Nur Sauen mit gesunden Klauen können fünf oder mehr Würfe erfolgreich aufziehen. Besonders wichtig sind dabei die Jungsauen-Aufzucht und die Rationsgestaltung.Gesunde Klauen tragen wesentlich zum Wohlbefinden und zur Leistungsfähigkeit der Sauen bei. Schließlich müssen die Klauen die Tiere das ganze Leben lang tragen. Als Praktiker kann man nicht nur durch die Auswahl der Genetik und die Optimierung des Haltungssystems mit einem geeigneten Bodenbelag positiv auf die Klauengesundheit einwirken. Auch die Fütterung spielt eine ganz entscheidende Rolle. Jungsauen nicht mästen! Generell beginnt die auf gesunde Klauen ausgerichtete Fütterung schon in der Jungsauenaufzucht. Hier ist es wichtig, den wachsenden Organismus optimal mit Nährstoffen zu versorgen und darauf zu achten, dass es beim Wachstum nicht zu Imbalancen kommt. Konkret heißt dies: Jungsauen dürfen nicht beliebig schnell wachsen. Die Gründe dafür liegen in dem etwas langsameren Wachstum des Bewegungsapparates gegenüber dem restlichen Körperwachstum. Werden die Knochen und Klauen schon sehr früh mit größerem Gewicht belastet, kann dies zu Fehlbildungen oder späteren Fundamentproblemen führen. Als Richtschnur gilt, dass Jungsauen im Alter von 220 bis 240 Tagen etwa 130 bis 140 kg wiegen sollten. Dann kann man sie in der Regel zur zweiten oder dritten Brunst erstmals belegen. Werden die in Übersicht 1 gezeigten Empfehlungen für Zuwachs und Versorgung eingehalten, sollte dies gelingen. Die Jungsauen-Ration enthält durchgängig 13 MJ ME/kg, der Lysin-Gehalt sollte schrittweise von knapp 10 auf 5,8 g pro kg Futter gesenkt werden. Wobei man davon ausgeht, dass das Lysin zu 80 % verdaulich ist. Für die übrigen essenziellen Aminosäuren gilt als Relation: Lysin : Methionin+Cystin : Threonin : Tryptophan = 1 : 0,55 : 0,65 : 0,18. Auch die ausreichende Versorgung mit Kalzium ist wichtig. Denn der Mineralstoff verleiht den Knochen Stabilität und Festigkeit. Gleichzeitig dienen die Knochen als Kalziumspeicher. Doch auch in der weiteren Entwicklung der Sauen spielt das Körpergewicht eine wichtige Rolle für die Klauengesundheit. Denn häufig entstehen Klauenprobleme auch durch die zu starke Gewichtsentwicklung von Sauen ab dem zweiten Wurf. Immer wieder ist zu beobachten, dass dadurch besonders Schädigungen des Ballenbereiches auftreten. Deshalb sollten Sauen frühestens im dritten Wurf eine Lebendmasse von 290 kg erreichen. Weitere Richtwerte für die Gewichtsentwicklung von Sauen können Übersicht 2 entnommen werden. Um eine altersgerechte Gewichtsentwicklung zu gewährleisten, müssen die Sauen sowohl in der Trächtigkeit als auch in der Säugephase optimal mit Energie und Aminosäuren versorgt werden. Laut den Fütterungs-Empfehlungen der DLG sollten Sauen in der frühen Trächtigkeit mit 35 MJ ME pro Tag versorgt werden, ab dem 85. Trächtigkeitstag mit 43 MJ ME täglich. Jungsauen erhalten entsprechend weniger Energie sowie etwa ein halbes Gramm Lysin weniger als Altsauen (siehe Übersicht 3, Seite 56). In der Laktation richten sich die Energie- und Lysinversorgung zusätzlich an der Wurfgröße aus (siehe Übersicht 4). Für 13 abgesetzte Ferkel im Wurf brauchen Sauen 95 MJ ME täglich. Ergänzend muss man eine optische Kontrolle der Sauen in Verbindung mit einer regelmäßigen Konditionsbewertung durchführen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Die vergebenen Noten entscheiden dann über Zu- oder Abschläge beim Futter. Keratin festigt das Horn Generell gilt: Eine starke Klaue kann auch mehr Gewicht tragen. Dafür braucht die Schweineklaue eine feste Hornsubstanz. Diese besteht zu einem großen Teil aus Proteinen – den Keratinen. Mit ca. 25 % stellt die Aminosäure Cystin einen Großteil der Keratin-bildenden Aminosäuren. Cystin kann im Stoffwechsel des Schweines allerdings nur aus der Aminosäure Methionin hergestellt werden. Da Methionin aber im Körper des Schweines nicht synthetisiert werden kann, ist das Schwein auf die Aufnahme über das Futter angewiesen. Nur so kann genügend Keratin gebildet werden und das Klauenhorn eine ausreichende