In Deutschland gibt es erste Versuche zum Sojaanbau. Wächst die Eiweißpflanze bei uns überhaupt? Wie hoch ist der Futterwert von regional erzeugtem SojaSojaschrot ist seit Monaten knapp und teuer. Marktexperten gehen davon aus, dass die Chinesen künftig den Weltmarkt leerfegen. Auch wird der Bezug von GVO-freiem Soja immer schwieriger. Denn in den wichtigsten Anbaugebieten in Nord- und Südamerika setzen die Farmer vermehrt gentechnisch verändertes Saatgut ein. Seit einigen Jahren wird daher in verschiedenen EU-Ländern der Anbau heimischen Sojas erprobt. Vorreiter ist neben Rumänien und Italien unser Nachbarland Österreich. Dort wurden im letzten Jahr rund 34 000 ha Soja angebaut. Durch die Züchtung kälteresistenter und frühreifer Sorten ist der Anbau in Europa immer weiter gen Norden vorgerückt. Selbst erste Versuche der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen brachten im vergangenen Jahr druschreifes Erntegut hervor. Bayern Vorreiter bei der Soja-Forschung Den Schwerpunkt des Sojaanbaus in Deutschland bildet jedoch Bayern. Das Land will im Rahmen des „Aktionsprogrammes Heimische Eiweißfuttermittel“ jetzt weitere 2 Mio. € für die Forschung in die Hand nehmen. Ziel ist, die Anbaufläche kurzfristig auf gut 5 000 ha zu verdoppeln. Doch auch das Vorreiter-Land steckt beim Sojaanbau noch in den Kinderschuhen. So würde ein vollständiger Verzicht auf Sojaimporte allein im Freistaat rund 300 000 ha Ackerfläche erfordern. Dass sich die Anbaufläche in Deutschland nur langsam vergrößert, hat auch mit dem vergleichsweise geringen Ertragspotenzial von Sojabohnen zu tun. Selbst bei einem optimalen Standort mit lockerem Boden und ausreichend Sonnenstunden sind in Deutschland nur Erträge von maximal 40 dt/ha möglich. In der Regel muss man die Schläge auch beregnen, denn Wassermangel zur Blüte mindert den Kornansatz und den Eiweißgehalt der Bohnen erheblich. Für den Aufwand erzielt der Erzeuger konventioneller Ware am Ende einen Preis von derzeit knapp über 30 €/dt. Damit erwirtschaften hiesige Landwirte mit Soja bei üblichen Marktpreisen weitaus geringere Hektar-Erlöse als mit Getreide. Allein im Öko-Anbau bewegen sich die Preise für heimische Soja-Produkte auf einem deutlich höheren Niveau von etwa 65 €/dt. Landwirte, die Soja für Hersteller von Öko-Lebens- und Futtermitteln produzieren, können so Deckungsbeiträge ähnlich denen von Körnermais erzielen. Weniger Eiweiß, mehr Fett Neben den ackerbaulichen Details stellt sich die Frage, wie die Schweine mit dem heimischen Soja zurecht kommen. Denn Fakt ist: Die heimischen Sojaqualitäten entsprechen nicht denen aus dem Import. Bei der in Bayern verbreiteten Sorte „Merlin“ beispielsweise liegen die Rohproteingehalte mit 31 % in der Trockenmasse rund 9 Prozentpunkte niedriger und die Rohfettgehalte mit 22 % rund 3 Prozentpunkte höher als bei Importware (siehe Übersicht 1). Es ist daher rein rechnerisch gar nicht möglich, mit der üblichen Fettextraktion der entschälten Bohnen ein HP-Sojaextraktionsschrot mit 48 % Rohprotein herzustellen. Außerdem fehlen in Deutschland vor Ort häufig die entsprechenden Anlagen zur Aufbereitung der Sojabohnen. Große Mengen Import-Rohware werden normalerweise in den Ölmühlen der großen Häfen entschält, entölt und anschließend unter Dampfdruck getoastet. So entsteht hochverdauliches Sojaextraktionsschrot. In Bayern werden die Bohnen stattdessen entweder roh verfüttert oder mithilfe zweier einfacherer Aufbereitungstechniken weiterverarbeitet: Beim „Rösten“ werden die Sojabohnen angefeuchtet und dann erhitzt. Man spricht in diesem Zusammenhang von gerösteten Vollfettbohnen. Beim „Extrudern“ werden die Bohnen mittels Kaltpresse teilweise entölt und durchlaufen anschließend