Zahlreiche Praktiker haben sich am Wettbewerb „Die beste Sauenkarte“ beteiligt. SUS stellt die Sieger mit ihren Tipps vor.Obwohl im Stall immer mehr Elektronik einkehrt, ist die normale Sauenkarte aus Papier in den allermeisten Betrieben noch ein wichtiges Management-Utensil. Und: Keine Sauenkarte ist wie die andere. Diesen Eindruck bestätigte unser SUS-Wettbewerb „Wer hat die beste Sauenkarte?“, zu dem wir in der vorletzten Ausgabe gemeinsam mit dem BHZP aufgerufen hatten. Eine Fachjury aus drei Beratern und einem Landwirt hat aus allen Einsendungen die drei besten selbst gestalteten Karten ausgewählt. Die Gewinner wurden auf der EuroTier in Hannover prämiert. Eins ist klar: Es gibt keine Sauenkarte, die für alle Betriebe passt. Denn jeder Sauenhalter hat andere Vorstellungen und Selektionsschwerpunkte, wodurch sich unterschiedliche Anforderungen an den Info-Gehalt der Karte ergeben. Doch in manchem Betrieb ist die Sauenkarte schon seit Jahren unverändert, obwohl sich vielleicht größere Änderungen im Management ergeben haben. Dann kann eine Generalüberholung der Sauenkarte sinnvoll sein. Dazu haben wir im Folgenden einige Beispiele und Anregungen zusammengestellt. Am besten gefallen hat der Jury die Sauenkarte von Hendrik und Josef Klein-Heßling aus Rhede im Kreis Borken. Für ihren 320-Sauen-Betrieb im geschlossenen System haben die Landwirte die herkömmliche Mustervorlage des db.Planers im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt. „Wir haben unser Management auf ausgeglichene Würfe und eine minimale Umrauscherrate ausgerichtet. Deshalb brauchen wir heute Infos, die früher keine Rolle gespielt haben. Bei der Gestaltung der Sauenkarte habe ich dies berücksichtigt“, erklärt Hendrik Klein-Heßling (23). Folgende Aspekte haben der Jury besonders gut gefallen: Lebensleistung: Im oberen Teil der Karte findet sich eine kleine Tabelle mit der Lebensleistung der Sau. Die Daten sind unterteilt in Gesamtleistung, Leistung je Wurf und Leistung in einem Jahr. Das schafft einen groben und schnellen Überblick und lässt die Stärken und Schwächen der Sau auf einen Blick erkennen (siehe Abbildung Sauenkarte). Daneben finden sich Angaben zum Alter der Sau, ihrem Leistungsstand im Vergleich zum Rest der Herde sowie zur Anzahl funktionsfähiger Zitzen. Jede Sau bekommt nur so viele Ferkel angesetzt, wie sie auch aufziehen kann. Zusatzinfos zur Rausche: Die üblichen Belegdaten haben Klein-Heßlings um eine weitere Angabe ergänzt: Unter der Angabe der Wurfnummer stehen immer zwei Zahlen, die mit einem Querstrich unterbrochen sind. Die erste Zahl bedeutet die Stundenzahl von der ersten Duldung bis zur ersten Belegung. Die zweite Zahl hinter dem Querstrich steht für die Anzahl der Belegungen. Der Abstand zwischen der ersten und zweiten Belegung beträgt 18 Stunden. Da die Sauenkarte die Sau vom Abferkelabteil mit ins Deckzentrum begleitet, können so kurz- und langrauschende Sauen erkannt und optimal besamt werden. „Durch die Einführung dieses Punktes auf der Sauenkarte konnten wir die Umrauscherquote um 3 Prozentpunkte senken und die Anzahl der geborenen Ferkel um 0,5 Ferkel erhöhen“, berichtet Hendrik Klein-Heßling. Einfache Wurfbonitur: Um Sauen und Eber gezielter selektieren zu können, haben die Sauenhalter bei den Daten zur Abferkelung zusätzlich eine Bonitierung des