Der Ferkelexport läuft für die Dänen prima. 2012 konnten die nordeuropäischen Kollegen stolze 9 Mio. Ferkel ausführen. Das waren eine ganze Million Ferkel mehr als im Jahr zuvor und mehr als doppelt so viele wie noch in 2007. Vor allem bei deutschen Mästern sind dänische Ferkel beliebt. Neben Deutschland hat sich zuletzt aber auch Polen zu einem wichtigen Absatzmarkt für dänische Ferkel entwickelt. Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch viel weniger Schweine im eigenen Land gemästet werden. In vielen Fällen rechnet es sich für die dänischen Mäster auch gar nicht, die Ferkelpreise zu zahlen, die zahlungskräftige Abnehmer in Norddeutschland bieten. Denn der Ferkelbasispreis stieg 2012 auf 67 € für PRRS-negative, 30 kg schwere Tiere in 300er-Partien. Die Zuschläge auf den Handelspreis kletterten auf bis zu 8 € je Tier für hochgesunde Ferkel. Deshalb lassen viele Dänen ihre Mastställe häufig lieber leer stehen. Ein weiteres Problem ist, dass viele Mastställe inzwischen marode sind. Die Banken setzen die Hürden für Kredite so hoch, dass in den letzten Jahren kaum Ställe instand gesetzt, geschweige denn neugebaut worden sind. Das spiegelt sich auch in den dänischen Viehzählungen wider: Während die Zahl der Ferkel leicht wuchs, schrumpfte laut dänischem Agrar-Dachverband DAFC der Mastschweinebestand im abgelaufenen Jahr bereits um etwa 5 % von 3,4 auf 3,2 Mio. Tiere. Die Konsequenzen für die dänischen Schlachtbetriebe sind dramatisch. Denn ihnen geht dadurch zunehmend die Rohware aus. Die Folge: Die Schlachtzahlen brachen 2012 um gut eine Million Stück ein! Während 2011 noch rund 20,4 Mio. Schweine (ohne Sauen) in Dänemark geschlachtet wurden, schätzt der dänische Verband der Land- und Ernährungswirtschaft die Zahl für 2012 auf 19,2 Mio. Stück (siehe Übersicht 1). Branchenprimus Danish Crown mit 80 % Marktanteil hat im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2011/2012 im eigenen Land rund 15,6 Mio. Schweine geschlachtet. Das sind satte 500 000 Tiere weniger als im Jahr zuvor. Die harte Konsequenz: Das Unternehmen musste Ende August seinen Schlachthof in Esbjerg schließen. Hier hat man vor wenigen Jahren noch rund 55 000 Schweine pro Woche verarbeitet. Doch nicht nur Branchenprimus Danish Crown, sondern auch das zweitgrößte dänische Schlachtunternehmen Tican ist betroffen. Hier sucht man ebenfalls händeringend nach Schlachtschweinen. Normalerweise schlachtet das genossenschaftlich organisierte Unternehmen etwa 1,7 Mio. Schweine pro Jahr. Doch momentan bleibt hier etwa jeder 10. Schlachthaken leer. Das hat dem Unternehmen bereits im letzten Wirtschaftsjahr 134 000 € gekostet, so die Geschäftsführung in Thisted. Die mangelnde Auslastung der Kapazitäten treibt die Schlachtkosten pro Einzeltier in die Höhe. Hält das Problem länger an, kann es sogar die Existenz des Schlachtbetriebes bedrohen. Zumal die dänischen Schlachthöfe auch deutlich höhere Lohnkosten verkraften müssen als ihre Konkurrenten in Deutschland. So gibt es in Dänemark unter anderem einen Mindestlohn für Schlachthof-Mitarbeiter. Es wundert daher nicht, dass die dänischen Schlachthöfe alle Hebel in Bewegung setzen, um ihre Betriebe wieder besser auszulasten. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. So können dänische Schlachtbetriebe fehlende Schlachtschweine nicht aus dem Ausland beziehen, wie es z. B. deutsche Schlachthöfe praktizieren. Dies ist aufgrund der in Dänemark geltenden Veterinärvorschriften tabu. Das heißt: Die dänischen Schlachtunternehmen können nur im heimischen „Schlachtschweine-Becken“ fischen. Die wichtigste Maßnahme ist sicherlich die Preissteuerung im eigenen Land. Denn je besser die dänische Notierung insbesondere im Vergleich zur deutschen Notierung steht, desto weniger Schlachtschweine fließen ins Ausland ab