Im hofeigenen Getreide kann insbesondere der Eiweißgehalt stark schwanken, wie bayerische Auswertungen zeigen. Eine Laboranalyse ist deshalb ein Muss.Die Getreideernte läuft auf Hochtouren. Viele Hofmischer stellen sich jetzt die Frage, ob und in welchem Umfang sie das eigene Getreide im Labor analysieren lassen. So liefert die so genannte NIRS-Methode ausreichend genaue Ergebnisse zu den wichtigen Inhaltsstoffen im Getreide. Diese werden dann in der Rationsplanung berücksichtigt. Leider nutzen noch längst nicht alle Betriebe die Möglichkeit zur genauen Analyse der wertbestimmenden Inhaltsstoffe ihres Getreides. Stattdessen erfolgt die Rationsplanung oft auf Basis von Durchschnitts- bzw. Tabellenwerten. Doch das kann zu einer massiven Unter- oder Überversorgung der Tiere führen. Denn je nach Witterung, Standort und Sorte können die tatsächlichen Inhaltsstoffe des Getreides stark von den Tabellenwerten abweichen. Wie groß das Problem ist, zeigen umfangreiche Auswertungen des Fleischerzeugerringes Oberfranken. Dieser hat im vergangenen Jahr mehr als 120 Getreideproben aus Praxisbetrieben unter die Lupe genommen. Hierbei wurde deutlich, dass es vor allem bei den Rohprotein-Gehalten im Getreide eine enorme Streuung gibt. Besonders stark schwankten die Gehalte beim Weizen. So zeigt Übersicht 1, dass der Rohproteingehalt einiger Weizenproben mit 86 g je kg Getreide um bis zu 30 % unter den Daten in der Futterwert-Tabelle lag. Auf der anderen Seite wiesen einige Weizenproben mit 148 g bis zu 25 % mehr Eiweiß auf, als in den Tabellen hinterlegt ist. Bei der Triticale traten ebenfalls hohe Abweichungen von +/- 20 % beim Proteingehalt auf. Bei der zwei- und vierzeiligen Wintergerste fallen vor allem die Proben mit stark unterdurchschnittlichen Eiweißgehalten ins Auge. Diese lagen um bis zu 20 % unter dem Tabellenwert für Gerste. Auffallend ist auch das insgesamt niedrige Niveau bei den Proteingehalten. Dies lag z. B. bei den Proben aus vierzeiliger Gerste um 13 g unter dem Tabellenwert. Das ist ein Minus von mehr als 10 %. Die Weizenproben lagen in puncto Rohprotein im Schnitt um rund 5 % unter dem Tabellenwert. Doch damit nicht genug: Auch beim Stärkegehalt der Getreideproben sind erhebliche Streuungen aufgetreten. Das kann damit zusammenhängen, dass einige Schläge aufgrund der ungünstigen Witterung im letzten Jahr keinen voll ausgebildeten Mehlkörper aufwiesen. Dieses Problem zeigte sich besonders bei der Gerste. Die starken Abweichungen beim Stärke- und Eiweißgehalt führen zwangsläufig dazu, dass auch der Energiegehalt der Getreideproben extrem streut. So hatten z. B. einige Weizenproben mit gut 12 MJ ME rund 15 % weniger umsetzbare Energie als in den Tabellen mit 13,8 MJ ME hinterlegt. Auch bei der Gerste und Triticale lagen etliche Proben um mehr als 1 MJ ME unter den Mittelwerten der Fütterungstabellen. Bei einer getreidebetonten Ration und einer mittleren Futteraufnahme in der Mast von 2,2 kg/Tag würden 2 MJ ME pro Schwein weniger aufgenommen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Zunahmen. Fakt ist: Wird die Ration unter solchen Umständen auf Basis von Tabellenwerten kalkuliert, sind massive Fehleinschätzungen und daraus resultierend Imbalancen