Ein holländischer Berater kontrolliert das Fress- und Liegeverhalten der Ferkel sowie die Geburten per Kamera. Das liefert wertvolle Hinweise zur Management-Optimierung.Die meisten Ferkelerzeuger kontrollieren ihre Tiere sehr gewissenhaft, auch wenn immer weniger Zeit für das Einzeltier bleibt. Das gilt besonders für die Ferkelaufzucht, wo die Schweine oft in großen Gruppen stehen. Nach holländischen Erfahrungen hat der Betriebsleiter wöchentlich nur rund 1,5 Sekunden pro Ferkel zur Verfügung, um Tiere, Futter, Wasser, Klima etc. zu prüfen. Neben der knappen Zeit wird die Tierkontrolle durch ein weiteres Phänomen erschwert. So verhalten sich die Ferkel schlagartig anders, sobald das Licht angeht bzw. der Landwirt das Abteil betritt. Das Liege- und Fressverhalten lässt sich daher nicht objektiv bewerten. Oft bekommt man bestenfalls einen groben Eindruck von den vorderen Buchten. Der holländische Futtermittelhersteller Boerenbond Deurne bietet seinen Kunden daher einen neuen Service an, den das Fachmagazin Boerderij vorgestellt hat. Im Mittelpunkt steht dabei eine Kamera, die Berater René Lemmens im Gang der Stallabteile aufstellt. Mit der Kamera werden die Ferkel rund um die Uhr gefilmt. Der Clou: Die Technik arbeitet absolut lautlos, so dass sich die Tiere ganz natürlich verhalten. Auf diese Weise konnten selbst in Spitzenbetrieben Schwachstellen aufgedeckt werden, die bislang verborgen blieben. In knapp zwei Jahren wurden mit der Kamera mittlerweile mehr als 2 000 Stunden aufgezeichnet und ausgewertet. Im Mittelpunkt der Beobachtungen steht meist das Fressverhalten der frisch abgesetzten Ferkel. Denn die kleinen Ferkel sind sehr anfällig für Fehler im Fütterungsmanagement. Die Filmaufnahmen zeigen, dass in vielen Betrieben zu wenige Fressplätze zur Verfügung stehen. Das gilt sowohl für Automaten- als auch für Langtrogsysteme. Häufig entstehen so massive Rangeleien am Trog. Denn die kleinen Ferkel sind aus der Säugezeit einen eigenen Fressplatz gewohnt. Die Kämpfe am Trog führen zu einer ungleichmäßigen Futteraufnahme und zum Auseinanderwachsen der Tiere. Außerdem kann der Stress den Ausbruch von Krankheiten begünstigen. Berater Lemmens empfiehlt daher, mindestens für zehn Tage nach dem Absetzen zusätzliche Tröge in die Bucht zu stellen, die permanent gefüllt sind. Die Kamera hat noch ein weiteres Phänomen zum Fressverhalten ans Licht gebracht. So wurde deutlich, dass die Ferkel ihre Fress- und Ruhephasen sehr strikt trennen. Gerade bei den jüngeren Ferkeln dauert es oft sehr lange, bis die Tiere nach einer Ruhephase wieder mit dem Fressen beginnen. Durch einen zusätzlichen Kontrollgang über Tag kann der Betriebsleiter daher die Futteraufnahme nachweislich stimulieren. Ein weiterer Schwerpunkt der Tierbeobachtung per Kamera ist das Liegeverhalten. Denn dies erlaubt Rückschlüsse auf das Stallklima: Ist die Temperatur im Liegebereich hoch genug? Gibt es Ecken mit Zugluft? Oder strömt Falschluft aus dem Güllekeller hoch? Bei Auffälligkeiten im Liegeverhalten kann man der Ursache z. B. durch Ausnebeln des Stalles gezielt auf den Grund gehen. Neben der Ferkelaufzucht kommt die Kamera auch im Abferkelstall zum Einsatz. Hier geht es insbesondere um die Geburten und die Biestmilchaufnahme. So lässt sich mit der Kamera gut erfassen, wie viel Zeit zwischen der Geburt einzelner Ferkel vergeht. Dies hilft z. B., die Anzahl tot geborener Ferkel zu senken. Viele Betriebsleiter haben mithilfe der Kamera auch festgestellt, dass ihre Sauen nach der Geburt des ersten Ferkels sehr unruhig sind. Etliche Sauen stehen sogar auf, wodurch sich die Geburt verzögert. In diesem Fall kommt es darauf an, die Ruhe im Abferkelstall im geburtsnahen Zeitraum zu verbessern. Die Filmaufnahmen der Neugeborenen zeigen, ob alle Ferkel schnell genügend Biestmilch aufnehmen. Unter Umständen benötigen die kleinen Ferkel eine intensivere Betreuung bis hin zu einer zusätzlichen Biestmilchgabe per Flasche. Die Kamera liefert zudem wertvolle Hinweise, ob alle Ferkel im Wurf einen Zitzenplatz bzw. genügend Milch bekommen. Sind Probleme erkennbar, muss der Wurfausgleich auf den Prüfstand oder zusätzliche Ammen eingesetzt werden. Die Stallkamera beobachtet die Tiere lautlos und zeigt so ihr natürliches Verhalten. Dies liefert zusätzliche Informationen zur Tierkontrolle durch den Menschen. Mithilfe der Kamera kann die Beratung selbst in Spitzenbetrieben versteckte Schwachstellen aufdecken und die Leistungen optimieren. Fress- und Liegeverhalten gefilmt Unruhige Sauen nach der Geburt Fazit -Fred Schnippe, SUS-Redaktion-