Mäster Paul de Rond hält Eber in kleinen Gruppen an Trocken-automaten. Im Vergleich zur Mast von Kastraten erzielt er mit den Ebern einen Vorteil von rund 8 € je Tier.Am besten wäre es, nur Sauen zu mästen. Aber es gibt nun mal auch männliche Ferkel und da sind Eber besser als Kastraten“, ist der Niederländer Paul de Rond überzeugt. Auf drei Betriebsstellen mit insgesamt 6 000 Plätzen mästet er im limburgischen Echt Schweine. Die Läufer stammen aus der eigenen Produktion mit rund 900 Sauen. Mit der Jungebermast hat De Rond schon einige Erfahrung. Denn bereits vor zehn Jahren hat er im Rahmen des Welfare-Programmes von Vion für zwei Jahre Eber gemästet. Aufgrund der damals geforderten niedrigen Schlachtgewichte von 75 bis 85 kg ist er aber wieder ausgestiegen. Empfindliche Gewichtsabzüge bei Ebern Den Ausschlag, erneut auf die Ebermast umzustellen, gab Anfang 2009 die Einführung der CO2-Betäubung bei der Ferkelkastration in Holland. „Mit der CO2-Narkose ist viel Aufwand verbunden. Außerdem habe ich Zweifel, dass sie immer bei allen Ferkeln hundertprozentig wirkt“, erklärt De Rond. Inzwischen hat Vion auch den Gewichtskorridor für Jungeber geweitet: Zwischen 80 und 100 kg Schlachtgewicht muss ein Eber jetzt liegen, um keine Abzüge zu bekommen. Damit kann De Rond gut leben. Insgesamt liefert er jede Woche etwa 400 Schweine an den Schlachthof. Um seine Eber im optimalen Gewichtsbereich zu liefern, überlässt er jedoch nichts dem Zufall, sondern schickt alle Tiere einzeln über die Waage. „Fallen Eber gewichtsmäßig aus dem Rahmen, drohen wesentlich empfindlichere Abzüge als bei den weiblichen Schlachttieren. Ist ein Eber nur 5 kg zu leicht, erhalte ich 12 Cent/kg Abzug; ist das Tier 5 kg zu schwer, sind es sogar 20 Cent/kg. Außerdem sind Eber oft schwerer, als sie aussehen“, beschreibt der Mäster seine Erfahrungen. Das Wiegen kostet zwei Leute rund zwei bis drei Stunden Arbeit pro Woche. Zum Einsatz kommt eine mobile Waage, die im entsprechenden Abteil jeweils in den Gang geschoben wird. Dabei geht De Rond nach einem festen Schema vor: Nach 85 Masttagen werden die Eber das erste Mal gewogen. Alle Tiere, die mindestens 110 kg Lebendmasse auf die Waage bringen, kommen zum Schlachter. Zwei Wochen später wird wieder gewogen. Dieses Mal werden alle Eber absortiert, die mindestens 106 kg schwer sind. Danach bleiben ca. 10 bis 15 % der Eber über. Diese kommen ins Resteabteil mit 6er-Buchten. „Die Nachläufer kosten richtig Geld! Nach spätestens drei Wochen trenne ich mich von ihnen“, erklärt Paul de Rond. Im Gegensatz zu den Ebern werden die Sauen in der Regel per Augenmaß sortiert und nur ab und zu mal zur Kontrolle gewogen. Dreiphasige Fütterung Bereits zur Aufzucht werden Eber und Jungsauen getrennt voneinander aufgestallt. Zur leichteren Unterscheidung wird den Ebern die Ohrmarke in der Abferkelbucht mit dem Plättchen nach oben, den Sauen mit dem Plättchen nach unten eingezogen. Ferkel aus Jungsauen-Würfen erhalten eine andersfarbige Ohrmarke, um ihre Entwicklung verfolgen zu können. Weil De Rond nicht genug Platz hat, um alle Ferkel selbst zu mästen, verkauft er einen Teil der weiblichen Tiere. Diese