Erste Schlachtkonzerne testen die antibiotikafreie Mast. Ist es richtig, damit in die Werbung zu gehen?
Heinrich Niggemeyer, SUS
In Deutschland wird streng kontrolliert, so auch die Schlachtkörper auf Antibiotika-Rückstände im Fleisch. Etwa jedes zweihundertste Schwein wird getestet. Die Ergebnisse sind erfreulich. In nur 0,002% (!) der Fälle werden die Kontrolleure fündig.
Tatsächlich werden heute kaum noch Schweine in der Endmast antibiotisch behandelt. Sollte es dennoch erforderlich sein, werden die behandelten Einzeltiere gekennzeichnet und die gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeiten eingehalten. Selbst wenn der Schlachthof oder die Erzeugergemeinschaft doppelt so lange Wartezeiten vorschreibt, ist dies in der Regel kein Problem.
Doch einzelne Vermarkter gehen noch einen Schritt weiter. Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown z.B. startete jüngst zusammen mit größeren Mastbetrieben einen Versuch, Schweinefleisch ohne Antibiotika zu produzieren.
Schnell wird klar, dass dadurch allein wegen der verstärkten Kontrollen und zusätzlichen Hygiene- und Impfmaßnahmen die Produktion teurer wird. Beim Verzicht auf Antibiotika müssen höhere Erlöse erzielt werden können. Dennoch scheint ein solches Angebot beim Handel auf Interesse zu stoßen.
Allerdings darf der vonseiten der Vermarktung gewünschte Verzicht auf Antibiotika nicht dazu führen, dass kranke Tiere nicht sachgerecht behandelt werden. Antibiotika darf auch aus Gründen des Tierschutzes nicht völlig verbannt werden.
Ob die antibiotikafreie Mast zielführend, praktikabel und ethisch vertretbar ist, hat SUS mit Tierärzten und Praktikern diskutiert.