Wurfes eingefügt. Die drei Beurteilungspunkte sind Ausgeglichenheit des Wurfes (AU), Gewicht der einzelnen Ferkel (GE) und Vitalität des Wurfes (VI). Bewertet wird mit fünf verschiedenen Symbolen: ++ = sehr gut, + = gut, O = durchschnittlich, - = schlecht und = sehr schlecht. Dabei haben die Landwirte sich ganz bewusst für die Symbole und gegen Zahlen entschieden. „Zahlen stehen schon so viele auf der Karte. Das wäre nur unübersichtlich geworden“, erklärt Josef Klein-Heßling. Anhand der Symbole lässt sich mit einem Blick erfassen, ob die Sau sehr gute oder nur durchschnittliche Würfe bringt. Zahlenwerte müsste man mühsam lesen. Auch zum Absetzen bewerten Klein-Heßlings den Wurf erneut nach dem gleichen Prinzip. Zusätzlich wird die Gesäugequalität der Sau beurteilt. Das erleichtert ihnen die Entscheidung, wann welche Sau gemerzt wird. Fette Schrift: Für die Saunummer sowie die Daten des möglichen Umrauschens und des errechneten Abferkeltermins haben Klein-Heßlings eine besonders große und fette Schrift ausgewählt. So ist schon aus einigen Metern Entfernung erkennbar, wann beispielsweise die Abferkelbucht für die Geburt hergerichtet werden muss. Auch die Zitzenanzahl sowie die Anzahl lebend geborener und abgesetzter Ferkel sind hervorgehoben. Insgesamt sind auf einer Seite sehr viele Informationen untergebracht. Trotzdem ist die Karte nicht unübersichtlich. Anders als der Betrieb Klein-Heßling nutzen einige Ferkelerzeuger bewusst mehrere Blätter für eine Sauenkarte. So halten zum Beispiel die Betriebe Stefan Flemer aus Drebber und Hubert Niggemeyer aus Bad-Wünnenberg Informationen rund um den Geburtsverlauf auf einer Extra-Seite fest. Oft ist eine Tabelle mit Uhrzeiten vorgedruckt (siehe Übersicht 2). An der entsprechenden Stelle wird dann eingetragen, wie viele Ferkel zum Zeitpunkt der Beobachtung lebend und tot geborenen waren und welche Behandlungen durchgeführt wurden, also ob und wann der Sau Oxytocin oder Calcium verabreicht wurde. Dies ist vor allem bei großen Abferkelgruppen oder bei mehreren Mitarbeitern wichtig, um die Übersicht zu behalten und Behandlungen zum Beispiel nicht zweimal durchzuführen. Ein kurzer Blick auf die aktuell notierte Ferkelzahl kann aber auch helfen, Ferkelleben zu retten. Dann nämlich, wenn in der Bucht weniger Ferkel zu sehen sind als zuletzt aufgeschrieben wurden. Dann macht es Sinn, die Sau aufzutreiben, wie Stefan Flemer aus Drebber beschreibt. Der Betrieb Flemer hat die Tabelle zudem extra groß ausgedruckt, um sie mit einem Edding ausfüllen zu können. „Kugelschreiber versagen manchmal den Dienst und ein Bleistift verschmiert leicht“, so die Erklärung des Betriebsleiters. Da die Infos so ausführlich nur um die Geburt benötigt werden, kann man den Zettel anschließend einfach hinter die eigentliche Sauenkarte heften. Den meisten Tipps gemein ist der Versuch, Zeit zu sparen. Von vornherein werden also alle möglichen Arbeitsschritte oder Behandlungen auf der Karte aufgelistet und mit ausgedruckt, so dass die betreuende Person nur noch abhaken oder ankreuzen muss, wenn etwas erledigt wurde. So werden Behandlungs- und Impflücken sehr stark verringert. In einzelnen größeren Betrieben quittieren die jeweiligen Mitarbeiter mit ihrer Unterschrift oder einem Kürzel auf der Karte, welche Behandlungen sie durchgeführt haben. Treten