Wer in einen Maststall investieren will, setzt sich mit verschiedenen Stallbauvarianten auseinander. Viele Schweinehalter stellen sich die Frage, ob sich eher der Bau eines Außenklimastalles lohnt oder ob man lieber einen konventionellen Stall bauen soll. Auch die Fragen Großgruppen oder Kleingruppen bzw. Türganglüftung oder Rieseldecke werden kontrovers diskutiert. Vom Investitionsvolumen über die biologischen Leistungen bis zur Rendite werden alle Varianten untersucht, geprüft und beurteilt. Bislang mit dem Ergebnis, dass alle Verfahren nebeneinander bestehen und in der Praxis unterschiedlich stark eingesetzt werden. Welches Fütterungsverfahren ist das richtige? Das Gleiche gilt auch für das richtige Fütterungssystem in der Schweinemast. Schon über Jahre währt der Streit zwischen der Fraktion, die die Flüssigfütterung favorisiert, und zwischen den Verfechtern der Trockenfütterung. Da beide Seiten in den vergangenen Jahren Geld mit der Mast verdient haben, kann der tatsächliche Unterschied bei beiden Systemen offensichtlich nur geringfügig sein. Oder vergessen wir bei der Diskussion vielleicht, alle Punkte ausreichend zu beleuchten? Vernachlässigen wir zuletzt sogar zu häufig die Präferenzen und Neigungen des Betriebsleiters sowie die Ausgangssituation vor der Kaufentscheidung und die gesamtbetriebliche Situation? Eines jedenfalls ist sicher. Nur der Betriebsleiter wird gute Leistungen in seinem Stall erreichen, der sich mit der eingesetzten Technik identifiziert und von ihr überzeugt ist. Letztendlich geht es aber doch ums Geld und daher lohnt es sich schon, sich mit der Frage nach dem richtigen Fütterungssystem etwas näher auseinander zu setzen. Wichtig hierbei ist, alle Faktoren zu berücksichtigen, die die Entscheidung beeinflussen. Dazu zählen die Ausgangssituation des Betriebes, der Anschaffungspreis und die jährlichen Kosten der Technik, die eingesetzten Futterkomponenten und deren Preise sowie die Arbeitswirtschaft. Da insbesondere bei den eingesetzten Futterkomponenten und der Arbeitswirtschaft erhebliche, sowohl regionale wie auch einzelbetriebliche Unterschiede bestehen, wird deutlich, dass es nie ein generelles Für und Wider für ein Fütterungssystem geben kann, sondern immer nur eine einzelbetrieblich abgestimmte Lösung möglich ist. Zuerst die Ausgangssituation durchleuchten Bevor der Kaufvertrag für eine neue Fütterungsanlage unterschrieben wird, muss die betriebliche Ausgangssituation durchleuchtet werden. Zu klären ist zum Beispiel, ob Teile der eventuell schon vorhandenen Technik im Betrieb mitgenutzt werden können. Wenn ja, kann dies die Kosten für die neue Anlage erheblich reduzieren. Zu prüfen ist allerdings in jedem Fall, ob die vorhandene Technik auch noch in einem "guten Zustand" ist. Ist dies nicht der Fall, sollte genau überlegt werden, ob sich der Einsatz noch lohnt. Jeder Mäster muss sich auch Gedanken darüber machen, ob der vorhandene Standort ausbaufähig ist. In einigen Fällen ist dies aus emissionsrechtlichen Gründen inzwischen nicht mehr möglich. Zunehmend kommt es deshalb zur Teilaussiedlung von Ställen und der Erschließung neuer Standorte, die mehr oder weniger weit vom Stammbetrieb entfernt sind. In diesem Fall gewinnt die betriebliche Erweiterung in Bezug auf die Investitionskosten den gleichen Charakter, den ein Neueinstieg in diesen Betriebszweig hat. Sensortechnik preiswerter als vergleichbare Trockenfütterung Nachdem die betriebliche Ausgangssituation klar ist, muss geklärt werden, welche Investitionskosten auf den Einzelbetrieb zukommen. Nehmen wir im ersten Fall an, dass ein Betriebsleiter zu seinen bereits vorhandenen 1 000 Mastplätzen eine betriebliche Erweiterung von 800 Plätzen plant und Teile der vorhandenen Fütterung nutzen kann. Er besitzt auf seiner Hofstelle bereits eine Flüssigfütterung mit kompletter Fütterungszentrale und der gesamten notwendigen Technik für die Futterla-17000 Q und wiederum 15 %igen Jahreskosten fallen 2 550 Q pro Jahr bzw. 3,20 Q je Platz und Jahr für die Fütterungstechnik an. Im Falle einer Aussiedlung des Stalls oder