Eine neue Studie zeigt, wie sich die Soja-Importe reduzieren lassen. Insbesondere in der Mast schlummern große Potenziale.
Sojaschrot ist der Eiweißträger Nr. 1 in der Schweinefütterung. Denn Soja bietet im Vergleich zu anderen Proteinquellen mehrere entscheidende Vorteile:
- Hohe Proteingehalte,
- günstiges Aminosäurenmuster,
- hohe Verdaulichkeit und Darmverträglichkeit,
- gute Verfügbarkeit am Markt.
Trotz dieser Vorzüge wird in letzter Zeit verstärkt über Einsparungen beim Soja-Einsatz diskutiert. Aus Sicht der Schweinehalter geht es vor allem um die Futterkosten. Denn die Soja-preise sind spürbar angezogen. Und in vielen Schweinebetrieben schlummern Einsparpotenziale.
Zum anderen kommen mit den Eiweißträgern große Mengen Stickstoff in den Betrieb. Angesichts schärferer Düngevorgaben wollen viele Schweinehalter den Einsatz von Sojaschrot senken bzw. weiter optimieren.
Die Umwelt schonen
Neben betrieblichen Aspekten steht der Soja-Import in der Kritik. So wird der Anbau in Monokulturen mit Schäden für die Natur verbunden. Umweltverbände kritisieren u. a. die starke Expansion des Soja-Anbaus in Südamerika. So hat z. B. Brasilien seine Soja-Flächen in 15 Jahren auf 25 Mio. ha mehr als verdoppelt. So hat sich Südamerika zum wichtigsten Soja-Lieferanten für Europa entwickelt. Jährlich importieren die EU-27-Staaten mehr als 20 Mio. t Sojaschrot aus Südamerika, wie Übersicht 2 auf Seite 43 zeigt.
Hinzu kommt die Diskussion um sogenanntes GVO-Soja. Aufgrund hö-herer Erträge wird heute auf über 75 % der Flächen genverändertes Soja angebaut. Neben Gefahren für die Natur wird GVO-Soja mit Risiken für die Verbraucher in Verbindung gebracht.
Dies dürfte auch dazu geführt haben, dass sich der deutsche Lebensmittelhandel kritisch mit Sojaschrot auseinandersetzt. Im Rahmen der Nachhaltigkeit wollen nahezu alle Supermarkt-ketten den Soja-Einsatz senken.
So hat ein großer LEH-Konzern mit dem WWF-Umweltverband eine Studie zum Soja-Einsatz anfertigen lassen. Die Kernfrage: Wie lässt sich der Einsatz von Import-Soja in der Schweinefütterung senken? Die Ergebnisse wurden Ende 2014 veröffentlicht.
Phasenfütterung spart Soja
Als Autoren wurden mit Dr. Wilke Griep und Dr. Gerhard Stalljohann zwei anerkannte Fütterungsexperten gewonnen. Die Studie ist daher auch für die praktische Schweinefütterung relevant und wird nachfolgend fachlich zusammengefasst.
Zunächst ein Überblick zum hiesigen Soja-Einsatz. Deutschland importiert jährlich etwa 2 Mio. t Sojaschrot. Hinzu kommen 3 bis 4 Mio. t Sojabohnen. Somit werden knapp 4,5 Mio. t Sojaschrot in Deutschland verbraucht. Hiervon landen rund 2,4 Mio. t im Schweinetrog. Sojaschrot deckt damit etwa zwei Drittel des Eiweißbedarfes der heimischen Veredlung.
Möglichkeiten zur Einsparung von Soja sehen die Autoren insbesondere in der strikteren Umsetzung der Phasenfütterung. Hier gibt es regional großen Nachholbedarf. Je nach Ausgangssituation und Intensität wird das Einsparpotenzial der Phasenfütterung auf bis zu 22 % bzw. 6 bis 12 kg Sojaschrot je Mastschwein bewertet. Einbußen bei den Mast- und Schlachtleistungen sind dabei nicht zu erwarten.
Großes Einsparpotenzial bieten auch freie Aminosäuren. Denn mit ihrer Hilfe lässt sich der Rohproteingehalt der Ration ohne Leistungsdepressionen erheblich senken. Je nach Ausgangslage können freie Aminosäuren bei sachgerechter Anwendung bis zu 17 kg Sojaschrot je Mastschwein sparen.
Futterkosten optimieren
Die Optimierung der Eiweißversorgung hilft auch, die Futterkosten zu senken. Denn etliche Betriebe arbeiten nach wie vor mit zu hohen Sicherheitszuschlägen. Insbesondere in der Endmast besteht oft Einsparpotenzial. Je nach Ausgangssituation kann die angepasste Eiweißversorgung die Futterkosten um bis zu 2 € je Tier senken.
