Droht uns derschwedische Weg?

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung will unsere Tierhaltung radikal umbauen. Schweden ist diesen Schritt bereits gegangen. Es folgte das Aus für 90 % der Schweinehalter!

Das jüngste Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Berliner Landwirtschaftsministeriums war ein Paukenschlag. So fordert der Beirat den radikalen Umbau der deutschen Tierhaltung hin zu mehr Tierschutz. Jetzige Haltungsverfahren seien gesellschaftlich nicht akzeptiert und daher in großen Teilen nicht zukunftsfähig, so der Tenor des 400 Seiten starken Gutachtens.

Die Wissenschaftler geben daher drastische Empfehlungen: Die Politik soll höhere Mindeststandards für die Tierhaltung und ein mehrstufiges staatliches Tierwohllabel festschreiben. Im Rahmen seiner Leitlinien für mehr Tierschutz schlägt der Beirat u. a. vor:

  • Zugang aller Nutztiere zu mehreren Klimazonen, bevorzugt Außenklima.
  • Mehr Buchtenfläche je Tier.
  • Verbot nichtkurativer Eingriffe wie das Kastrieren und Kupieren.
  • Deutlich gesenkter Arznei-Einsatz.
  • Höherer Bildungs- und Motivationsstand bei den Tierbetreuern.

Kosten steigen bis zu 5 Mrd. €

Die Wissenschaftler sind sich bewusst, dass verschärfte Haltungsstandards zu deutlich höheren Produktionskosten führen. Für die gesamte deutsche Veredlung veranschlagen sie Mehrkosten von 3 bis 5 Mrd. € pro Jahr.

Um diese auszugleichen, schlägt der Beirat Kompensationszahlungen im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vor. Zudem sollen höhere Fleischpreise im Laden die Mehrkosten refinanzieren. Nach Einschätzung der Wissenschaftler sei ein nennenswerter Teil der Verbraucher bereit, für mehr Tierwohl zu bezahlen.

Ohne die flankierenden Maßnahmen hält der Beirat den Umbau der Tierhaltung nicht für machbar. So bestehe die Gefahr, dass große Teile der Produktion ins Ausland abwandern. Im Schweinebereich könnten laut Studie bis zu 37 % der deutschen Erzeugung wegbrechen. Dennoch halten die Wissenschaftler an ihrer Forderung zum Totalumbau der Tierhaltung fest.

Kritik aus der Praxis

Entsprechend groß ist der Aufschrei aus der Praxis. Fachverbände bezeichnen das Gutachten als Frontalangriff auf die Tierhaltung. Im Zentrum der Kritik steht die Finanzierung. Denn nach Einschätzung der Fachverbände sind weder Politik noch Verbraucher Willens bzw. in der Lage, die Milliarden-schweren Kosten des radikalen Umbaus der Tierhaltung zu bezahlen.

Es wächst die Sorge, dass die Veredlungsbetriebe mit den enormen Mehrkosten im Regen stehen bleiben und die Verbraucher zu günstigem Fleisch aus dem Ausland greifen. Gegenwirken könnte nur die Anhebung der Haltungsstandards auf gesamter EU-Ebene. Das ist aber unrealistisch. Wenn Deutschland dem radikalen Vorschlag des Beirates folgen möchte, müsste das wohl im Alleingang erfolgen.

In Schweden ging es schief

Welche Schäden dies verursachen kann, zeigt der Blick nach Schweden. Dort hat die Regierung bereits Ende...