SUS 3/2022

Probleme mit verschleppten Geburten

Bis zu 8 % der Sauen brachten zwei bis drei Tage nach der Geburt noch tote Ferkel zur Welt. Ein Fall aus der Veterinärpraxis.

Manchmal ist die Lösung eines Problems naheliegend, doch der Blick darauf verstellt. In einem SPF-Betrieb fielen hohe Totgeburtenraten auf. Die Sauenanlage in Alleinlage wirtschaftet im doppelten Wochenrhythmus, wobei die Hauptabferkeltage Dienstag und Samstag sind. Die Säugezeit beträgt durchschnittlich 23 bis 24 Tage. Wöchentlich ferkeln über 200 Sauen.

Die benötigten Jungsauen werden selbst nachgezogen und vor Belegung gegen PCV2, Glässerella parasuis, In­­fluenza, Rotlauf und Parvovirose im­­munisiert. Die Sauenherde wird halbjährlich bestandsweise gegen Influenza und reproduktionsorientiert gegen Parvo/Rotlauf geimpft. Zudem werden die Sauen im Wartebereich mit zwei verschiedenen bestandsspezifischen Impfstoffen sechs und drei Wochen (Jungsauen) bzw. drei Wochen vor der Geburt (Altsauen) geimpft.

Zur Erleichterung der Geburtsüberwachung wird das Abferkeln am 115. Trächtigkeitstag mit dem Wirkstoff Cloprostenol eingeleitet. Im Stall arbeiten hauptsächlich Fremdarbeitskräfte.

Gestörte Nachgeburtsphase

Der Betrieb wechselte im Juni 2019 zu unserer Tierarztpraxis. Bei einem der ersten Besuche fielen einige Sauen mit übelriechendem, gelb-flockigem Ausfluss, schlechtem Allgemeinbefinden, Fieber und stark verminderter Futteraufnahme auf. Laut dem Betriebsleiter brachten bis zu 8 % der Sauen zwei bis drei Tage nach der Geburt nochmals ein oder mehrere tote Ferkel zur Welt. Dabei waren Alt- wie Jungsauen gleichermaßen betroffen.

Um infektiöse Ursachen auszuschließen, wurden Cervixtupfer zur bakterio­logischen Untersuchung von betroffenen Sauen gezogen und totgeborene Ferkel zur Diagnostik eingesendet. Außerdem empfahlen wir, Futterproben zu unter­suchen, um eine mangelnde Wehentätigkeit aufgrund einer Calcium-Phosphor-Imbalance auszuschließen.

Parallel dazu werteten wir zusammen mit dem Betriebsleiter den Sauenplaner aus, um eventuelle Muster festzustellen. Außerdem wurden die Mitarbeiter zum Arbeitsablauf im Deck- und Wartebereich sowie in der Abferkelung zum Ablauf der Geburten an sich befragt und wann welche Aufgaben durch wen erledigt wurden.

Mitarbeiterinnen befragt

Das Geburtsmanagement selbst wurde von zwei festen Mitarbeiterinnen übernommen. Bei jedem Eingriff wurde ein neuer...


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