Gesine und Karl Harleß sind erst vor fünf Jahren in die Schweinehaltung eingestiegen. Doch inzwischen gehören sie zu den Spitzenbetrieben in Deutschland. Ihr 130 ha großer Stammbetrieb liegt in Linden in der Lüneburger Heide. 2009 haben die Landwirte 700 m abseits vom Hof einen 1 200er-Maststall gebaut. Seit 2011 macht der Betrieb beim Tierschutz-Label von Vion und dem Deutschen Tierschutzbund mit. Mit der Labelproduktion musste der Mäster etliche Abläufe umstellen. Dies bot auch die Möglichkeit, die biologischen Leistungen zu optimieren. Besonders wichtig ist Karl Harleß die geringere Belegdichte. So steht jedem Tier jetzt 1,1 m2 Buchtenfläche bereit. Entscheidend ist für den Landwirt aber das große Fressplatzangebot. Denn statt 28 stehen nur 18 Tiere in den Buchten. „Insbesondere rangniedere Tiere haben weniger Stress beim Fressen. Das fördert die Futteraufnahme und das Wachstum“, ist der Betriebsleiter überzeugt. Um den Stress am Trog gering zu halten, hat der Betrieb auch die Einstellung der Breiautomaten optimiert. So hat der Mäster anfangs eine kleine Dosierstufe gewählt, um Futterverluste zu vermeiden. Doch in den Eberbuchten kam es oft zu Rangeleien am Trog. „Wir haben die Dosiermenge erhöht. Auch aus anderen Betrieben wissen wir, dass Eber immer satt sein müssen, um Rangkämpfe zu vermeiden“, betont VzF-Berater Dieter Staack. Desweiteren setzt der Betrieb auf hochwertige Rationen. So bezieht Harleß das Futter über die VzF-Einkaufsgemeinschaft. Neben Preisvorteilen sichert das eine hohe Qualität. Denn die Einkaufsgemeinschaft lässt regelmäßig im Labor überprüfen, ob die deklarierten Inhaltsstoffe passen. Die Tiere werden zweiphasig gefüttert. Hierbei werden das Vor- und Mittelmastfutter über eine Woche verschnitten. Auf Endmastfutter verzichtet der Mäster. Denn aufgrund der hohen Zunahmen kommen die Tiere im Mittel bereits mit 94 Tagen an den Haken. Wichtig ist Karl und Gesine Harleß vor allem, dass die Eber optimal versorgt sind. Die Landwirte stallen die Tiere daher getrenntgeschlechtlich auf. So können sie den Ebern zehn Tage länger das Vormastfutter anbieten. Damit die Schweine trotz ihrer hohen Futteraufnahme gesund bleiben, ist dem Futter Benzoesäure ergänzt. Um die Wasserhygiene und die Darmstabilität zu sichern, werden dem Tränkewasser kontinuierlich 0,1 % Ameisensäure zugesetzt. Zudem erhalten alle Tiere in den ersten Tagen nach der Einstallung pulverförmige B-Vitamine als Top Dressing in die Breiautomaten. Damit sich die Schweine auch an heißen Tagen wohlfühlen, hat der Mäster eine Sprühkühlung installiert. „Diese ist wichtig, da Schweine nicht schwitzen können. Bei hohen Zunahmen produzieren sie sehr viel Wärme“, erklärt Harleß. Ein weiterer Erfolgsgarant ist die intensive Tierbe-obachtung. So ist der Betrieb im Tierschutz-Label gehalten, so wenig Medikamente wie möglich einzusetzen. Es ist daher besonders wichtig, dass Gesine und Karl Harleß Probleme früh erkennen. Alle Auffälligkeiten oder Behandlungen werden in einem Stallbuch notiert. „Bei der Tierkontrolle wechseln wir uns ab. Im Vier-Augen-Prinzip haben wir die Tiere besser im Blick“, erklärt Gesine Harleß. Im Fokus stehen besonders die Schwänze der Schweine. Denn diese dürfen im Tierschutz-Label nur maximal ein Drittel gekürzt sein. Um das Wohlbefinden der Schweine zu steigern und das Auftreten von Kannibalismus zu vermeiden, stellt der Betrieb ein Feuerwerk an Beschäftigungsmaterial bereit. Basis sind von der Decke hängende Ketten. Hieran sind verschiedene, veränderbare Spielzeuge montiert. „Wichtig ist, dass die Ketten nahezu bis zum Boden reichen. Denn Schweine spielen am liebsten am Boden“, betont Berater Dieter Staack. Zusätzlich sind in den Buchten Bälle an Federn sowie gepresste Strohstangen in Stahlrohren montiert. Treten z. B. bei der Ankunft neuer Ferkel Beißereien auf, gibt der Landwirt zusätzlich große Bälle in die Bucht. Sie werden sehr gut angenommen. Gute Erfahrungen hat der Betrieb auch mit Hanfseilen gemacht. Diese sind an der Decke aufgehängt und enden knapp über den Schweinerücken. Mithilfe ihres Tierarztes haben Gesine und Karl Harleß zudem ihr Auge für die Tiere geschärft. Im Fokus stehen u. a. die Beurteilung der Atmung sowie die Farbe bzw. Durchblutung der Rüsselscheibe. So können sie viele Krankheiten erkennen, bevor möglicherweise die ganze Gruppe betroffen ist. Im Arbeitskreis Homöopathie bauen die Praktiker ihr Wissen weiter aus. Zum Erfolg des Betriebes trägt auch das Verkaufsmanagement bei. Hierbei gilt insbesondere: Das Zusammenstallen von Ebern ist tabu. Um die Buchten räumen zu können, nimmt der Betrieb eher Sortierverluste in Kauf. „Auch das fördert die Futterverwertung. Wenn man Eber zusammenstallt, sind Rangkämpfe und Gewichtsverluste oft vorprogrammiert“, betont Berater Staack. Das Konzept aus mehr Fressplätzen, intensiver Tierbeobachtung und optimalen Rationen geht auf. So hat der Betrieb im letzten Wirtschaftsjahr mit 975 g Tageszunahme und einer Futterverwertung von 1 : 2,51 absolute Spitzenleistungen erzielt. Der Betrieb strebt daher auch künftig hohe Tierwohlstandards an. „Politik und Gesellschaft fordern das. Zudem sind höhere Mastleistungen drin“, ziehen Gesine und Karl Harleß ihr Resümee. Mehr Platz am Breiautomat Eber bringen hohe Zunahmen Säuren plus Vitamine Intensive Tierkontrolle Spitzenleistungen in der Mast Der Mastbetrieb Harleß setzt auf eine intensive Tierbeobachtung, mehr Fressplätze und die Ebermast. Der Lohn ist eine Futterverwertung von 1 : 2,51.