einer Erstinvestition müssen nochmals 100 Q für den Chargenmischer und die dazugehörige Grundausstattung investiert werden. Die Gesamtkosten erhöhen sich somit auf 4 200 Q je Jahr. Umgerechnet auf den Mastplatz sind das 5,25 Q! Die reine Kostenbetrachtung geht also eindeutig zugunsten der sensorgesteuerten Flüssigfütterung aus. Insbesondere bei der Erweiterung der vorhandenen Technik steht sie außer Frage, aber auch bei der Erstinvestition hat sie aus zwei Gründen die Nase deutlich vorn: Das Stichleitungssystem hat gegenüber alten Flüssigfütterungssystemen mit Rückführung, Ausgleichsbehältern etc. eine deutliche Kosteneinsparung gebracht und der Sensortrog hat den Buchtenflächenbedarf je Mastschwein auf das Niveau 19 gerung und die Aufbereitung. Der neue Stall mit Flüssigfütterung soll für Großgruppen à 40 Tiere gebaut werden, für die jeweils ein Futtertrog mit Sensor eingeplant wird. Die Investitionskosten für 20 Tröge mit Sensor und entsprechender Verrohrung als Stichleitungssystem belaufen sich auf rund 5 500 Q. Bei einer zehnjährigen Abschreibung, 6% Zinsen und 2% Unterhalts- und Reparaturaufwand ergeben sich jährliche Kosten von 15 % der Investitionssumme. Umgerechnet sind das 825 Q insgesamt oder rund 1 Q je Platz und Jahr (siehe Übersicht 1). Wie hoch wären die Kosten nun, wenn es sich um eine Aussiedlung handeln würde bzw. wenn der Betriebsleiter Neueinsteiger in die Schweinemast wäre? In diesem Fall müsste er natürlich zusätzlich in die Grundanlage investieren. Hierzu zählen der Mischbehälter mit Wägeeinrichtung und der Fütterungscomputer mit entsprechender Steuerungselektronik. Die Kosten hierfür schlagen mit rund 12 000 Q zu Buche. Alles in allem belaufen sich die Kosten dann auf 17 500 Q. Bei ebenfalls 15 % Jahreskosten sind dies 2 625 Q bzw. 3,30 Q je Mastplatz und Jahr. Die gleiche Betrachtung kann man nun bei der Trockenfütterung anstellen. Werden die vorhandenen 1000 Mastplätze schon trocken gefüttert und sind Lagerkapazitäten sowie ein entsprechender Chargenmischer vorhanden, müssen für die Automaten rund 8 000 Q eingeplant werden. Für die Futterförderung und den Antrieb müssen weitere 4 500 Q ausgegeben werden, sofern lediglich einphasig gefüttert werden soll bzw. der Stall im Rein-Raus-Verfahren betrieben wird. Üblicherweise müssen jedoch bei abteilweiser und 2-Phasenfütterung zwei Rohrsysteme installiert werden, so dass 9 000 Q an Kosten entstehen. Nur so lässt sich die Anlage tatsächlich mit einer sensorgesteuerten Flüssigfütterung vergleichen. Bei einem Investitionsaufwand von rund des Trockenautomaten heruntergeschraubt. Andererseits verteuerte sich die Trockenfütterung durch die für eine Mehrphasenfütterung, die heute aus Umweltaspekten nicht mehr wegzudenken ist, erforderliche zweite Futterkette mit Antrieb. Bei Flüssigfütterung freie Wahl der Futterkomponenten Neben den Anschaffungskosten für die Fütterungstechnik spielen auch die Futterkosten eine wichtige Rolle, wenn es um die Entscheidung Flüssig- oder Trockenfütterung geht. Zwei Futterkomponenten beeinflussen die Diskussion um die unterschiedlichen Fütterungssysteme. Sowohl der Einsatz von CCM als wirtschaftseigenes Futtermittel als auch die Verwertung von Nebenprodukten aus der Nahrungsmittelindustrie funktionieren nur dann, wenn eine Flüssigfütterung zum Einsatz kommt. Ob der Einsatz von CCM und Nebenprodukten allerdings wirtschaftlich ist, muss im Einzelbetrieb geprüft werden. Außerdem müssen die hiermit verbundenen zusätzlichen Kosten für den Lagerbehälter und die CCM-Annahme dem Futtermittel zugerechnet werden. Nur so ist ein fairer Vergleich mit einer Eigenmischung mit Getreide – wobei die Mühle als Investition berücksichtigt werden muss – bzw. Fertigfutter möglich. Doch was ist dran am Einsatz von Nebenprodukten? Sind sie wirklich so preiswert, wie oft behauptet wird? Wenn man die Betriebszweigauswertungen von Betrieben mit regelmäßigem Einsatz von Nebenprodukten in der Mast mit denen von konventionell fütternden Betrieben vergleicht, vergleicht, lässt sich im Durchschnitt eine Differenz von etwa 1,25 Q