Ob PCV2, PRRS oder M.hyo – allen voran in Intensivregionen kommen die Sauenbetriebe in der Regel nicht daran vorbei, gegen eine oder mehrere Infektionskrankheiten zu impfen. Früher wurde diese Gesundheitsprophylaxe mit der Nadelspritze gesetzt. Mittlerweile stellen immer mehr Ferkelerzeuger auf die nadellose Applikation um. Bei diesem Verfahren wird der Impfstoff mit hohem Druck in die Haut (intradermal) oder die Muskulatur (intramuskulär) injiziert. Die intradermale Injektion setzt dabei den Einsatz speziell konzipierter Impfstoffe voraus.
Tierschonende Impftechnik
Die Frage, ob eine intradermale Applikation eine vergleichbare oder gar bessere Immunität auslöst, als wenn der Impfstoff in die Muskulatur gespritzt wird, lässt sich nicht klar beantworten. Fest steht nur, dass die Haut ein Teil des Immunsystems darstellt und damit prinzipiell besser darauf ausgelegt ist, eine Immunantwort zu bilden.
Andere Vorteile des nadellosen Verfahrens lassen sich klarer umreißen. So ist die Gefahr der Erregerübertragung von Schwein zu Schwein deutlich geringer. Auch das Gewebe am Applikationsort wird weniger strapaziert. Letzteres beugt nicht nur der Abszessbildung am Injektionsort und unerwünschten Impfreaktionen vor. Der Impfvorgang ist auch mit weniger Schmerz und Stress für das Tier verbunden.
Zusätzlich bietet dieses Verfahren eine gewisse Flexibilität bei der Wahl des Applikationsortes. Zwar empfiehlt es sich insbesondere bei Ferkeln die Injektion im seitlichen Nackenbereich zu setzen, weil hier viele der für die Immunantwort wichtigen Lymphknoten zu finden sind. Bei älteren Tieren kommen aber auch die Innenseiten der Hintergliedmaßen in Frage.
Verriegelbarer Injektionskopf
Die Impfung von Sauen wird dadurch erleichtert, das adulte Tiere auch im Bereich rund um den Anus geimpft werden können. Das hat den Vorteil, dass sich der Betreuer dem Tier von hinten nähern und die Impfung setzen kann, ohne dabei Stress auszulösen.
Dies ist angesichts der nur noch kurzen Zeitspannen, in denen die Sauen im Kastenstand fixiert sind, ein entscheidendes Argument. Nicht geeignet für die Applikation sind Körperstellen mit großer Hautspannung, wie z.B. der Rücken, oder stark behaarte Körperpartien.
Die nadellose Injektion ist nicht nur für das Tier schonender, sondern auch für den Anwender sicherer. Für das Auslösen des Injektors muss dieser sauber auf der Haut aufliegen. Zudem hat der Impfstoffhersteller Hipra bei seinem Gerät einen Knopf zur Verriegelung des Injektorkopfes hinzugefügt. Dieser ermöglicht es, den Injektor mit einem Knopfdruck zu verriegeln. Ein unerwünschtes Auslösen wird damit verhindert.
RFID-Chip liefert Daten
Der Impfstoffhersteller Hipra setzt mit seinem Gerät „Hipradermic“ schon länger auf die nadellose Injektion. Nun war das Ziel, mit der jüngsten Geräteversion „Hipradermic 3.0“ die Impfung deutlich digitaler zu machen. Hierfür wurde eigens eine sogenannte IoT-Konnektivität geschaffen.
Die englischsprachige Abkürzung IoT steht für Internet of Things und beschreibt ein System aus Geräten, die vollautomatisch Daten über ein kabelloses Netzwerk senden bzw. empfangen können.
Das smarte „Hipradermic“-Gerät ist dadurch in der Lage, alle während des Impfprozesses generierten Daten in die mobile App „Hipralink-Vaccination“ zu übertragen. Dies geschieht entweder über eine geräteeigene 3G-Verbindung oder bei fehlendem Netz per Bluetooth.
Das Sammeln von Daten beginnt dabei bereits beim Aufstecken der Impfstoffflasche. Jedes Flaschenetikett ist mit einem RFID-Chip versehen, auf dem zahlreiche Daten hinterlegt sind. Darunter der Produktname mit entsprechender Chargennummer, das Ablaufdatum oder die in der Flasche enthaltenen Dosen.
Digitale Impfprotokolle
Während des Impfvorganges wird dann noch das Datum und die Uhrzeit der Impfungen sowie die Anzahl der verimpften Dosen erfasst und vom Gerät gespeichert.
Nach dem Impfen wird das Gerät gereinigt und in den Ruhezustand versetzt. Bei dieser Einstellung startet das Gerät den Datenabgleich mit der App. Sind die Daten vollständig übertragen, kann der Landwirt per Smartphone oder über den PC-Browser auf einen umfassenden Impfbericht zugreifen.
Besonders entscheidend ist hier der Abgleich zwischen der vom Anwender manuell eingetragenen Tierzahl und der digital erfassten Anzahl an erfolgreichen Impfungen. Einerseits ist dies gerade in größeren Betrieben mit Auszubildenden und Fremdarbeitskräften eine sehr einfache Möglichkeit, die richtige Durchführung der Impfungen zu überwachen. Andererseits kann diese lückenlose Rückverfolgbarkeit der Impfqualität auch in Gesprächen zwischen Ferkelerzeuger und Mäster eingebunden werden.
Darüber hinaus kann das Programm auch zur Organisation von Impfungen eingesetzt werden. So lassen sich neben Impfplänen auch Erinnerungshinweise für die nächsten Impfungen festlegen.