Für die einen ist die genomische Selektion die Tür zu raschem Zuchtfortschritt. Andere sehen vor allem die Kosten für die Zuchtarbeit in die Höhe schnellen.Genetische Informationen werden künftig auch in der Schweinezucht verwendet, da sind sich die Zuchtexperten ganz sicher. Dank des technischen Fortschrittes können Zuchtferkel oder Jungeber künftig besser vorselektiert werden. Dazu benötigt man nur eine Haarwurzel-, Gewebe- oder Blutprobe, die in einem Labor mittels spezieller Verfahren (SNP-Chip) untersucht wird. Vor einigen Monaten wurde sogar gemutmaßt, die genomische Selektion (GS) könne die klassischen Leistungs- und Nachkommentests ersetzen. Von dieser Meinung ist man aber inzwischen abgerückt. Genomische Informationen sind grundsätzlich nur dann nutzbringend, wenn sie in Kombination mit einer ausreichenden Anzahl genauer Leistungsdaten aus der realen Produktionsumwelt erfasst werden! Das heißt, die Zuchtunternehmen müssen sich zunächst einen Unterbau für die genomische Selektion erarbeiten und die klassische Leistungsprüfung zum Teil sogar erweitern. Dies gilt insbesondere für schwer erfassbare, niedrig vererbliche Merkmale zur Fruchtbarkeit oder Fitness. Erst dann kann die genomische Selektion Früchte tragen. Mithilfe der Informationen zum Genom soll nun die Genauigkeit der Zuchtwerte verbessert werden können. Da die Rate des Zuchtfortschritts direkt proportional zur Genauigkeit der Zuchtwerte zu sehen ist, erhofft man sich dadurch einen schnelleren Zuchtfortschritt. Allerdings ist noch nicht klar, wie groß der Effekt der genomischen Selektion auf die Genauigkeit der Zuchtwerte sein wird. Dieser Punkt wird aber darüber entscheiden, ob die Einführung der genomischen Selektion wirtschaftlich vertretbar ist. Erfahrungen und Einschätzungen hierzu in den Statements von vier Zuchtexperten in unserem Brennpunkt. H. Niggemeyer