Aktuelle Auswertungen der Erzeugerringe und Kontrollverbände zeigen, dass es noch Leistungsreserven gibt. Der ZDS fasst die Ergebnisse nach Regionen zusammen.
Die Natur ist verschwenderisch. So belegen der jährliche Zuchtfortschritt sowie die Differenz zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben, dass das Leistungsvermögen in der Tierproduktion als Grundlage einer nachhaltigen Landwirtschaft längst noch nicht ausgeschöpft ist. Die bundesweiten Auswertungen der Erzeugerringe und Kontrollverbände bestätigen dies eindrucksvoll.
Im Vergleich zum Vorjahr ist über alle Ringe und Kontrollverbände eine Steigerung der Aufzuchtleistung um rund 0,8 Ferkel pro Sau und Jahr erzielt worden. Die Tageszunahmen in der Mast verbesserten sich um bis zu 18 g.
Dieser bundesweite Trend stützt sich auf Daten aus insgesamt 4 284 Mast- und 2 510 Ferkelerzeugerbetrieben. Wie im letzten Wirtschaftsjahr erfolgte die Auswertung nach den vier Regionen Nord, West, Süd und Ost. Die Zuordnung der insgesamt 22 beteiligten Organisationen ist dem nebenstehenden Schaubild zu entnehmen.
Regionale Unterschiede
Im Norden und Westen haben die Ferkelerzeuger durchschnittlich 28,2 Ferkel je Sau und Jahr abgesetzt, fast ein Ferkel mehr als im Vorjahr. Die Auswertungen zeigen, dass sowohl die An-zahl lebend geborener Ferkel pro Wurf verbessert, als auch die Saugferkelverluste leicht gesenkt werden konnten (siehe Übersicht 1, Seite 58).
Ostdeutsche Sauenhalter erzielten 27,6 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr, eine Steigerung um 0,7 Ferkel gegenüber dem Vorjahr. Während die Anzahl lebend geborener Ferkel etwas geringer ausfiel als in der Nord-/West-Region, wurden in den ostdeutschen Betrieben mit 12,5 % deutlich geringere Ferkelverluste registriert.
Auch im Süden ist ein steigender Trend bei den Ferkelzahlen zu verzeichnen. So erreichten die erfassten Betriebe im Schnitt 23,7 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr; das ist ein Plus von 0,6 Ferkeln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Verlustrate lag hier mit 11,5 % weit unter dem Bundesmittel. Auffallend ist der um rund 10 Cent/kg höhere Ferkelerlös in der Süd-Region.
Der Leistungsschub in der Sauenhaltung hat mehrere Ursachen. So geht der Strukturwandel unvermindert weiter. Betriebe mit schlechteren Leistungen scheiden aus, weil sie dem Kostendruck nicht mehr standhalten können. Einige Sauenhalter aus dem oberen Leistungsviertel haben in den letzten Jahren ihre Herden aufgestockt. Das schlägt auf den überregionalen Mittelwert positiv durch.
Größere Würfe bei sinkenden Verlusten
Aber auch die Zucht hat für größere Würfe und vitalere Ferkel gesorgt. Neben dem Strukturwandel und dem Zuchtfortschritt spielt sicherlich auch der Managementfaktor eine maßgebliche Rolle. Durch Optimierungen im Belegungs- und Geburtsmanagement konnten die Aufzuchtleistung verbessert und die Verluste reduziert werden. Das betrifft u. a. speziell die Aufzucht großer Würfe mit gezielter Nutzung von Ammensauen.
So belegen die Daten eindrucksvoll, dass eine Steigerung der Aufzuchtleistung nicht gleichzeitig zu höheren Tierverlusten führt, wie es Kritiker der modernen Schweinehaltung gerne behaupten. Im Gegenteil: Die Saugferkelverluste konnten dank einer hohen Vitalität der Ferkel und dank des angepassten Managements gesenkt werden!