eine Druck-Hitze-Behandlung. Das Endprodukt ist der Sojakuchen. Beide Verfahren verursachen erhebliche Kosten von rund 10 €/dt inklusive Transport. Ob sich die teure Behandlung der Bohnen lohnt und wie sich der Einsatz der verschiedenen heimischen Sojaprodukte auf die Leistung von Schweinen auswirkt, hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub (LfL) überprüft. Dazu wurde der Sojaextraktionsschrot-Anteil bei typischen bayerischen Aufzucht- und Mastrationen in verschiedenem Maße gegen die heimischen Produkte ausgetauscht. Die Nährstoffzusammensetzung der Ration blieb gleich. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Die rohen Sojabohnen fraßen die Schweine nicht gerne. Dementsprechend geringer waren die Tageszunahmen. Der durchgängige Einsatz von 10 % rohen Sojabohnen in der Aufzucht und Mast führte zu einer vier Wochen längeren Mastdauer gegenüber der Fütterung mit Sojaextraktionsschrot. Zudem schienen die Ferkel insgesamt nervöser, verdreckten ihre Buchten mehr und zeigten in fast allen Gruppen Anzeichen von Kannibalismus. Darüber hinaus erhöhten die rohen Bohnen den Anteil ungesättigter Fettsäuren im Speck weit über die kritische Grenze von 15 % hinaus. Deshalb sollte man in der Aufzucht keine und in der Mast maximal 5 % rohe Bohnen einsetzen. Der Einsatz von Sojakuchen brachte zwar den Vorteil der Teilentölung und damit kaum Einbußen bei der Qualität des Schweinespecks. Trotzdem fiel auch beim Verfüttern von 15 % Sojakuchen in der Ration die Futteraufnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe 10 % niedriger aus. Dies bremste den Zuwachs in der Aufzucht um 30 g pro Tag. Es wird daher empfohlen, nicht mehr als 12 % extrudierten Sojakuchen in der Ration einzusetzen. Die gerösteten Sojavollbohnen brachten die besten Ergebnisse. Die so versorgten Schweine erreichten ähnlich hohe Tageszunahmen wie die Sojaschrotgruppe. Allerdings enthalten die Vollfettbohnen große Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und mit 16,2 MJ ME/kg sehr viel Energie. Daher ist die Höchstgrenze laut LfL ein Anteil von 8 % im Aufzuchtfutter. Um die Ration ballaststoffreicher zu machen, reichen schon 5 %. Insgesamt wird deutlich, dass heimische Sojabohnen mit den derzeit bei uns verfügbaren Aufschlussmethoden kein vollwertiger Ersatz für Importsoja sind. Ob sich regional angebaute Sojabohnen mittelfristig stärker durchsetzen können, ist aber auch eine Frage des Preises. Fakt ist: Bei einem Preisniveau von 30 €/dt kann heimisches Soja nicht mit Importware konkurrieren. Eine Ausnahme sind spezielle Vermarktungswege, die die Regionalität des Sojas herausstellen und so höhere Sojapreise ermöglichen. Auch für den Schweinehalter ist der Einsatz von heimischen Sojaprodukten – besonders bei konventioneller Ware – nur lukrativ, wenn er das Fleisch speziell vermarkten kann. Ein Beispiel dafür ist die süddeutsche Initiative „Unser Land“. Ihr wichtigstes Verkaufsargument ist, dass die Schweine ausschließlich mit GVO-freien und regional erzeugten Futtermitteln gefüttert wurden. Wir halten fest Ackerbaulich funktioniert der Anbau von Sojabohnen in Deutschland. Denn die Pflanzenzüchtung hat kälteresistente und frühreife Sorten entwickelt. Allerdings fehlt den Ackerbauern bei Erntemengen von im Schnitt 30 dt/ha und Erlösen von aktuell 30 €/dt der finanzielle Anreiz, ihre Felder mit Soja zu bestellen. Auch verursacht die Aufbereitung der Bohne noch Probleme. Zudem belegen Fütterungsversuche, dass ihr Einsatz von mehr als 5 bis 10 % in der Ration die Futteraufnahme und die täglichen Zunahmen mindert. Erst ein anhaltender Sojamangel auf dem Weltmarkt könnte die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Sojabohnen steigern.