Schweinegülle lässt sich prima über eine Biogasanlage verwerten. Drei Praktiker berichten, wie sie die Zusammenarbeit mit einem Biogasproduzenten organisiert haben. Seit der Gesetzgeber die Vergärung von Gülle durch einen Bonus stärker vergütet, ticken in der Biogas-Branche die Uhren anders. Gülle und Mist sind zu begehrten Rohstoffen geworden. Denn laut EEG müssen „jederzeit“ mindestens 30 Masseprozent Gülle und Mist im Substrat nachzuweisen sein, um den Güllebonus zu erhalten. Das heißt, dass der eine oder andere Biogasbetreiber auf regelmäßigen Güllebezug angewiesen ist. In manchen Regionen sind Biogasbetreiber sogar bereit, die angelieferte Gülle sowie den Transport zur Anlage zu bezahlen. In Intensiv-Regionen profitieren Schweinehalter vor allem dann, wenn die vergorene Gülle bei der Biogasanlage verbleibt und neue Spielräume in der Nährstoffbilanz genutzt werden. Doch nicht nur aus der Lieferung der Gülle können sich Vorteile ergeben. Längst hängt die Wirtschaftlichkeit einer Anlage auch von einem guten Wärmekonzept ab. Kontinuierliche Wärmeabnehmer sind daher für die Betreiber hochwillkommen. Als ideal gelten hier Betriebe mit Sauen. Das Preisniveau für die Biogaswärme liegt fast immer unter den Kosten für Gas, Strom oder Heizöl. Die Heizkosten lassen sich so senken. Je nach Preisniveau für die Wärme lässt sich auch eine höhere Umluft-Rate rechtfertigen, die das Raumklima verbessert. Eine Zusammenarbeit ist auch über den Anbau von Biomasse wie etwa Mais möglich. Um sich die Lieferanten zu erhalten, zahlen Biogasbetreiber in der Regel einen guten Preis. Die Tierhalter nehmen meist Gärsubstrat zurück. Wer zuvor Probleme mit der 170-kg-N-Grenze für organischen Dünger hatte, kann eine Entlastung realisieren, da bei Gärsubstrat nur der Gülleanteil berechnet wird. Zudem riecht die Gülle weniger, was Ärger mit Anwohnern vorbeugt. Verbleibt ein Teil der Substrate bei der Biogasanlage, so kann auch der Stickstoffsaldo des Schweinebetriebes verbessert werden. Generell ist der Phosphorgehalt des Substrates geringer, was die Bilanz entlastet. Um die Transportwürdigkeit der Gülle zu erhöhen, kann sie in Güllefeststoffe und Dünnphase separiert werden. Hierfür werden inzwischen verschiedene Zentrifugen und Pressschnecken-Separatoren angeboten. Können 1,85 Cent Güllebonus je kWh produzierten Strom angerechnet werden, ist es wirtschaftlich vertretbar, die Dickgülle 100 km und mehr zu transportieren. Das heißt, dass selbst Kooperationen zwischen einem Betrieb in einer Intensiv-Region und einem Biogas-Anlagenbetreiber in einer Ackerbauregion Vorteile bieten können. Der mögliche Methan-Ertrag aus den Güllefeststoffen ist u.a. vom Trockensubstanz-Gehalt, der Fütterung bzw. der Futterzusammensetzung sowie der Lagerdauer abhängig. Bei gleichem Trockengehalt ersetzen 2,5 Tonnen Güllefeststoffe etwa 1 Tonne Maissilage. Dass die Raumbelastung dabei um rund 20 % steigt, ist in den meisten Fällen zu tolerieren. Vorteil durch billige Wärme Entfernungen überwinden -Matthias Häfner, Blaufelden-