Der Countdown für die Gruppenhaltung tragender Sauen läuft. Wie weit die Praktiker sind, zeigt eine bundesweite Umfrage.Kaum ein Thema beschäftigt die Ferkelerzeuger derzeit so sehr wie die Gruppenhaltung. Fakt ist: Ab 2013 müssen Sauen ab der fünften Trächtigkeitswoche bis eine Woche vor dem Abferkeln in Gruppen stehen. Viele Betriebe haben notwendige Investitionen lange hinausgeschoben. Denn die Ferkelpreise ließen kaum Spielraum für Rücklagen. Selbst fünf Monate vor dem Ende der Übergangsfrist ist daher unklar, wie weit die Praktiker mit der Umsetzung der Gruppenhaltung sind. Um Licht ins Dunkel zu bringen, haben das ISPA der Universität Vechta und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Frühjahr eine bundesweite Praxisumfrage gestartet. Über den Verband der Landwirtschaftskammern bzw. Beratungsorganisationen wurde in allen Bundesländern der aktuelle Stand der Umsetzung der Gruppenhaltung abgefragt. Natürlich konnte die Befragung nicht jeden Einzelbetrieb erfassen. Auch konnten einige Regionen keine Einschätzung liefern bzw. die Datengrundlage ist zu gering. Dennoch erlauben die Ergebnisse eine relativ gute Einschätzung der Lage. Denn die wichtigen Schweinehochburgen sind vertreten. Und die Daten spiegeln immerhin 70 % des deutschen Sauenbestandes wider. Die Befragung zeigt: Zum Zeitpunkt der Erhebung im März/April hatten im Bundesmittel bereits 50 % der deutschen Sauenhalter die Gruppenhaltung komplett umgesetzt. Knapp 30 % der Betriebe wollen die Umstellung zur Gruppenhaltung bis Ende 2012 über die Bühne bringen. Demnach bleibt eine Gruppe von etwa 20 % der Sauenhalter, welche die künftige Haltungsauflage erst später vollständig umsetzen kann oder aussteigt. Die Berater schätzen, dass 3 bis 5 % der Ferkelerzeuger die Umsetzung der Gruppenhaltung erst im Jahr 2013 vollständig abschließen können. Die Gründe dürften neben Lieferschwierigkeiten bei der Stalleinrichtung auch die angespannte Finanzlage vieler Betriebe sein. Nicht selten dürften vor allem die Ferkelpreise der nächsten Monate entscheiden, ob es weitergeht oder nicht. Für etliche Ferkelerzeuger wird die Gruppenhaltung damit zur Existenzfrage. So schätzt die Beratung, dass bundesweit 15 bis 17 % der Betriebe nicht investieren, weil sich die zusätzlichen Kosten der Gruppenhaltung nicht rechnen bzw. kein Geld dafür verfügbar ist. Diese Betriebe steigen entweder komplett aus oder suchen nach Alternativen, wie sie vorhandene Stallungen weiter nutzen können. Hier bietet z. B. die arbeitsteilige Sauenhaltung in Kooperation mit einem oder zwei Betrieben eine Möglichkeit. Oder die Betriebe stocken Sauen ab und lassen Teilbereiche ihres Stalles leer stehen. Zu den potenziellen Austeigern gehören laut Umfrage insbesondere kleinere Betriebe mit bis zu 100 Sauen. Die unterschiedliche Herangehensweise der großen und kleinen Betriebe hat zur Folge, dass die Umsetzung der Gruppenhaltung im Bezug auf die Anzahl Sauen mit 60 bis 70 % bereits weiter vorangeschritten ist. Denn viele größere Sauenhalter haben bereits umgestellt. Der Block der Betriebe ohne Gruppenhaltung bzw. die Aussteiger umfasst hingegen eher die kleineren Sauenhalter. Ein differenzierteres Bild zeigt der Blick in die Regionen. Zunächst zu den Schweinehochburgen im Nordwesten, die immerhin 50 % der deutschen Ferkelerzeugung