Markus Leimer baute mit 28 Jahren einen neuen Sauenstall für 450 Sauen. Zuvor hat er sich ein Entwicklungskonzept zurechtgelegt und sich in Dänemark schlau gemacht.Wenn man Sauenhalter Markus Leimer fragt, warum er ausgerechnet in die Ferkelproduktion investiert, erhält man eine klare Aussage. „Alle reden davon, dass die Sauenhaltung in Deutschland den Bach runter geht. Überall wird propagiert, dass Holländer und Dänen viel besser sind als wir. Das ist falsch. Auch wir können erfolgreich Ferkel produzieren und wir sollten uns dem Wettbewerb stellen“, gibt sich der Jungunternehmer betont selbstbewusst. „Verfolgt man eine klare Linie, hat man ein schlüssiges Konzept in der Tasche und kann man marktgerechte Ferkelpartien anbieten, sehen die Zukunftschancen auch für hiesige Sauenhalter gut aus“, fügt der Unternehmer hinzu. Neubau im Außenbereich Vor der Investition hat Markus Leimer sich zunächst sein Konzept zurechtgelegt, und nach dem Einstieg in den elterlichen Gemischtbetrieb will der 28-Jährige aus dem bayerischen Schwabmühlhausen bei Augsburg jetzt durchstarten. Er hat sich gegen die Rindviehhaltung entschieden und die 45 Kühe verkauft. Auch die 60 Sauen, die bislang auf der elterlichen Hofstelle standen, sind abgeschafft. Stattdessen investierte Markus Leimer in diesem Jahr in einen nagelneuen Sauenstall für 450 Tiere inkl. Futterlagerung sowie Mahl- und Mischtechnik. Weil für ihn Umbaumaßnahmen auf der alten, im Dorf gelegenen, Hofstelle nicht infrage kamen, wurden von Anfang an Pläne für einen Neubau im Außenbereich gemacht. Denn für Markus Leimer steht fest, dass sich gesunde Ferkel auf Dauer nur dann wirtschaftlich produzieren lassen, wenn die Produktions- und Arbeitsbedingungen top sind. „In der Produktion muss es fluppen. Und das geht nur, wenn in allen Stallbereichen alles tipptopp ist. Zwischenlösungen oder Kompromisse sind für mich keine Zukunftslösung, das rächt sich früher oder später“, so Leimer. Stallbau nach dänischem Muster Um das Optimum aus seiner Sauenherde herausholen zu können, hat Markus Leimer sich zuerst intensiv bei Berufskollegen umgesehen und informiert. Dabei hat er auch über den Tellerrand hinausgeschaut. So absolvierte er nach der Ausbildung zunächst ein zweimonatiges Praktikum auf einem großen Sauen haltenden Betrieb in Dänemark. Diese Zeit hat ihn geprägt. Vor allem die Art und Weise, wie man in Dänemark Ställe baut, überzeugte ihn. Leimer entschloss sich daher, das Stallbaukonzept seines Praktikumsbetriebes eins zu eins zu übernehmen. Die Hülle des Stalles besteht aus Betonfertigelementen mit Isolierung. Auf der Innenseite sind die Betonwände glatt, auf der Außenseite ähneln sie einer Waschbetonplatte. Das Dach ist mit hellen Sandwichelementen aus Stahl eingedeckt. „Die weißgraue Farbe wählte der Landwirt, um die Wärmeeinwirkung durch die Sonneneinstrahlung zu reduzieren“, weiß Generalbauunternehmer Hans-Knut Krag zu berichten. Die Belüftung der einzelnen Stallabteile im Deck- und Abferkelbereich erfolgt mittels einer diffusen Decke aus Heraklit. Für die Sommerluftrate sind zusätzliche Decken- bzw. Wandventile eingebaut, so dass er auf eine Maximalluftrate von satten 400 m3 je Tier und Stunde kommt. Das ist deutlich mehr als in Deutschland üblich. Weil die Sauen aber immer mehr leisten müssen, will er den Tieren ausreichend Frischluft anbieten. Über den Kontrollgängen, um die Ablüfter herum und an den Abteilwänden entlang wurde die Decke von oben mit Folie verschlossen. So wird verhindert, dass die kühle Zuluft an den Wänden herunterfällt bzw. in den Kontrollgang strömt und unter die Spalten gelangt. Hoher Festflächenanteil In allen Stallabteilen findet man feste Flächen. In den Abferkelbuchten, die 1,70 mal 2,60 m groß sind, sind die ersten 1,40 m planbefestigt. Im Deckzentrum ist jede Liegefläche in den Besamungsboxen vorne ca. 1,20 m tief betoniert und im Wartestall sind alle Liegekessel komplett planbefestigt. Aber warum geht der Unternehmer dieses Risiko ein? Markus Leimer erklärt: „Mein Ziel ist, die Gülleemissionen im Stall so gering wie möglich zu halten und die Luftqualität zu verbessern. Reduziere ich den Spaltenanteil, erreiche ich mein Ziel.