und desto mehr Mastferkel werden aufgestallt. Die Preisanhebung in Dänemark spiegelt sich in internationalen Auswertungen wider. Hier konnte die dänische Notierung in den letzten zwei Jahren spürbar aufholen. Phasenweise lag sie sogar über der deutschen Notierung, die bis dato deutlich höher war. Dieses Marktsignal hat dazu geführt, dass sich die Ausfuhr an schlachtreifen Schweinen und Schlachtsauen in den ersten drei Quartalen 2012 auf etwa 213 000 Schweine fast halbiert hat. Zusätzlich appellierte Danish Crown an die Loyalität seiner Lieferanten. Doch auch das brachte nicht viel: Das Angebot blieb knapp. Deshalb sieht sich Danish Crown jetzt gezwungen, schärfere Geschütze aufzufahren. So stellt der Schlachtkonzern jetzt Mästern, die ihre Produktion kräftig aufstocken wollen, über fünf Jahre einen Bonus von umgerechnet 2 Cent je kg Schlachtgewicht in Aussicht. Obergrenze sind 8 000 Schweine pro Jahr. Sauenhalter, die ins geschlossene System wechseln, sollen über den gleichen Zeitraum einen Bonus von immerhin 1 Cent je kg Schlachtgewicht erhalten. Mit dieser Aktion möchte Danish Crown die Mastschweineproduktion um 520 000 Tiere pro Jahr ausweiten. Bislang ist die Resonanz jedoch eher mäßig. Konkurrent Tican hatte den Plan, als Unternehmen Ställe zu pachten und selbst Schweine zu mästen. Dies wurde von den Mitgliedern auf der letzten Jahresversammlung jedoch abgelehnt. Stattdessen können Landwirte nun einen Terminkontrakt mit Tican abschließen, der ihnen für einen bestimmten Zeitraum in der Zukunft einen festen Abnahmepreis für ihre Schweine garantiert. Dabei will Tican den Mästern einen möglichst attraktiven Garantiepreis anbieten, um endlich wieder mehr Schweine zu bekommen. Der Schlachthof überlegt auch, einem Mäster, der dieses Jahr markant mehr Schweine, z. B. 5 000 Stück, zusätzlich abliefert, generell einen höheren Preis auszuzahlen. Ob die Maßnahmen der Schlachtkonzerne Früchte tragen werden, ist aber offen. Jedenfalls erwarten Experten für 2013 sogar einen weiteren Rückgang des Angebots an Schlachtschweinen von 3 bis 5 %. Um diesen Schwund der dänischen Schlachtungen zu kompensieren, mischt sich Danish Crown ins deutsche Schlachtgeschäft. Mit dem Erwerb der deutschen D&S-Fleisch GmbH mit Standorten in Essen (Oldenburg) und Cappeln hat sich Danish Crown einen besseren Zugang zum deutschen und internationalen Markt verschafft und profitiert vom günstigen Lohnniveau in Deutschland. Doch diese Strategie kann nicht im Sinne der dänischen Schweinehalter sein. Die wiederum setzen mittelfristig eher auf die Hilfe der Politik. Die dänische Landwirtschaftsministerin Mette Gjerskov fürchtet ob der niedrigen Schlachtzahlen in Dänemark weitere Jobverluste im Sektor. Sie hat deshalb im Januar Branchenvertreter eingeladen, gemeinsam mit der Regierung nach Lösungen zu suchen, wie die Wertschöpfung künftig wieder verstärkt im Inland konzentriert werden könnte. Dabei geht es zum Beispiel darum, Genehmigungsverfahren für neue Ställe schneller abzuwickeln. Sogar die in Dänemark oftmals sehr strengen Umweltauflagen stellt man infrage. Wie ernst solche Gedankenspiele zu nehmen sind, wird die Zukunft zeigen. Der dänische Ferkelexport floriert. Gleichzeitig bleiben viele Mastställe im Land leer. Boni-Angebote der Schlachtereien sollen Schweinehalter bewegen, neue Mastkapazitäten zu errichten. Die Rechnung scheint bislang jedoch nicht aufzugehen. Deshalb folgt der Ruf nach der Politik: Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich stehen auf dem Spiel! Dänische Mast auf Rückzug Schlachthaken bleiben leer Hoher Preis allein reicht nicht Danish Crown lockt mit Boni Kann die Politik helfen? Fazit -Mareike Schulte, SUS- Dänischen Schlachthöfen fällt es zunehmend schwerer, ihre Schlachthaken zu füllen. SUS informiert über die Hintergründe.