Wer in der Nachbarschaft ein hohes Ansehen genießt, tut sich als Unternehmer leichter. Ein Kommunikations-Trainer verrät wertvolle Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit. Öffentlichkeitsarbeit? Imagepflege? Werbung für das eigene Unternehmen? Das ist vielleicht wichtig für Direktvermarkter, aber nicht für mich – könnten Sie jetzt sagen. Außerdem sind doch für die berufsständische Imagepflege andere zuständig, wie etwa die „i.m.a.“, der neu gegründete Verein „Wir erzeugen Fleisch“, der Bauernverband oder andere Interessensvertretungen. Klingt logisch, ist aber trotzdem falsch. Denn Ihr Ansehen in Ihrer Nachbarschaft, Ihr guter Ruf im Dorf ist mittlerweile ein unternehmerischer Erfolgsfaktor – auch wenn Sie keinen Hofladen haben, sondern nur ein „ganz normaler“ Ferkelerzeuger oder Mäster sind. Gute Vernetzung wichtig Noch nicht ganz überzeugt? Dann stellen Sie sich einmal die folgende Situation vor: Als Landwirt machen Sie „Ihr Ding“, Sie schauen nicht rechts und nicht links, zu Ihren Nachbarn haben Sie entweder ein schlechtes Verhältnis oder gar keines. Zum Dorfgeschehen halten Sie bewusst Distanz: Sie lassen die Leute in Ruhe, solange Sie in Ruhe gelassen werden. Wenn Sie doch mal ins Dorfgasthaus gehen oder auf das Schützenfest, dann blocken Sie jede Diskussion über moderne Landwirtschaft ab mit den Worten „Ihr habt doch keine Ahnung!“ Als Sie jetzt einen neuen Stall für 1 500 Mastschweine bauen wollen, bildet sich sofort eine Bürgerinitiative dagegen. In der Gemeinde herrscht Aufruhr, es werden Kundgebungen und Demonstrationen veranstaltet. Diese beeindrucken den Bürgermeister und seinen Stadtrat so stark, dass er Ihnen die Baugenehmigung verweigert – obwohl Sie das Recht auf Ihrer Seite haben. Dies lassen Sie sich nicht gefallen, aber bis Sie vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen, vergeht über ein Jahr. Und inzwischen ist das Klima im Dorf vergiftet, Sie werden immer wieder wegen Kleinigkeiten angezeigt, Ihre Kinder in der Schule angefeindet ... Leider können Sie in einen solchen „Horrorfilm“ auch hineingezogen werden, wenn Sie gut verankert sind im Dorf. Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, sinkt merklich, je mehr Leute Sie auf Ihrer Seite haben. Damit nicht genug: Je höher Ihr Ansehen, desto leichter kommen Sie ins Geschäft mit Ihren Mitbürgern, zum Beispiel wenn es ums Pachten geht oder um den Kauf von Grundstücken oder Gebäuden. Auch für neue Auszubildende und Mitarbeiter wird Ihr Betrieb sicher attraktiver. Info-Abende und Stallbesichtigungen Bestimmt tun Sie schon einiges für Ihren guten Ruf. Vielleicht engagieren Sie sich ehrenamtlich oder unterstützen einen Verein. Gehen Sie einfach in Zukunft mit etwas mehr System und Strategie vor. Definieren Sie die Ziele Ihrer Aktionen, planen Sie Aufwand und Kosten und überlegen Sie, wie Sie den Erfolg Ihrer Maßnahmen messen können. Beispiel gefällig? Von den Nachbarn kommen immer wieder Beschwerden über verschmutzte Straßen, Lärm und Gestank beim Güllefahren. Ich möchte den Draht zu meinen Nachbarn verbessern, vor allem zu den kritischen. Dazu lade ich sie alle persönlich zu einem „Info-Grill-Abend“ ein. Die Nachbarn sollen nichts zu essen und trinken mitbringen, dafür sorge ich. Sie sollen dafür aber alle ihre Fragen, Bedenken, Vorbehalte vorbringen. Ich habe einen kleinen Betriebsrundgang vorbereitet und nehme mir Zeit für alle ihre Fragen. Der Info-Grill-Abend kostet mich einige Stunden Zeit und pro Gast ca. 15 bis 20 €. Gelohnt hat sich der ganze Aufwand, wenn ich feststelle, dass die Nachbarn auch in Zukunft das direkte Gespräch zu mir suchen – vor allem, wenn ihnen etwas nicht passt. Zweites Beispiel: Mit drei Kollegen will ich einen 1 000er-Sauenstall bauen. Das Projekt begleite ich von Anfang an mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit, um Ängste, Bedenken sowie Widerstand abzubauen. Sehr frühzeitig im Planungsstadium lade ich alle beteiligten Behörden zu einem Ortstermin ein, um mich über ihre Vorstellungen zu informieren. Ebenso früh informiere ich aus erster Hand den Gemeinderat. Mit Einreichung des Bauplanes veranstalte ich eine Bürgerversammlung, um alle interessierten Bürger direkt zu informieren und strit-tige Fragen mit ihnen zu diskutieren. Wenn ich kann, öffne ich die Türen meiner bestehenden Stallanlage und gewähre Einblicke oder biete eine Info-Fahrt zu einem Schweinebetrieb an, der bereits in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert ist. Eine eigene Homepage rundet das Info-Angebot ab. Den Zeitbedarf schätze ich auf insgesamt 15 bis 20 Manntage. Erfolgskontrolle ist die Baugenehmigung und die Akzeptanz der Anlage in der Bevölkerung. Strategisch vorgehen Sie sehen: Wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit ist kein Hexenwerk, sofern Sie strategisch vorgehen und einige wenige Grundregeln beachten: Bleiben Sie bei allem, was Sie sagen, unbedingt bei der Wahrheit. Was Sie an die Öffentlichkeit geben, muss auch stimmen. Denken Sie daran: Sie wollen Sympathie und Vertrauen aufbauen – und das geht nur auf der Basis wahrheitsgemäßer Informationen. Das heißt nicht, dass Sie immer alles „ausposaunen“ müssen – aber was Sie sagen, muss stimmen. Lassen Sie sich auch nicht dazu hinreißen, über Kollegen und ihre Ställe eine Stellungnahme abzugeben. Sprechen Sie lieber über sich und über Ihren Betrieb: „Ich kann jetzt nicht so viel zum Stall meines Nachbarn sagen. Wir bei uns machen Folgendes, damit es unseren Tieren gut geht: ....“ Bauen Sie einen persönlichen Kontakt zur lokalen oder regionalen Presse auf. Rufen Sie in den Redaktionen an, um herauszufinden, wer für die Berichterstattung verantwortlich ist und nehmen Sie Kontakt zu den entsprechenden Mitarbeitern auf. Bieten Sie einen direkten Draht und Informationen aus erster Hand an. Halten Sie den Kontakt unbedingt auch aufrecht, wenn der Redakteur kritisch berichtet oder wenn sich Fehler in seinem Beitrag finden. Stellen Sie immer wieder und freundlich Ihre Sicht der Dinge dar und vermeiden Sie „Presseschelte“ – so schwer es vielleicht manchmal fällt. Nutzen Sie das Internet für Ihre Öffentlichkeitsarbeit. Bauen Sie eine ansprechende Homepage auf und halten Sie diese unbedingt immer aktuell und lebendig. So wird die Homepage zu einer wichtigen Visitenkarte Ihres Unternehmens. Machen Sie nicht alles selbst, sondern denken Sie auch darüber nach, Leistungen zuzukaufen. Es gibt viele, auch kleinere Agenturen und freie Journalisten, die gerne für Sie formulieren und organisieren – und das zu erschwinglichen Preisen. Fazit Ihren guten Ruf in der Öffentlichkeit können Sie ohne allzu großen Aufwand hegen und pflegen. Bleiben Sie mit Ihrer Umgebung im Gespräch und sondern Sie sich nicht von der Dorfgemeinschaft ab. Umso leichter werden Sie es haben, wenn es darum geht, mit Ihren Nachbarn ins Geschäft zu kommen oder eine Baumaßnahme umzusetzen.