergangenen Donnerstag in Berlin. Dennoch stießen die Immunologen selbst mit modernsten Impfstoffen bei Tierkrankheiten wie der ASP immer noch auf hohe Hürden. Nach Angaben von Beer sind die seit der Corona-Pandemie weltweit bekannten mRNA-Impfstoffe schon vor zehn Jahren zur Behandlung von Tieren entwickelt worden, konnten sich damals wegen hoher Kosten jedoch nicht durchsetzen. Bei der Immunisierung gegen hochansteckende Tierseuchen wie die ASP seien diese modernen Verfahren leider nicht geeignet, da mRNA-Impfungen in der Regel auf ein einzelnes Antigen wie das Spike-Protein beim Corona-Virus abgestimmt seien. Das ASP-auslösende Virus weist laut dem Immunologen ein solches eindeutiges „Hauptimmunogen“ jedoch nicht auf. Stattdessen handle es sich um ein hochkomplexes Pathogen, das mit den neuen Methoden noch nicht bekämpft werden könne. Auch eigentlich bewährte Verfahren wie Totimpfstoffe führten bei der Afrikanischen Schweinepest nicht zum Ziel, erläuterte Beer. Mehr Erfolg versprechen sich die Wissenschaftler nach seiner Darstellung von Lebendimpfstoffen. Hier habe man in den vergangenen zwei Jahren interessante Varianten des Erregers entdeckt, allerdings müsse bei darauf basierenden Impfstoff-Prototypen noch die Langzeitwirkung erforscht werden.

Ziel ist laut Beer hier wie auch bei anderen Tierseuchen eine „Goldstandard-Impfung“, die schnell immunisiert und die über Marker klar von einer natürlichen Infektion unterschieden werden kann. Derartige Impfstoffe habe man beispielsweise bereits gegen die Aujeskysche Krankheit entwickelt. Gelinge dies auch bei ASP, könnten Keulungen ganzer Schweinebestände künftig verhindert werden, verdeutlichte der Virologe. Die Zukunft gehört nach Einschätzung des Wissenschaftlers deshalb gentechnisch hergestellten Vakzinen, da diese schneller und mit Hilfe modernster digitaler Anwendungen zielgenauer hergestellt werden können und dabei auch den Einbau von Markern erlauben. Im Idealfall könnten hier nach Auftreten eines neuen Erregers bereits bestehende „Träger“ mit kurzfristig sequenzierten Virus-Genominformationen bestückt und innerhalb kurzer Zeit am Tier verabreicht werden. Die innovativen Verfahren im Rahmen des „In Silico Impfstoff-Designs“ versprechen damit Beer zufolge die besonders schnelle Entwicklung sicherer und wirksamer Immuntherapien am Nutztier. AgE


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