Schnellere Mast
Nord- und ostdeutsche Mäster setzen auf schnelle Umtriebe. Sie erreichen im Schnitt über alle Betriebe 822 g (Nord) bzw. 831 g (Ost) Tageszunahmen in der Mast. Westdeutsche Mäster liegen mit 792 g knapp unter der 800-g-Grenze. Im Süden erreicht ein durchschnittlicher Betrieb 776 g Tageszunahmen in der Mast (siehe Übersicht 2). Alles in allem konnte eine deutlich verbesserte Mastleistung erreicht werden.
Erfreulicherweise liegen die Mastverluste auf stabilem Niveau zwischen 1,9 und 2,6 %. Die Zeiten, als noch Ver-lustraten von 4 % und mehr ermittelt wurden, sind vorbei.
Auch beim Futteraufwand je kg Zuwachs sind Fortschritte zu verzeichnen. Sowohl die Zunahme als auch die Verluste und die Futterverwertungen spiegeln den allgemeinen Gesundheitsstatus in der Mast wider. Dank der mittlerweile flächendeckenden Einführung einer Circo- und Mykoplasmen-Impfung bei den Ferkeln konnte der Infektionsdruck in der Mast deutlich gesenkt werden.
Jetzt Fokus auf Ferkelaufzucht richten
Weitere Leistungssteigerungen in der Mast werden unter anderem über Verbesserungen in der Ferkelaufzucht realisiert. Hier gilt es, die Ausgeglichenheit und einen hohen Gesundheitsstatus der Ferkelpartien zu sichern. Dazu sollten z. B. Würfe und Abferkelgruppen möglichst nicht zu häufig gemischt werden.
Schließlich erfolgt die Verschleppung von Erkrankungen oft durch zurückgebliebene Ferkel, die ein bis zwei Wochen später und älter in den Mastbestand übernommen werden und dort mit gesunden Ferkeln aus der nächsten Abferkelgruppe zusammenkommen.
Bei Aufstockungen und Leistungsverbesserungen gilt es, die Stallkapazitäten im Flatdeck entsprechend anzupassen. Auch in der Ferkelaufzucht heißt es für die Betriebsleiter, das Management zu optimieren. Denn die Höhe der Futterkosten in Verbindung mit den biologischen Leistungen hat einen entscheidenden Einfluss auf den Betriebs-zweigerfolg.
Wie geht es weiter?
Der Trend zu höheren Leistungen wird sich sowohl in der Ferkelerzeugung und Aufzucht als auch in der Mast fortsetzen. Nicht zuletzt aufgrund der russischen Importsperre sind die Betriebe derzeit einer außerordentlichen Härte des Marktes ausgesetzt. Während in den letzten Jahren der Druck hoher Futterkosten auf ihnen lastete, sind es jetzt die unbefriedigenden Erlöse.
Diese Situation wie auch die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen werden den Strukturwandel weiter forcieren. Einen kleinen Lichtblick könnte die Initiative für mehr Tierwohl verschaffen, mit Ausgleichszahlungen für Maßnahmen, die über den gesetzlichen Tierschutz-Standard hinausgehen. Ob sich hieraus spürbar positive Auswirkungen auf die Leistung der Tiere ergeben, bleibt abzuwarten.
Folgen für die weitere Entwicklung der Tiergesundheit und damit letztlich der Leistung können auch aus den Maßnahmen im Zusammenhang mit dem staatlichen Antibiotika-Monitoring resultieren.
Fazit
In der Sauenhaltung setzte sich 2014 der Trend zu höheren Ferkelzahlen fort. Dank eines verbesserten Managements konnten die Ferkelverluste stabil gehalten werden. Leistungsreserven sind noch in der Ferkelaufzucht vorhanden.
Auch in der Mast wurden höhere Zunahmen erreicht. Während in den letzten Jahren der Druck hoher Futterkosten auf den Schweinehaltern lastete, sind es jetzt unzureichende Erlöse.