Die Futtereffizienz muss weiter steigen, um das Nährstoffkonto zu entlasten. Ein neuer Ansatz ist, die Tiere nach Typ zu sortieren und differenziert zu füttern.
Juniorprof. Christian Visscher und Ute Jörling, TiHo Hannover
Ein Herkunftsbestand, gleiche Genetik, ein Alter sowie optimaler Gesundheitsstatus – beste Voraussetzungen für eine wirtschaftliche und nährstoffeffiziente Mast. Doch so einfach ist es nicht. Denn nicht alle Tiere sind gleich. Es gibt individuelle Unterschiede in der Futteraufnahmekapazität, dem Proteinansatzvermögen sowie bei den Schlachtkörperqualitäten.
Mit bisherigen Techniken und Fütterungskonzepten ist es schwer, den unterschiedlichen Bedarf der verschiedenen Tiere innerhalb einer Gruppe zu berücksichtigen. Die Rationsgestaltung ist immer nur auf das Durchschnittstier einer Altersgruppe ausgelegt.
Tiere mit hoher Futteraufnahmekapazität sind kaum zu bremsen und werden schnell fett. Bei Nachzüglern hingegen könnte man mit einem hochwertigeren Futter unter Umständen mehr herausholen, sodass der Abstand zu den Vorläufern zumindest nicht größer wird.
Speck und Muskel messen
Das Ziel ist also, tagesaktuell Daten über Gewicht und Typ zu generieren, um daraus eine optimale Futterrezeptur für die entsprechenden Gruppen zu erstellen. Während für die Gewichtserfassung Lösungen vorliegen, tut man sich bei der objektiven Typerfassung schwer. Die Lösung könnte moderne Ultraschalltechnik sein, mit der sich nicht nur die Speck-, sondern auch die Muskeldicke darstellen lässt. Man misst quasi das Kotelett im wachsenden Schwein.
In einem Betrieb mit Großgruppen und Sortierschleusen mit Kameratechnik wurde hierzu ein Versuch gestartet. Dank der Sortierschleusen konnten mit relativ wenig Aufwand Ultraschalldaten von 300 Schweinen erhoben werden. Beim ersten Termin waren die Schweine genau 100 Tage alt und wogen im Schnitt 50 kg. Es wurden mittlere Muskel- (MD) und Speckdicken (SD) von 36,2 mm bzw. 4,3 mm erfasst. Vierzehn Tage später lagen die mittleren Werte bei 42,8 mm (Muskel) und 6,5 mm (Speck).
In Übersicht 1 werden für den zweiten Termin die Abweichungen vom Mittelwert für Muskel- und Speckdicke für jedes Einzeltier abgetragen. Die männlichen Tiere wiesen in der Regel mehr Speck auf. Im Vergleich zum ersten Messtermin nahm die Streuung der Speckwerte leicht zu.
Mastläufer nach Typ sortieren
Auf der Grundlage dieser Messungen wurde eine Einteilung in vier Gruppen ins Auge gefasst:
- Gruppe a: Muskel hoch/Fett niedrig
- Gruppe b: Muskel hoch/Fett hoch
- Gruppe c: Muskel und Fett niedrig
- Gruppe d: Muskel niedrig/Fett hoch.
Tiere der Gruppen a und b sind frohwüchsig und schwer, Tiere der Gruppen c und d wachsen langsamer und sind leichter. Diese Einteilung ist wesentlich differenzierter als eine reine Trennung nach Geschlecht. Die vier Untergruppen waren relativ gleichmäßig belegt.
In einem zweiten Schritt wurden die individuellen Abweichungen der Muskel- und Fettdicken auf Höhe der letzten Rippe am Tag 114 mit den letztlich erreichten Indexpunkten nach AutoFOM-Klassifizierung verglichen. Die Fütterung war bei allen Tieren gleich.
In Übersicht 2 sind Tiere mit mehr als 1 IXP pro kg Schlachtgewicht mit grünem Punkt dargestellt. Tiere, die am Ende der Mast unter 0,95 IXP pro kg Schlachtgewicht blieben, werden entsprechend rot dargestellt. Blau und gelb stehen für mittlere Qualitäten mit Indexpunkten zwischen 0,975 und 1,000. Es wurden keine Abzüge infolge Sortierfehler oder wegen Untergewicht vorgenommen.
Aus den Ergebnissen dieser Messungen wurde deutlich, dass sich bereits relativ früh andeutet, welche Tiere am Ende der Mast zu fett sind. Dies waren jene Tiere, die am 114. Tag mehr als die mittlere Speckdicke von 6,5 mm aufwiesen. Das Ziel ist also, die Energiedichte herabzusetzen, um einer Verfettung vorzubeugen. Auch wenn dies nicht immer gelingt, sollte dennoch die Rezepturgestaltung deutlich an das Potenzial angepasst werden, um Futterkosten zu sparen oder den Nährstoffausstoß zu reduzieren.
Somit wären grundsätzlich folgende Rezepturanpassungen sinnvoll:
- Schwer-mageres Schwein: Energie- und Nährstoffdichte anheben;
- Schwer-fettes Schwein: Energie- und Nährstoffdichte im Futter reduzieren;
- Leicht-mageres Schwein: analog der Anpassung für schwer-magere Schweine, auf Schmackhaftigkeit achten;
- Leicht-fettes Schwein: Luxuskonsum vermeiden, siehe oben.
Futteraufnahme steuern
Um diese Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und ein vollautomatisches System zu entwickeln, sollten folgende Voraussetzungen vorhanden sein:
- Geregelter Ferkelbezug aus einem Betrieb sowie hoher Tiergesundheitsstatus;
- automatisierte Erfassung des Wachstums- und Ansatztyps;
- automatische Sortierung der Tiere in entsprechende Gruppen;
- vollautomatische Erfassung von tatsächlicher Futteraufnahme und Gewichtsentwicklung in der jeweiligen Gruppe;
- Futterkomponenten, mit denen man die Höhe der Futter- und damit Energieaufnahme steuern kann. Hier bieten sich günstige Komponenten wie Ganzpflanzen-Silagen an;
- Fütterungssoftware und Technik, die aufgrund der vorhandenen Messdaten automatisch die Rezeptur an den Bedarf der tatsächlichen Gruppencharakteristika anpasst bzw. entsprechend betriebswirtschaftlich optimiert.
Fazit
- Anhand der Speck- und Muskeldicken sowie der aktuellen Gewichte lässt sich eine Großgruppe in verschiedene Untergruppen aufteilen.
- In Abhängigkeit von Typ und Gewicht können die Futterrezepturen so gestaltet werden, dass insgesamt der Nährstoffeinsatz reduziert wird.
- Um einer Verfettung der schnell wachsenden Tiere vorzubeugen, ist die Energieaufnahme über eine faserreiche Komponente zu bremsen.
- Verfahren mit Großgruppe und Sortierschleuse sind hervorragend geeignet, diese neue Fütterungsstrategie umzusetzen.