später Schwierigkeiten auf, kann nachgehalten werden, wer verantwortlich war. Ein Betrieb hat uns erzählt, dass er auf jede Sauenkarte eine Liste mit den verschiedenen möglichen Impfungen aufdruckt und im Stall nach dem Impfen mit der Kanüle an der entsprechenden Stelle ein Loch ins Papier der Sauenkarte sticht. Das Prinzip „möglichst wenig Schreibarbeit“ gilt auch für die Angaben zu den Saugferkelverlusten. Oft sind die im jeweiligen Betrieb häufigsten Verluste untereinander aufgeführt und werden mittels Strichliste gezählt. Wichtig dabei ist, dass die Eintragung ordentlich erfolgt, dafür eignen sich Linien oder Kästchen, die auszufüllen sind. Meistens geben die Betriebe auch die Nummern, mit denen die Verluste im Sauenplaner hinterlegt sind, auf der Karte gleich mit an, so dass die Übertragung in das Programm auf dem Rechner einfacher geht. Der Betrieb Matthias Teepker aus Wettrup unterscheidet bei der Erfassung mittels eines Trennstriches auf der Sauenkarte auch, ob die Verluste in den ersten sieben Lebenstagen oder später auftraten, um so ein Gespür dafür zu bekommen, wo noch Optimierungsbedarf besteht und welches die genauen Gründe für die Verluste sind. Darüber hinaus verfügt die Sauenkarte von Landwirt Teepker über ein großes Kästchen mit dem Hinweis „Abgang! Keine Medikamente!“. Ist hier ein Haken gesetzt, geht die Sau zum nächsten Termin zum Schlachter und die Mitarbeiter wissen Bescheid. Ankreuzen statt schreiben ist auch bei der Temperaturkurve möglich. Dort ist senkrecht die Körpertemperatur von 38 bis 41 °C und waagerecht die Tageszeit (morgens, abends) abgetragen. Diese im db.Planer vorgegebene Fieberkurve nutzt zum Beispiel der Betrieb Lücke. Um darüber hinaus auf der Sauenkarte zu noch mehr Übersicht zu gelangen, arbeiten viele Betriebe mit unterschiedlichen Schriftgrößen, Aufzählungspunkten, Unterstreichungen sowie mit verschiedenen Farben. Scannerdatum und voraussichtliches Abferkeldatum werden nicht nur extra groß ausgedruckt, sondern bei manchen Betrieben auch um den Wochentag ergänzt. Denn oft ist es einfacher, sich den Wochentag in Erinnerung zu rufen als das Datum in Ziffern. Platz spart andererseits, wer beim Datum die Jahreszahl weglässt, denn die dürfte ja logisch sein. Bei Sauen, die schon acht und mehr Würfe zählen, ist die Tabelle mit den Leistungsdaten entsprechend lang. Ein paar Betriebe haben deshalb die Voreinstellungen der Sauenplaner geändert und diesen Block ans Ende der Sauenkarte gesetzt – so auch der Betrieb Förthmann aus Bahrenborstel, der in unserem Wettbewerb den zweiten Platz belegte. Läuft die Tabelle dann wirklich einmal auf eine zweite Seite über, ist das nicht so schlimm, denn dort muss ja nichts eingetragen werden. Einige Betriebsleiter notieren die Sauen- sowie die Wochennummer auf der Rückseite der Sauenkarte ein zweites Mal, um diese Information auch zu haben, wenn sie zum Beispiel für die Konditionskontrolle hinter der Sau stehen. Auch Martina Wigbels aus Ahaus-Alstätte war es wichtig, die Sauen- und die Wochennummer von hinter der Sau aus lesen zu können. Dafür hat sie in einer Word-Datei extra einen Entwurf mit diesen Angaben gefertigt, den sie verkehrt herum auf den oberen, freien Rand der Sauenkarte druckt. Diesen oberen Rand knickt sie dann um, was auch das Aufhängen der Karte erleichtert. Außerdem