Gesunde Klaue, gesunde Sau

Was genau sind die Ursachen für Klauenschäden? Wie kann man vorbeugen?

Aktuell wird viel über die ­Fundamentstabilität der Sau­en diskutiert. Die Klauen­gesundheit ist sowohl hinsichtlich des Tierwohls als auch aus ökonomischen Gründen von entscheidender Bedeutung. Denn Klauenerkrankungen sind zu einem hohen Anteil an verfrühten Sau­enabgängen beteiligt, wodurch sich die Re­­mon­tie­rungskosten erhöhen. Ebenso schwer wiegen aber auch die Minderleistungen bei Sauen mit Klauenproblemen.

Neben der stärkeren Belastung infolge der Haltungsvorgaben können Infektionen, sonstige Erkrankungen oder Verletzungen und Mängel an den Klauen Ursache für Lahmheiten etc. sein. Ebenso können Fütterungsmängel oder -fehler dazu beitragen, dass Sauen infolge von Fundamentpro­blemen frühzeitig aus der Produktion ausscheiden müssen. Ein Risikofaktor für Klauenverletzungen ist zudem der Stallboden.

Risikofaktor Betonspalten

Boden: Der Stallboden sollte weder Unebenheiten aufweisen noch darf er glatt und rutschig sein. Kanten, Absätze und Stufen sind wenn möglich zu ver­meiden. Ein Problem können hervorstehende Schrauben an Bodenstützen z. B. der Selbstfangbuchten sein, die man am besten versenkt. Auch müssen defekte Spaltenbodenelemente sofort ausgewechselt werden. Auch ist der Boden möglichst trocken zu halten. Begünstigt werden Klauenverletzungen und Infektionen durch feuchte Böden und durch nasses Stroh.

Rangkämpfe: Daneben spielt das betriebliche Ma­­nagement eine große Rolle. Eine zu häufige Veränderung der Gruppenzusammensetzung führt z. B. zu Rangordnungskämpfen. Auch Unruhen und Kämpfe um das Futter oder den Liegeplatz sind zu vermeiden. Diese veranlassen die Tiere zu schnellen Drehungen, wodurch es auf den Schlitzkanten zu Verletzungen kommen kann.

Tägliches Beobachten

Ballendefekte: Da die Klauengesundheit immens wichtig ist, ist bei der täglichen Tierkontrolle darauf zu achten. Wie ist der Zustand der Tiere? Bewegen sich alle Tiere oder lahmt eines? Wie sieht die Klaue aus?

Oft zu beoabachten sind in vielen Beständen Sohlen- oder Ballen­defekte oder Kronsaumverletzungen. Diese müssen behandelt werden, damit es nicht zum Ausfall kommt.

Stallklaue: Bei sehr genauer Beobachtung zeigen sich häufig überlange Afterklauen, denn diese werden nur sehr gering abgenutzt. Je länger die Afterklaue wird, desto größer ist das Risiko, dass diese abreißen kann. Oder aufgrund eines übermäßigen Wachstums des Hornschuhs kommt es zu einer schnabelartigen Verlängerung der Hauptklauen. Als Folge werden oft Lederhautquetschungen und Hornrisse be­­ob­­achtet, was zu Lahmheiten führen kann.

Klauenkorrektur

Bonitur: Eine ausführliche Klauenbonitur ist am einfachsten im Abferkelstall durchzuführen. Günstig ist die Klauen direkt nach der Mahlzeit zu bonitieren. Die Sauen liegen dann meist ruhig auf der Seite. Es gibt Boniturbögen, die die Einordnung der Veränderungen erleichtern. Werden ausreichend Tiere begutachtet, lässt sich erkennen, ob ein Bestandsproblem vorliegt oder nicht.

Pflege: Wichtig ist die fachmännische Be­­handlung der Klaue. Es können ent­­weder alle Sauen zum Beispiel beim Umtreiben in den Deckbereich in einen Stand genommen werden oder nur die lahmen oder auffälligen Tiere. Bei kleineren Beständen versucht man die Klaue einer liegenden Sau anzu­heben, um sie zu pflegen.

Bei der Klauenkorrektur werden die Klauenspitzen eingekürzt und die Sohlen gerade geschnitten. Wichtig ist, verletztes Sohlenhorn abzutragen. Das Ziel ist, dass die Sau ihr Gewicht wieder gleichmäßig auf Balle und Sohle verteilt, wobei die Klaue nach vorne belastet werden soll. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Afterklaue auf Höhe des Kronsaumes zurückgeschnitten.

Fütterung optimieren

Jungsauen: Zwar zählen die Haltungsbedingungen zu den maßgeblichen Einflussfaktoren für die Klauengesundheit, aber auch die Fütterung spielt mit. Generell beginnt die auf gesunde Klauen ausgerichtete Fütterung schon in der Jungsauenaufzucht. Hier ist es wichtig, den wachsenden Organismus optimal mit Nährstoffen zu versorgen und darauf zu achten, dass es beim Wachstum nicht zu Imbalancen kommt.

Konkret heißt dies: Jungsauen dürfen nicht beliebig schnell wachsen. Die Gründe dafür liegen in dem etwas langsameren Wachstum des Bewegungsapparates gegenüber dem restlichen Körperwachstum. Werden die Knochen und Klauen schon sehr früh mit größerem Gewicht belastet, kann dies zu Fehlbildungen oder späteren Fundamentproblemen führen. Vorsichtig sein sollte man auch mit nährstoffreduzierten Ansätzen. Zu beachten sind die Bedarfsmengen und die Verhältnisse der Nährstoffe zueinander. Denn es gibt zahlreiche Wechselwirkungen.

Spurenelemente: Die Klauenhornqualität wird vor allem von Spurenelementen, Vitaminen und Aminosäuren beeinflusst. Zur Veranschaulichung der verschiedenen Einflüsse wird das Klauenhorn oft mit einer Backsteinmauer verglichen. An der Bildung dieser Zwischenzellsubstanz, dem so genannten Zellzement, ist das Vitamin Biotin maßgeblich beteiligt.

Es aktiviert eine große Anzahl von Enzymen, die für die Fett- und Glucoseproduktion wichtig sind. Vorsicht ist allerdings bei zu hohen Biotingaben geboten. Sie können dazu führen, dass die Klauen sehr spröde und zu hart werden.

Fazit

  • Viele Klauenschäden haben ihren Ursprung in einer Verletzung.
  • Regelmäßige Klauenkontrollen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Mit der Klauenpflege wird eine optimale Gewichtsverteilung auf alle Klauen erreicht. Dabei werden Spitzen eingekürzt und die Sohle gerade geschnitten.
  • Bei Problemen spielt neben den Bodenverhältnissen auch die Jungsauenaufzucht sowie die Sauenfütterung eine Rolle.