Im letzten Jahr sind über 6 Mio. dänische Ferkel nach Deutschland importiert worden. Rechnet sich die Mast? Gibt es Leistungsreserven?
Arnold Krämer, LWK Niedersachsen
Seit einigen Jahren haben dänische Ferkel großen Erfolg auf dem deutschen Markt. Meist handelt es sich hierbei um Nachkommen eines Duroc-Ebers. Diese Ferkel sind auch im Emsland gefragt.
Da über die Hälfte aller dänischen Sauen in Herden mit mehr als 750 Muttertieren gehalten werden, fällt das Angebot von bei deutschen Mästern beliebten Großgruppen entsprechend groß aus. Neben der Größe der Ferkelpartie spielt auch der definierte Gesundheitsstatus der dänischen Ferkel eine Rolle bei der erfolgreichen Vermarktung.
Doch wie sind die biologischen und ökonomischen Leistungen dieser importierten Ferkel? Gibt es Unterschiede zur Mast von hiesigen Zukaufferkeln? Eine aktuelle Auswertung der Beratungsringe und der Landwirtschaftskammer im Emsland zum vergangenen Wirtschaftsjahr gibt Antworten auf diese Fragen.
Emsland: Ein Drittel Dänen-Genetik
Von den 206 ausgewerteten emsländischen Mastbetrieben arbeitete rund ein Drittel mit dänischer Genetik. Von den 69 Betrieben bezogen 20 die Ferkel direkt aus Dänemark. 24 Betriebe kauften Ferkel dänischer Genetik von deutschen Sauenhaltern. Und 25 Betriebe mästeten die Ferkel ihrer eigenen dänischen Sauen.
Die biologischen und ökonomischen Leistungen der Dänen-Genetik wurden mit denen der „anderen“ Zukaufmäster verglichen. Hierbei handelte es sich um 107 Betriebe, die ihre Ferkel aus der Region beziehen.
Der wesentliche Unterschied zwischen den importierten und den in Deutschland erzeugten Dänenferkeln ist die eingesetzte Vaterrasse. Während in Deutschland Piétrain als Vater vorherrscht, dominiert bei den Importferkeln der Duroc-Eber als Vater.
Zu den biologischen Leistungen: Die Duroc-blütigen Importferkel schafften aufgrund ihres enormen Futteraufnahmevermögens überdurchschnittliche Tageszunahmen von 916 g. Im Vergleich dazu erreichten die Zukaufmäster mit deutschen Ferkeln im Schnitt nur 828 g Tageszunahme (siehe Übersicht 1).
Allerdings blieb dieser Unterschied ohne nennenswerten Effekt auf die Futterverwertung. So erzielten die Betriebe der Gruppe „Importferkel aus Dänemark“ eine solche von 1:2,74, während diese in der Gruppe „andere Zukaufferkel“ bei 1:2,78 lag.
Höhere Tierarzt- und Ferkelkosten
Bei weitgehend identischen Verkaufsgewichten waren nur leichte Unterschiede im Verkaufserlös erkennbar. Hier lagen die Importferkel (132,1 €) hinter den Dänenferkeln aus Deutschland (132,5 €) sowie den sonstigen Zukaufferkeln (133,3 €). Die Schlachtschweineerlöse der Kombibetriebe mit dänischer Genetik lagen mit 132,6 € je Tier dazwischen. Der erzielte mittlere MFA war auf einem identischen Niveau.
Zu den Kosten: Betriebe mit Importferkeln aus Dänemark verzeichneten mit 0,65 € je kg Zuwachs um 0,01 bis 0,02 € niedrigere Futterkosten. Dies war ausschließlich auf einen günstigeren Futtermitteleinkauf zurückzuführen. Auffällig bei den Importferkeln sind die überdurchschnittlich hohen Tierarztkosten von 1,55 € je Tier, obwohl nur wenige Altersgruppen auf den Betrieben vorhanden und damit die hygienischen Voraussetzungen grundsätzlich besser waren. Als Gründe sind hier u.a. die längeren Transportzeiten anzuführen. Dies kann zu höherem Stress führen, der Einstallbehandlungen nach sich zieht. Aber auch „nachgeholte“ Impfungen können der Grund für höhere Tierarztkosten sein.