in der Ration vorprogrammiert. Denn insbesondere Unterversorgungen beim Rohprotein können zu empfindlichen Leistungseinbußen, Fruchtbarkeitsproblemen und Mangelerscheinungen führen. Eine Überversorgung indes kostet unnötig Geld und belastet den Stoffwechsel der Tiere. Gleichzeitig werden unnötig mehr Nährstoffe ausgeschieden, welche die betriebliche Nährstoffbilanz belasten. Das heißt: Eine Laboruntersuchung des hofeigenen Getreides ist für jeden Hofmischer ein Muss! Dabei wird der Nutzen für die Tiere in jedem Fall um ein Vielfaches höher sein als die Kosten der Getreideuntersuchung. Das gilt für die Getreideernte 2011 in besonderem Maße. Denn die Frühjahrsdürre lässt erneut große Qualitätsschwankungen beim Getreide befürchten. Um bei der Laboranalyse aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, sollte man folgende Tipps beachten: Die Kosten für die beschriebene Standard-Analyse des Getreides per NIRS-Methode belaufen sich in freien Labors oder Lufen auf ca. 110 € je Probe inklusive MwSt. Analyse-Gemeinschaften und Erzeugerringe bekommen zum Teil spürbare Preisnachlässe. In Bayern kostet die Untersuchung aufgrund der staatlichen Förderung für Mitglieder von Erzeugerringen nur etwa 30 € je Probe. Untersuchungen auf Mykotoxine sind mit rund 95 € je Mykotoxin und Probe allerdings deutlich teurer. Bei den Inhaltsstoffen im hofeigenen Getreide gibt es eine starke Streuung. Insbesondere beim Rohprotein können die tatsächlichen Gehalte um bis zu 30 % von den Daten der Futterwert-Tabellen abweichen. Die Frühjahrsdürre lässt auch in diesem Jahr eine ex-treme Streuung bei den Inhaltsstoffen erwarten. Das heißt: Die Laboranalyse des hofeigenen Getreides ist unverzichtbar. Die kostengünstige NIRS-Methode liefert hier zuverlässige Ergebnisse. Auch das zugekaufte Sojaschrot sollte regelmäßig untersucht werden. Bis zu 30 % weniger Eiweiß Energiegehalt schwankt Jetzt Mischproben ziehen Fazit Nehmen Sie von jedem Schlag bzw. jeder Ernteeinheit eine repräsentative Mischprobe aus drei bis sieben Einzelproben. Ist der Schlag sehr unterschiedlich und wird das Getreide separat gelagert, können zusätzliche Proben sinnvoll sein. Die Mischprobe sollte insgesamt rund 300 g wiegen. Behalten Sie eine Rückstellprobe. Schicken Sie die Proben nach der Ernte rasch ins Labor – möglichst bevor die Welle der Silageproben ins Labor kommt. So erhalten Sie zeitnah die Ergebnisse, und die Beratung kann ihre regionale Empfehlung anpassen. Deklarieren Sie auf dem Begleitbogen genau, um welches Erntegut bzw. Futtermittel es sich handelt. Denn die NIRS-Methode basiert auf Eichkurven für die jeweiligen Produkte. Kreuzen Sie auf dem Begleitbogen an, welche Inhaltsstoffe Sie analysieren wollen. In der Regel reicht die Standard-Untersuchung auf Energie-, Rohprotein- und Rohfasergehalt aus. Zusätzlich sollte man den Lysingehalt analysieren. Bei Bedarf kann man die Rohasche als Maß für die Verschmutzung erfassen. Auf Mykotoxine sollte man das Getreide nur im Verdachtsfall untersuchen lassen. Der erste Schritt ist eine Bestimmung des Keimgehaltes beim Tiergesundheitsdienst. So kann man die teure Mykotoxin-Analyse später gezielt angehen. -Rüdiger Wintersperger, Fleischerzeugerring Oberfranken-