Die Idsinger Ferkel KG legt besonderes Augenmerk auf die Trogkontrolle und die MMA-Vorbeuge. In der vierten Säugewoche nehmen die Sauen bis zu 10 kg Trockenfutter auf.Dass man auch mit Trockenfütterung eine hohe Futteraufnahme realisieren kann, dafür sind unsere Sauen das beste Beispiel!“, freut sich Heinrich Lütjens. Gemeinsam mit seiner Frau Gudrun und den Unternehmern Kerstin und Dieter Grobe betreibt er die Idsinger Ferkel GbR bei Walsrode. Als ehemals reine Aufzüchter haben die Familien 2005 zusammen den Sprung in die Ferkelproduktion gewagt und einen neuen Sauenstall mit 840 Plätzen gebaut. Bei der Betreuung der Sauen werden sie von Mitarbeiterin Martina Wernicke unterstützt. Die Beratung des Betriebes übernimmt der VzF mit Sitz in Uelzen. Jeden Donnerstag werden 36 bis 40 Sauen in den Abferkelbereich umgestallt. Zunächst erhalten die Sauen dort bis zur Geburt weiter das Tragefutter. Da nur eine Futterleitung vorhanden ist, müssen Lütjens das Sauenfutter zweimal täglich per Hand zuteilen. Bis zur Abferkelung senken sie die Menge bis auf 1,7 kg bzw. 20 MJ ME ab, damit die Sauen nicht mit zu viel Magen- und Darminhalt in die Geburt gehen. Auch am Tag der Abferkelung erhält die Sau nur wenig Futter, meist wird eine Mahlzeit ausgesetzt. Drei Tage nach der Geburt erfolgt die Umstellung auf Laktationsfutter mithilfe einer computergesteuerten Rafü-Fütterung. Grobe und Lütjens haben die Tagesration auf mehrere Fresszeiten verteilt. Im Abstand von dreieinhalb Stunden können die Sauen die ihnen zugewiesene Menge in vier gleich großen Portionen abrufen, um 8.10 Uhr, 11.30 Uhr, 15.00 Uhr und 18.30 Uhr. „Dadurch bleiben die Sauen besser bei Appetit und die Futteraufnahme insgesamt steigt“, ist sich Heinrich Lütjens sicher. Für Erstlings- und Altsauen sind unterschiedliche Futterkurven hinterlegt. Diese haben Grobes und Lütjens relativ hoch angesetzt. Damit sollen die Sauen eine ausreichend hohe Milchleistung realisieren, um die im Schnitt 13,1 lebend geborenen Ferkel zu ernähren. Zwei Kurven für säugende Sauen Die Altsauen starten bei 2 kg. Bis zum elften Säugetag wird die Kurve scharf angezogen: Die Sauen erhalten rund 400 g zusätzliches Futter pro Tag. Danach folgt eine „Verschnaufpause“, damit sich die Sauen nicht überfressen. In der vierten und letzten Säugewoche wird die Futtermenge noch einmal stärker angezogen, nämlich um etwa 250 g täglich. Vor dem Absetzen sollen die Sauen ungefähr 9,7 kg Futter aufnehmen (siehe Übersicht 1). Bei den Erstferkelnden verläuft die Kurve entsprechend flacher: Sie startet bei rund 1,2 kg und steigert sich „sanft“ bis knapp 7 kg. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Erstlingssauen in ihrem Futteraufnahmevermögen noch limitiert sind“, erklärt Lütjens. Die Futterkurven werden täglich an die Kondition und das Fressverhalten der einzelnen Tiere angepasst. Bei der täglichen Tierkontrolle, bei der auch Fieber gemessen wird, hält Mitarbeiterin Martina Wernicke in ihrem Notizbuch fest, welche Sauen aus welchen Gründen einen Zu- oder Abschlag bekommen sollen. Die Daten überträgt sie dann später in den PC. Rund 10 bis 15 % aller Sauen erhalten einen Zuschlag. Häufig erfolgt dies als Reaktion auf einen Fettdurchfall, bei dem durch Energieunterversorgung vermehrt Fettreserven eingeschmolzen werden. Abschläge werden vor allem dann fällig, wenn sich eine Erkrankung ankündigt, z. B. MMA. Dann wird die Futterkurve um 5 bis 10 % reduziert und eine entsprechende Medikation verabreicht. Auch wenn es im Sommer sehr heiß ist, gehen Lütjens insgesamt mit der Futtermenge runter. Am Computer kann eingestellt werden, nach wie vielen Tagen und in welchen Schritten die Kurve wieder auf Normallevel angehoben wird. Genug Rohfaser und Wasser Um MMA-Problemen vorzubeugen, achtet man bei der Idsinger Ferkel GbR vor allem auf eine ballaststoffreiche Ration. „Für eine reibungslose Geburt ist es wichtig, die Darmtätigkeit mit ausreichend Rohfaser aufrecht zu erhalten“, erklärt Martina Wernicke, deren Arbeitsschwerpunkt bei den Abferkelungen liegt. Derzeit testen die Landwirte den Umstieg auf das Laktationsfutter direkt nach dem Umstallen