je dt Futtermittel bei 88 % Trockensubstanz und energiebereinigt zugunsten der Nebenprodukte ermitteln. Pro Schwein ergibt sich dadurch ein Futterkostenvorteil von 3,20 Q. Signifikante Unterschiede in den biologischen Leistungen lassen sich in aller Regel nicht feststellen. Allerdings werden Nebenprodukte häufig von den ohnehin versierteren Mästern eingesetzt. Unterschiedliche Kosten in der Lagerung und Aufbereitung werden in aller Regel durch die Zukaufspreise ausgeglichen. Fest steht: Wer in der Beschaffung und Verfütterung von Nebenprodukten eine preiswerte Möglichkeit sieht, kommt um die Flüssigfütterung nicht herum. Da sie die ohnehin preiswertere Technik ist, fällt die Entscheidung in diesem Fall leicht. Allerdings zeichnet sich die Entwicklung ab, dass die Konkurrenz um Nebenprodukte größer wird. Die abgebenden Unternehmen spüren dies und das Preisniveau zieht insbesondere bei neuen Verträgen an. Wer also nicht schon längere Zeit im Geschäft ist, wird von deren Einsatz nur noch marginal profitieren. Bleibt letztendlich noch das CCM. Hier zeigen Betriebszweigauswertungen der letzten Jahre, dass die Mischungen mit CCM etwa 0,35 Q je dt gegenüber reinen Getreidemischungen teurer sind. Ursache hierfür ist der starke Rückgang der Getreidepreise im Vergleich zu weiterhin hohen Erntekosten bei CCM. Rechnet man die zusätzliche Technik bei der Verfütterung von CCM wie Silogeräte und CCM-Annahme, steigt diese Differenz bei Neuinvestitionen noch weiter zugunsten der Getreidemischung an. Wer also preiswert füttern will, sollte auf den CCM-Einsatz verzichten? Nicht ganz! Sofern betriebseigenes Futter eingesetzt werden soll, entscheidet sich die Frage, ob CCM oder Getreide ins Futter kommt, auf dem Acker und gegebenenfalls anhand der vorhandenen Technik. Auf den Standorten, wo sich der Mais im Ertragspotenzial noch deutlich vom Getreide abhebt, erzielt er seine Rendite nicht im Futtertrog, sondern auf der Ackerfläche. Allerdings gilt es zu überlegen, ob der Mais dann nicht z. B. als Körnerfrucht verkauft werden kann und preiswertes Getreide für die Schweinefütterung zugekauft wird. Arbeitswirtschaft: Vorteile für die Trockenfütterung Ein letzter Punkt, der die Entscheidung für ein bestimmtes Fütterungssystem beeinflusst, ist die Arbeitswirtschaft. Hier kann die Trockenfütterung im Vergleich zur Flüssigfütterung in der Summe einen Vorteil verbuchen, insbesondere wenn es um die Reinigungs- und Wartungsarbeiten geht. Das Stichwort lautet hier: Futterhygiene! Sicherlich zu Recht muss man der Flüssigfütterung aufgrund der vermehrten bakteriellen und pilzlichen Angriffsmöglichkeiten einen Nachteil zurechnen, der nur durch intensiveres und häufigeres Reinigen behoben werden kann. Das verursacht einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Ob dieser bewältigt werden kann, hängt von der verfügbaren Arbeitskapazität des Betriebsleiters und seiner Familie bzw. seiner Mitarbeiter ab. Grundsätzlich hat ein spezialisierter Schweinemäster mit einer Extensivfruchtfolge im Ackerbau mehr Potenzial als zum Beispiel ein Milchviehhalter, der die Mast als zweites Standbein betreibt. Auch mit zunehmender Größe des Mastbetriebes schwindet die verfügbare Arbeitszeit und oftmals sollen gerade ausgesiedelte Ställe möglichst einfach und Zeit sparend bewirtschaftet werden. Hier sind also Ansatzpunkte, die in eine Bewertung mit einfließen müssen. Nimmt man bei einer Erstinvestition bzw. Teilaussiedlung die jährliche Kostendifferenz von rund 2 Q je Mastplatz zwischen der Flüssig- und Trockenfütterung und unterstellt einen Lohnanspruch von ca. 16 Q je Akh, dann ist bei einem zeitlichen Mehraufwand von etwa sieben bis acht Minuten je Platz und Jahr bzw. 100 Stunden bei einem 800er Maststall eine Kostengleichheit gegeben. Bei teureren Fremdarbeitskräften kommt dieser Punkt eher. Wer dann auf den Einsatz von CCM und Nebenprodukten ohnehin verzichten will, da dies natürlich zusätzliche Arbeit verursacht, findet in der Trockenfütterung bei Kostengleichheit das arbeitswirtschaftlich interessantere System. - Spandau, Peter -