Festigkeit ausbilden. Hohe Anteile an Methionin und Cystin sind in Rapsprodukten zu finden. Sojaschrot enthält mittlere Anteile, und in Leguminosen wie Bohnen, Erbsen und Lupinen sind nur geringe Gehalte zu finden. Bei Verwendung der letztgenannten Futtermittel ist in der Rationsplanung auf einen gesonderten Ausgleich von Methionin und Cystin zu achten. Empfohlen werden Methionin/Cystin-Gehalte von 3,6 g pro kg Futter für tragende Sauen und 5,6 g je kg Futter für säugende Sauen. Biotin-Mangel macht Klauen spröde Neben der Festigkeit der Klaue ist wichtig, dass die Hornzellen nicht spröde werden. Denn sonst entstehen Risse im Horn, die wiederum die Eintrittspforte für Keime bilden. Damit das nicht passiert, wird eine fettreiche Zwischenzellsubstanz gebildet, die die Hornzellen fest miteinander verbindet und das Eindringen von Krankheitserregern verhindert. An der Bildung dieser Zwischenzellsubstanz, dem so genannten Zellzement, ist das Vitamin Biotin maßgeblich beteiligt. Es aktiviert eine große Anzahl von Enzymen, die für die Fett- und Glucoseproduktion wichtig sind. Auf die ausreichende Versorgung mit Biotin ist also immer zu achten. Empfohlen werden Gehalte von 0,22 mg Biotin pro kg Futter für die gesunde Herde. Treten jedoch häufig spröde Klauen auf, kann über eine gewisse Zeit die Konzentration auf 1 mg Biotin pro kg Futter angehoben werden. Man darf allerdings auch bei einer höheren Versorgung mit Biotin keinen sofortigen Effekt auf die Klauengesundheit erwarten. Dies hat mit dem langsamen Wachstum des Klauenhorns zu tun. Umgekehrt werden Mängel im Futter auch erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten sichtbar. Oft werden die Pro-bleme daher gar nicht mit dem früher eingesetzten Futter in Verbindung gebracht. Zink fördert das Hornwachstum Neben den genannten Aminosäuren und dem Vitamin Biotin sind auch Spurenelemente maßgeblich an der Klauenbildung beteiligt. Nennenswert sind in diesem Zusammenhang besonders Zink, Kupfer und Mangan. In der Regel werden 50 mg Zink, 8 bis 10 mg Kupfer und 20 bis 25 mg Mangan je kg Sauenfutter empfohlen. Am bedeutendsten ist die Versorgung mit Zink. Denn neben der Anregung vieler Enzyme und Hormone, die an der Hornbildung beteiligt sind, ist Zink selbst auch Bestandteil sehr vieler Enzyme. Eine wichtige Aufgabe ist zudem die Verhinderung der Oxidation des Zwischenzellzementes. Zinkmangel kann daher eine geringere Hornqualität und eine gestörte Struktur der Klaue hervorrufen. Neben einem tatsächlichen Mangel an Zink im Futter kann aber auch eine herabgesetzte Löslichkeit des Zinks für einen Mangel im Organismus verantwortlich sein. Hervorgerufen werden kann dies durch den Einsatz von überwiegend schwerlöslichen Zinkverbindungen wie Zinkoxiden oder durch die gleichzeitige Anwesenheit von chemischen Stoffen wie Oxalaten oder Phytaten, die Zink binden und nicht mehr frei geben. Gleiches gilt aber auch für Kupfer und Mangan. Erste Versuche haben gezeigt, dass in Problembetrieben mit dem Futter zugesetzten und sehr leicht löslichen organischen Zinkverbindungen Verbesserungen der Klauenstabilität erzielt werden können. Hierzu ist der Zusatz von ungefähr 40 mg organischem Zink je kg Sauenfutter nötig. Aber auch die Wechselwirkungen zwischen den Spurenelementen spielen häufig eine Rolle. So können sehr hohe Eisengehalte im Tränkewasser die Verdaulichkeit von Zink und Mangan verringern, da diese mit dem Eisen unlösliche Verbindungen eingehen. Hier hilft dann auch keine Erhöhung von Zink und Kupfer im Futter. Vielmehr sollte der Eisengehalt im Tränkewasser reduziert bzw. auf organisch gebundene Spurenelemente (Chelate) umgestellt werden. Wir halten fest Nur Sauen mit gesunden Klauen können hohe Leistungen erzielen und viele Würfe aufziehen. In puncto Klauengesundheit sind bei der Fütterung von Zuchtsauen fünf wichtige Punkte zu beachten. Neben der Fütterung der Jungsau sind dies die Konditionsfütterung der Altsau, die Versorgung mit den essenziellen Aminosäuren Methionin und Cystin sowie die Versorgung mit Biotin und Spurenelementen.