kann sie die Zahlen dann von hinten richtig herum lesen. Die üblichen Informationen möglichst übersichtlich darzustellen ist eine Sache. Eine andere Sache ist es, darüber hinausgehend weitere Details zu erfassen, die das Management erleichtern. Auch dafür lieferten die eingesandten Sauenkarten schöne Beispiele. So weist beispielsweise der Betrieb Ehlert aus Dörentrup auf der Sauenkarte die Anzahl der abgesetzten Ferkel mit Unterentwicklung aus. Dazu steht in der Leistungstabelle beim jeweiligen Wurf hinter der Anzahl abgesetzer Ferkel mit Komma abgetrennt die Anzahl unterentwickelter Ferkel. Wurden zum Beispiel 13 Ferkel abgesetzt und eins davon war unterentwickelt, steht dort „13,1“. Für Mareike Ehlert heißt diese Angabe dann, dass sie der Sau beim nächsten Mal besser nur 12 statt 13 Ferkel ansetzt. Auch ein Ferkel, was aufgrund von Unterentwicklung zur Ammensau muss, wird dort später als „Nachkommastelle“ aufgeführt. Eigenremontierer Georg Beudels, der in unserem Wettbewerb den dritten Platz belegte, hat auf seinen Sauenkarten ein spezielles Feld vorgesehen, in das er die zugefütterte Milchmenge am Ende der ersten Lebenswoche einträgt. Daraus schließt er auf die Milchleistung der Sau, was seine Zuchtentscheidung beeinflusst. Ebenfalls aus dem Grund der Nachzuchtauswahl unterscheidet er bei jedem Wurf die Anzahl großer, normaler und kleiner Ferkel. Der Betrieb Förthmann aus Bahrenborstel nimmt eine Konditionsbewertung der Sauen zum Ende der Säugezeit vor. Darüber hinaus bewertet Bernd Förthmann die Abferkelungsdauer und unterscheidet zwischen unter zwei, zwei bis vier und vier bis sechs Stunden. Dauern die Geburten bei einer Sau immer relativ lang, muss man auch im nächsten Wurf mit Komplikationen rechnen bzw. ist ein frühes Eingreifen angesagt, um Ferkelverluste zu vermeiden. Für die Nachzucht ist das Tier ungeeignet. Im Gegensatz dazu sind die Sauen, auf deren Sauenkarte der Landwirt ein Häkchen bei „Gute Mutti“ setzt, in der Nachzuchtauswahl bevorzugt. Diese Tiere heben beim Säugen den Hinterlauf an, so dass die Ferkel alle Zitzen gut erreichen können. Förthmann hofft, dass die Sauen diese gute Eigenschaft weitervererben. Oft sind dem Sauenplaner Standardversionen für die Sauenkarten hinterlegt. Mit etwas Geschick und ein paar guten Ideen lassen sich diese aufwerten und individuell an die Besonderheiten des eigenen Betriebes anpassen. Viel Arbeitszeit kann sparen, wer zum Beispiel die üblichen Behandlungen und Verlustursachen auf der Karte auflistet und bei Bedarf nur abhakt oder eine Strichliste führt. Viele Sauenhalter erfassen darüber hinaus bestimmte Details, auf die sie besonderen Wert legen. Dafür verwenden sie oft Kürzel und Symbole, um Platz zu sparen. Für mehr Übersicht heben sie wichtige Infos durch größere bzw. fette Schrift hervor. Eine weitere Möglichkeit ist, die Rückseite oder ein zweites Blatt Papier zu benutzen. Das bietet sich insbesondere für die Phase rund um die Geburt an, wenn die aktuelle Anzahl lebend und tot geborener Ferkel notiert wird und welche Behandlung die Sau erhalten hat. Einige der Sauenkarten aus dem Wettbewerb können Sie sich in Kürze unter www.bhzp.de herunterladen. Die Gewinnerkarte Extra-Karte für die Geburt Ankreuzen spart Zeit Wichtiges größer ausdrucken Details mit Kürzel erfassen Fazit -Mareike Schulte, SUS-