in den Abferkelbereich. Da sie ein mit 5,95 % RF vergleichsweise rohfaserreiches Lak-Futter füttern, scheint dies auch sehr gut zu funktionieren. Die Sauen koten gut ab. Früher gab es manchmal Probleme mit sehr hartem Kot und daraus resultierenden Verstopfungen. Um die Konsistenz zu verbessern, ergänzten Grobes und Lütjens die Ration mit Zusätzen. Doch zusätzliche Fütterungsmaßnahmen sind immer mit höherem Arbeitsaufwand verbunden. „Wir haben ein Futter gesucht, das genau auf unsere Sauen passt und bei dem wir auf Extras und Zusätze verzichten können“, beschreibt Heinrich Lütjens. Mit dem Wechsel hin zu einem rohfaserreicheren Futter scheinen die Ferkelerzeuger nun das Passende gefunden zu haben. Auch eine hohe Wasseraufnahme spielt im Betrieb Grobe und Lütjens eine Schlüsselrolle in der MMA-Vorbeugung. Sie steigert zudem nicht nur die Futteraufnahme und damit das Milchleistungsvermögen, sondern trägt auch generell zum Wohlbefinden der Sau bei. Über verschiedene Wege stellen Lütjens die ausreichende Wasserversorgung sicher: Erstens verfügen die Sauentränken in der Abferkelbucht mit 11 l/min über eine extrem hohe Durchflussrate. Zweitens erhalten die Sauen zweimal pro Tag zusätzliche Wassergaben in den gereinigten Futtertrog, jeweils sieben bis zehn Liter pro Mahlzeit. Für die Sonderzuteilung kann vom Gang aus ein extra Wasserhahn pro Bucht betätigt werden. Wenn der Trog bei der morgendlichen Trogkontrolle vor der ersten Fütterung noch mehr als halb gefüllt ist, wird er mit einer Kelle ausgeleert. „Denn kein Tier nimmt gerne Trockenfutter auf, das in abgestandenes Wasser fällt und damit zu einer dünnen Brühe wird“, spricht Gudrun Lütjens aus Erfahrung. Technik hilft Die Fütterungstechnik hilft, teure Futterverschwendungen zu vermeiden. Denn zum Abrufen des Futters muss die Sau mit dem Rüssel einen Stößel betätigen. Jedes Mal werden dann ca. 80 g Futter ausdosiert. Im Anschluss ist die Ausdosierung für dieses Tier für eine kurze Zeit gesperrt. Dadurch wird vermieden, dass sich ein Tier die gesamte verfügbare Ration abruft ohne zu fressen und Futterreste im Trog verbleiben. „Zudem steigert die Ausgabe des Futters in vielen kleinen Portionen die Fresslust der Sauen“, ist sich Landwirt Lütjens sicher. Wenn eine Sau nicht ihre gesamte Tagesration abruft, erscheint auf dem PC eine Alarmmeldung, die darüber informiert, welches Tier welchen Futterrest übrig gelassen hat. Dadurch kann sehr schnell auf eine beginnende Infektion reagiert werden, da Appetitlosigkeit oft das erste Symptom ist. „Kranke Tiere fressen schlechter und bauen dementsprechend mehr Körpersubstanz ab. Dies führt häufig zu Minderleistungen im Folgewurf. Das wollen wir nicht riskieren“, erklärt der Unternehmer. Die Ferkel kommen inklusive Ammentage auf durchschnittlich 26 Säugetage und ein Absetzgewicht von 8,2 kg. Auch dieses Ergebnis spricht dafür, dass es den Betriebsleitern gelingt, viel Futter in die Sauen zu bringen. Verliert die Sau trotz aller Bemühungen um eine ausreichende Futteraufnahme während der Laktation zu viel Substanz, können die zugehörigen Ferkel dank des Ein-Wochen-Rhythmus‘ bereits nach drei Wochen abgesetzt werden, um die Sau zu schonen. „Dass wir die Kondition der Sauen im Griff haben, beweist uns unsere Umrauschquote: Sie liegt unter 5 %.“ Mit Trockenfutter auf der sicheren Seite Insgesamt sind alle Beteiligten höchst zufrieden mit dem System Trockenfütterung. Beide Familien waren beim Bau des Stalles völlige Neueinsteiger in der Ferkelerzeugung. Sie verfügten über keinerlei Erfahrung und fürchteten, den Anforderungen bei der Flüssigfütterung in puncto Hygiene eventuell nicht auf Anhieb gewachsen zu sein. „Mit der Trockenfütterung waren wir auf der sicheren Seite und auch die Beratung tendierte in diese Richtung“, berichtet Gudrun Lütjens. Inzwischen käme im Falle eines Neubaus für die Idsinger Ferkel KG auch eine Flüssigfütterung in Betracht. „Damit wären wir flexibler und hätten die Möglichkeit, auch CCM, Feuchtgetreide und Produkte aus der Lebensmittelindustrie wie Molke einzusetzen“, begründet Heinrich Lütjens die Überlegungen des Unternehmens. Mareike Schulte