Raps kann Soja ersetzen
Im nächsten Punkt geht es um Alternativen zum Soja. Die größte Bedeutung hat aufgrund seiner Verfügbarkeit sowie seiner Eigenschaften das Rapsschrot. Die Schrote oder Expeller von Sonnenblume, Palmkern oder Leinsaat spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Durch die Pflanzenzucht enthalten moderne 00-Rapssorten nur geringe Mengen antinutritiver Faktoren. Dennoch sollten Sauen- und Ferkelmischungen maximal 5 bis 10 % Raps enthalten. In der Mittel- und Endmast sind bis zu 15 % Raps möglich. Nach neueren Versuchen sind in der Endmast auch bis zu 20 % Rapsschrot möglich.
Zu bedenken ist beim Raps aber die geringere Eiweißverdaulichkeit. Daher gilt: Rapsschrot wird erst dann preiswürdig, wenn es mindestens 30 bis 35 % günstiger ist als Sojaschrot.
Neue Eiweißquellen gesucht
Theoretisch können auch Körner-leguminosen wie Ackerbohnen, Futter- erbsen und Lupinen zur Sojaeinsparung beitragen. Für anspruchsvollere Zwecke z. B. in der Ferkelfütterung ist jedoch mitunter eine Futterbehandlung zur Aufwertung nötig. Zudem enthalten Körnerleguminosen antinutritive Faktoren, was die Einmischrate begrenzt. Knackpunkt bleibt ebenfalls die Verfügbarkeit der Futtermittel. Denn Leguminosen stehen auf weniger als 1 % der deutschen Ackerfläche.
Eine weitere Eiweißquelle können tierische Proteine aus der Schlachtung sein. Nach der BSE-Krise hat der Gesetzgeber die Nutzung stark eingeschränkt. Heute dürfen nur noch sogenannte PAP-Erzeugnisse (processed animal proteins) u.a. an Heimtiere verfüttert werden. Sie haben ein deutlich geringeres hygienisches Risiko als frühere Fleischknochenmehle. Doch der Gesetzgeber muss abwägen, ob er die PAP-Erzeugnisse für Schweine freigibt.
Einen Beitrag zur Eiweißversorgung können künftig u. U. auch neue Pflanzen liefern, mit denen Versuche zur Energie- bzw. Ölgewinnung laufen. Es geht zum einen um Algen zur Ölgewinnung. Algenextraktionsmehlen wird ein hohes Potenzial als Proteinquelle für Schweine zugeschrieben.
Weitere Hoffnungsträger sind Wasserlinsen. Sie gehören zu den Pflanzen mit der weltweit höchsten Wachstumsgeschwindigkeit. Auch haben sie hohe Gehalte an Protein. Bis zur Praxistauglichkeit von Algen und Linsen als Eiweißträger ist es allerdings noch ein weiter Weg.
Größtes Potenzial in der Mast
Das heißt: Das größte Einsparpotenzial bietet die Optimierung der Fütterung. Am größten ist der Hebel in der Mast. Hier ist aktuell (Variante A) von einem durchschnittlichen Sojaeinsatz von 38 kg je Schwein auszugehen (siehe Übersicht 1). Durch die Nährstoff-angepasste Fütterung (Variante B) kann die Soja-Menge auf 23 kg je Schwein sinken. Kombiniert man die Nährstoff-angepasste Fütterung und den Austausch von Sojaschrot durch andere Eiweißträger (Variante C), kann die Soja-Menge auf 9 kg je Mastschwein sinken.
Bei Sauen und Ferkeln ist das Einsparpotenzial geringer. Hier werden umgerechnet auf ein erzeugtes Mastschwein im Mittel 12,4 kg Sojaschrot verbraucht. Durch eine Nährstoff-angepasste Fütterung lassen sich bis zu 5 kg Sojaschrot sparen. Für Sauen und Ferkel wird in dieser vorsichtigen Abschätzung kein Austausch von Soja durch alternative Eiweißträger angesetzt.
Fazit
Als Ergebnis lässt sich festhalten:
- Deutschlandweit landen jährlich 2,4 Mio. t Sojaschrot im Schweinetrog.
- Mittelfristig kann der Soja-Verbrauch je Schwein erheblich sinken.
- Bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten lassen sich bundesweit theoretisch 0,8 bis 1,5 Mio. t Sojaschrot sparen.
- Die größten Hebel sind die Phasenfütterung und freie Aminosäuren.
- Raps und Körnerleguminosen können Sojaschrot ersetzen.
- Die gezielte Absenkung des Soja-Einsatzes hilft, die Futterkosten und den Nährstoffanfall zu drücken.
- Ein völliger Verzicht auf Sojaschrot ist jedoch kurzfristig Utopie.