kann er besser vermarkten als Eberferkel. In der Mast werden die Schweine in 10er- bzw. 14er-Buchten gehalten. Auf Teilspaltenboden stehen jedem Tier 0,7 m2 Platz zur Verfügung, in Zukunft sollen es 0,8 m2 sein. Die Fütterung erfolgt über Trockenfutterautomaten mit ein bis zwei Fressplätzen pro Automat. Sauen und Eber werden zudem unterschiedlich gefüttert. Auch die Futterlieferanten sind verschieden. Während die weiblichen Tiere in der Mast nur zwei Futter erhalten, findet die Fütterung der Eber in drei Phasen statt: Von dem proteinreichen Vormast-Futter erhält jeder Eber 50 kg zugeteilt. Im Anschluss daran füttert De Rond den Tieren das Mittelmast-Futter, bis sie etwa 90 bis 100 kg Lebendgewicht aufweisen. Das Endmast-Futter teilt De Rond rationiert zu. Die Eber bekommen davon nicht mehr als 2,55 kg am Tag. Zum Ende der Mast geht Paul der Rond auch mit der Energie runter, damit die Tiere nicht verfetten. „Nur wenn die Temperatur im Sommer über 30 °C klettert, verzichte ich bei den Ebern auf das etwas energieärmere Endmastfutter. So bricht die Futteraufnahme nicht ein. Schließlich sollen sie am Fressen gehalten werden!“, erklärt De Rond seine Vorgehensweise. Eber sind anfälliger Insgesamt erreichen die Eber mit 788 g um 15 g höhere Tageszunahmen als die Sauen. Wie in Holland üblich, sind die Werte auf den Bereich 25 bis 112 kg Lebendgewicht korrigiert. Im letzten Wirtschaftsjahr kam der Betrieb bei den Futterkosten bei den Ebern auf 0,51 € je kg Zunahme und bei den Sauen auf 0,54 €. Die Futterverwertung beträgt bei den Ebern 1 : 2,46, während die Sauen je Kilogramm Zuwachs 2,60 kg Futter benötigen. Auch bei den Verlusten gibt es Unterschiede. Fielen bei den Ebern rund 2,7 % der Tiere aus, waren es bei den Sauen mit 2,3 % etwas weniger. Der Landwirt beobachtet bei den männlichen Tieren in manchen Gruppen zwar mehr Aufreiten und Bedrängen untereinander, führt die Ausfälle jedoch nicht allein auf die höhere Aktivität und Aggressivität der Eber zurück: „Ich habe den Eindruck, dass Eber für Zugluft, für Circo und andere Erreger anfälliger sind als Kastraten und Sauen.“ Unter dem Strich kommt Paul de Rond bei den Ebern auf einen ökonomischen Vorteil von knapp 8 € pro Tier im Vergleich zur Mast von Kastraten. Denn Börge müsste er konventionell vermarkten, weil das Programm „Good Farming Welfare“ das Fleisch von kastrierten Tieren ausschließt. „Neben dem Mehrerlös über das Qualitätsfleischprogramm lohnt sich die Jungebermast vor allem bei den aktuell hohen Futterpreisen, weil die Eber die Nährstoffe einfach besser verwerten“, bringt es Paul de Rond auf den Punkt. Fazit Landwirt Paul de Rond mästet Eber auf etwa 4 000 Plätzen. Die Tiere werden in kleinen Gruppen gehalten und dreiphasig mit besonders eiweißreichem Futter versorgt. Um möglichst viele Eber im optimalen Gewichtsbereich zu platzieren, wiegt De Rond jedes Tier. Der Aufwand ist vergleichsweise groß. Dafür erwirtschaftet er im Vergleich zur Kastratenmast einen finanziellen Vorteil von 8 € pro Tier. Dieser rührt in erster Linie aus der besseren Futterverwertung der Eber. Mareike Schulte Zwei weitere Reportagen folgen auf den nächsten Seiten.