verkörpern. Im schweinereichsten Land Niedersachsen schätzt die Beratung, dass im Frühjahr 55 % der Betriebe bereits die Sauen in Gruppen untergebracht hatte. Etwa ein Drittel der niedersächsischen Ferkelerzeuger bringt die Umstellung zur Gruppenhaltung laut Schätzung noch fristgerecht über die Bühne. Die Gruppe der verspäteten Umsteller bzw. Aussteiger umfasst schätzungsweise rund 15 % der Sauenhalter. Ähnlich ist die Lage in Nordrhein-Westfalen. Hier hatte im Frühjahr bereits jeder zweite Betrieb die Gruppenhaltung etabliert. Gut ein Drittel der Ferkelerzeuger will dies noch bis zum Jahresende schaffen. Vergleichbar mit Niedersachsen ist die Situation in 15 % der NRW-Betriebe noch unklar: Entweder erfolgt die Umsetzung der Gruppenhaltung mit leichter Verzögerung. Oder man trifft kurzfristig die Entscheidung zum Ausstieg aus der Sauenhaltung. In den neuen Bundesländern ist die Umsetzung der Gruppenhaltung weiter fortgeschritten. Denn viele der großen Sauenanlagen sind bereits fit für 2013. Die Beratungsorganisationen schätzen, dass zwei Drittel der ostdeutschen Betriebe die Sauen in Gruppen hält. Der Anteil der Aussteiger gilt als gering. In Sachsen haben bereits 70 % der Sauenanlagen die Gruppenhaltung etabliert. Der Teil mit laufender Umstellung bis 2013 wird mit 12 % gering veranschlagt. Bei den übrigen Betrieben dürfte es sich vor allem um solche handeln, die die Umsetzung bis 2013 nicht vollständig abschließen können. Ähnlich positiv ist die Lage in Mecklenburg-Vorpommern. Nimmt man die Betriebe mit Gruppenhaltung sowie die im Umbau befindlichen zusammen, dürften 97 % fristgerecht fit werden für 2013. Die Gruppe der Betriebe mit Verzögerungen bzw. die Aussteiger beziffert die Spezialberatung auf nur 3 %. Anders ist die Situation im Süden. Hier ist ein enormer Strukturwandel zu erwarten. In Bayern beziffert man die Quote der Betriebe mit Gruppenhaltung im Frühjahr nur auf knapp 40 %. Gut ein Drittel der Praktiker kann die Umstellung laut Schätzung bis zum Jahresende realisieren. Doch jeder vierte bayerische Betrieb wird die Gruppenhaltung nicht rechtzeitig umsetzen. Es ist zu befürchten, dass der Großteil dieser kleinstrukturierten Betriebe aufgibt. Positiver ist die Einschätzung aus Baden-Württemberg. So hofft die Beratung, dass insgesamt 85 % der Praktiker die Gruppenhaltung bis Anfang 2013 schaffen können. Jedoch könnte bei den übrigen 15 % der Betriebe aufgrund der kleinstrukturierten Ferkelerzeugung oft die Entscheidung zum Ausstieg fallen. Eine bundesweite Umfrage zeigt, dass 80 % der deutschen Sauenhalter bis 2013 die Gruppenhaltung umsetzen. Die Zahl der tragenden Sauen in Gruppen dürfte noch höher sein, da viele größere Betriebe bereits umgestellt haben. Allerdings gibt es regional enorme Unterschiede: Großer Handlungsbedarf Nordwest: Bis zu 70 % derSauen in Laufbuchten Der Osten ist am weitesten Viele Aussteiger im Süden Fazit Am weitesten ist der Osten. Bei den Großbetrieben wird nur ein Bruchteil nicht fristgerecht fertig bzw. aussteigen. Der Nordwesten liegt im Mittelfeld. Vermutlich setzen 85 % der Betriebe die Gruppenhaltung fristgerecht um. Im kleinstrukturierten Süden sind die Probleme am größten. In Bayern stehen 25 % der Betriebe vor der Existenzfrage. -Helmut Bäurle, ISPA/Uni Vechta; Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen-