Der Druck zur Verbesserung des Tierwohls ist enorm. In hoher Frequenz starten die Tierschutzverbände neue Hetz-Kampagnen. Die Politik greift den Trend auf. Zwischen den Landwirtschaftsministern Remmel und Lindemann war ein regelrechter Wettkampf entbrannt, wer die schärfsten Haltungsauflagen etabliert. Die gesamte Fleischbranche spürt, dass wir jetzt handeln müssen. Ein Ansatz ist das sogenannte Sektorkonzept, das der Lebensmitteleinzelhandel vor einigen Wochen angestoßen hat. Kernziel ist die Schaffung höherer Tierwohlstandards auf der gesamten Breite der Erzeugung. Die Mehrkosten will der Handel über höhere Fleischpreise im Laden wieder reinholen. Doch die Rechnung geht nur auf, wenn der LEH geschlossen mitzieht. Ist das bei dem extremen Verdrängungskampf im Handel überhaupt realistisch? Und kaufen die Kunden nicht weniger Fleisch, wenn dieses plötzlich auf ganzer Produktbreite spürbar teurer wird? Neben dem Sektorkonzept stricken einige Unternehmen daher an eigenen Labeln. Die wichtigsten sind die Aktion Tierwohl der Westfleisch und das kürzlich gestartete Tierwohllabel von Vion und dem Deutschen Tierschutzbund. Label haben den großen Vorteil, dass sie schlanker und besser umsetzbar sind. Kritiker befürchten aber, dass sie nur Nischen besetzen können. Zudem werden die Verbraucher durch verschiedene Label eher verunsichert. Egal welcher Weg letztlich zur Umsetzung kommt: Für die Landwirte ist wichtig, dass sie höhere Produktionskosten auch erstattet bekommen – und zwar dauerhaft. Denn Umbaumaßnahmen im Stall sind teuer und bedürfen langer Abschreibungen. In unserem Brennpunkt schildern Praktiker sowie Vertreter der Schlacht- und Handelsbranche ihre Lösungen zur Schaffung von mehr Tierwohl. Fred Schnippe Politik und Gesellschaft fordern mehr Tierwohl. Doch welches Konzept ist praktikabel und fairfür die Landwirte?