Bestimmend für das ökonomische Gesamtergebnis ist in erster Linie der Zukaufpreis der Ferkel. Importierte Ferkel waren deutlich teurer als Ferkel aus der Region, die sich überwiegend in der Gruppe der 107 sonstigen Zukaufmäster befinden. Für diese Ferkel, die etwas schwerer waren als die importieren Dänenferkel, zahlte der Mäster im letzten Wirtschaftsjahr im Schnitt 54,95 €. Für importierte Ferkel aus Dänemark hingegen musste der Mäster 56,75 € hinlegen.
Im Gesamtergebnis schnitten die sonstigen Zukaufferkel sogar etwas besser ab als die aus Dänemark importierten Ferkel (12,3 € DkfL/100 kg Zuwachs vs. 10,3 € DkfL/100 kg Zuwachs). Im Block „dänische Genetik“ konnten sich jedoch die Kombibetriebe mit 15,3 € DkfL/100 kg Zuwachs an die Spitze setzen.
Futterverwertung als Schlüsselfaktor
Besonders auffällig ist die Tatsache, dass sich bei den importierten dänischen Ferkeln deutlich bessere Zunahmen einstellten, jedoch nicht im Mittel günstigere Futterverwertungen. Um hierfür eine Erklärung zu finden, wurden in einem zweiten Schritt die Ergebnisse der Einzelbetriebe in puncto Zunahme und Futterverwertung grafisch als Plot dargestellt.
Tatsächlich erreichen über die Hälfte der Betriebe mit Importferkeln aus Dänemark Tageszunahmen von über 900 g. Dies ist auf die deutlich höhere Futteraufnahme gegenüber allen anderen Herkünften zurückzuführen (2,51 kg/Tag). Die dadurch bewirkte Reduzierung der Mastdauer führte in der Tendenz jedoch zu einer schlechteren Futterverwertung (siehe Übersicht 2).
Bei den in Deutschland zugekauften Ferkeln dänischer Genetik ist bezüglich der erreichten Futterverwertungen zwar eine große Streubreite zu erkennen. Der Trend ist jedoch eindeutig: Je höher die Zunahmen lagen, desto besser war auch die Futterverwertung (siehe Übersicht 3).
Über die Ursachen der schlechteren Futterverwertung bei schnell wachsenden Importferkeln kann man nur spekulieren. Die Fresslust der Tiere, das Futterangebot (rationiert oder ad libitum), die Futterqualität und das Fleischansatzvermögen sind offensichtlich nicht optimal aufeinander abgestimmt. Wahrscheinlich muss der deutsche Mäster für diese Genetik mit dem gewaltigen Wachstumsvermögen, über 1000 g/Tier und Tag sind möglich, das Mastverfahren gänzlich neu justieren. Nur so kann auch die Ökonomie wieder ins Optimum gebracht werden.
Die einfachste und nahe liegendste Maßnahme dürfte jedoch zunächst eine klare Begrenzung des Futterangebots sein. Dass damit das Wachstumspotenzial der Tiere nicht ausgeschöpft wird, muss so lange in Kauf genommen werden, bis die Gesamtzusammenhänge hinreichend geklärt sind.
Fazit
Aus Dänemark importierte Ferkel werden auch im Emsland erfolgreich vermarktet. Oft handelt es sich um Duroc-Nachkommen.
Im Vergleich zu Zukaufferkeln aus der Region erreichten Duroc-blütige Importferkel deutlich höhere Zunahmen. Die Futterverwertungen und die Futterkosten je kg Zuwachs unterschieden sich im Schnitt der Betriebe aber nicht.
Mit besonders hohen täglichen Zunahmen der Importferkel verschlechterte sich in einigen Betrieben die Futterverwertung. Hier ist zunächst vorrangig die Futteraufnahme der Tiere zu begrenzen.
Für aus Dänemark importierte Ferkel zahlten die Mäster höhere Preise. Auch waren die Tierarztkosten höher. Dies schmälerte die Direktkostenfreie Leistung. Unter dem Strich hatten die hiesigen Ferkel die Nase vorn.