“ Angst, dass die Tiere ihm die Festflächen verkoten, hat er nicht. „In Dänemark findet man über 300 000 Abferkelbuchten mit einer Fest-fläche von 1,40 mal 1,70 m. Die Buchten funktionieren, davon konnte ich mich während meines Praktikums überzeugen“, argumentiert Leimer. Integrierte Entlastungsbucht Knapp fünf Wochen nach der Besamung treibt Markus Leimer die belegten Sauen in den Wartestall mit Wechselgruppen um. Hier stehen ihm vier Abruffütterungen zur Verfügung, die alle an die Flüssigfütterung angeschlossen sind. Insgesamt finden im Wartebereich gut 250 Sauen Platz. In jeder der vier Wartegruppen ist eine separate Genesungsbucht integriert. Sie ist von der eigentlichen Nutzfläche abgetrennt. Der Vorteil: Kranke Sauen können direkt aus der Großgruppe in die Kleinbucht umgetrieben werden. In der Bucht, die mit einem Längstrog ausgestattet ist, bleiben die Tiere so lange bis sie wieder fit sind. „Das System der integrierten Entlastungsbuchten gefällt mir sehr gut, weil ich durch die kurzen Treibewege Arbeitszeit spare“, freut sich Markus Leimer über den Vorschlag seines Stalleinrichters. Vier Wochen Säugezeit Gearbeitet wird im Stall im Zwei-Wochen-Rhythmus. Bei gut 450 Sauen finden sich rund 42 Tiere in jeder Gruppe. Das sind bei 10,5 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Wurf in jeder Absetzgruppe über 440 Ferkel. Dank solcher Partiegrößen hat sich der junge Landwirt eine gute Verhandlungsbasis gegenüber seinem Abnehmer gesichert. Die Tiere vermarktet er über die Ringgemeinschaft. Die Säugezeit liegt bei vier Wochen. „Ich strebe diese langen Säugezeiten bewusst an, da ich sicher bin, dass ich die Ferkel dadurch besser durch die Anfangsphase der Aufzucht bekomme und die Leistungen höher sind. Zudem kann ich dadurch die Futterkosten reduzieren, weil ich weniger hoch ausgestattetes Futter benötige“, lauten Leimers Erfahrungen, die er unter anderem aus Dänemark mitgebracht hat. Doch geht die lange Säugezeit nicht zu sehr zu Lasten der Ferkelzahlen? „Nein“, entgegnet der junge Landwirt. „Im Vergleich zur 21-tägigen Säugezeit muss ich pro Wurf nur ein halbes Ferkel mehr absetzen, um auf das gleiche Endergebnis zu kommen. Das ist zu schaffen“, ist sich Leimer sicher. „Ob ich recht habe oder nicht, das weiß ich aber erst im nächsten Jahr, wenn die ersten Abferkeldurchgänge ausgewertet sind.“ Wir halten fest Markus Leimer beweist Mut. Mit nur 28 Jahren hat der bayerische Landwirt einen neuen 450er-Sauenstall auf die grüne Wiese gebaut. Der Stall ist nach dänischem Muster errichtet. In allen Stallbereichen finden sich hohe Festflächenanteile. So will Leimer die Ammoniakemissionen gering halten und die Luftqualitäten verbessern. Seit dem Produktionsstart im September 2009 haben sich die Erwartungen des jungen Landwirt erfüllt. Die Festflächen werden sauber gehalten und die Luftqualität im Stall ist gut. Mit diesen Pluspunkten will Leimer bei der Vermarktung der 440er-Ferkelgruppen punkten. „Ein hoher Gesundheitsstatus und große Partien helfen mir, meine Ferkel an den Mann zu bringen. Der Konkurrenz aus Holland und Dänemark kann ich mit meinem Konzept auch in Zukunft Paroli bieten“, ist der Junglandwirt felsenfest überzeugt. Marcus Arden