Ein Mäster aus Westflandern setzt seit 2010 auf die Immunokastration. Er profitiert von hohen Leistungen und ruhigen Ebern.
Lois Verstraete gehört zu den belgischen Pionieren der Eber-Impfung. Er und seine Frau betreuen in Pittem in Westflandern eine 8400er-Mastanlage von Danis. Der Integrator hat 2010 hier seine Versuche zur Immunokastration gestartet. Aufgrund der guten Erfahrungen ist die Anlage seither komplett auf die Eber-Impfung umgestiegen.
Eber links, Sauen rechts
Der Standort umfasst 14 Ställe, die strikt im Rein-Raus gefahren werden. Jede Woche kommen 600 Ferkel aus einer vorgeschalteten Sauenanlage in die Mast. Die Ferkel sind bereits zur Verladung nach Geschlecht sortiert. „Die Eber kommen in die Buchten links vom Kontrollgang, die weiblichen Ferkel rechts. So haben wir die Eber stets im Blick“, schildert Verstraete.
Bereits vor dem Einstallen der 22 kg schweren Eber setzt der Mäster die erste Impfung. Dies funktioniert gut, da er die Ferkel auf dem Gang mithilfe einer zweiten Person eng zusammenhalten kann.
Die zweite Impfung erhalten die Eber mit 75 kg. Der Mäster achtet stärker auf das Gewicht als auf das Alter der Tiere. Denn letztlich entscheidet das Gewicht, wann die Tiere zum Schlacht- hof können.
In der Regel setzt Verstraete die zweite Eber-Impfung sechs Wochen vor Schlachtung: „So bleibt genug Spielraum, wenn ich eine Gruppe z.B. aufgrund von Influenza eine Woche später impfen muss.“
Alle Eber sicher geimpft?
Bei der Impfung kommt dem Praktiker zu Gute, dass die Eber in kleinen Buchten für 11 bis 12 Tiere stehen. So tritt der Landwirt behutsam in die Bucht und wartet einige Augenblicke, bis sich die Tiere beruhigt haben. Erst dann setzt er die Impfung mit der Sicherheitspistole. Diese ist per Schlauch mit der Flasche verbunden. Die behandelten Tiere kennzeichnet der Landwirt deutlich mit Farbspray. In der Woche nach der zweiten Impfung beobachtet Verstraete die Eber genau. „Sollte die Impfung nicht wirken, zeigt das Tier weiter Eberverhalten und fällt auf. Denn die übrigen Eber denken nur an Fressen und Schlafen“, schildert der Praktiker. Die Ruhe im letzten Mastdrittel sieht der Landwirt als großen Vorteil der Eber-Impfung.
Begeistert ist der Praktiker auch vom enormen Wachstum der Eber nach der zweiten Impfung, das über 1000 g am Tag liegen kann. Zum Verkauf mit 118 kg wiegen die Eber daher im Schnitt 10 kg mehr als die gleichaltrigen weiblichen Tiere. Da der Schlachthof Eber und weibliche Tiere zu gleichen Anteilen wünscht und die Preismaske dies zulässt, kann der Mäster die Ställe dennoch in der Regel binnen einer Woche räumen.
Dass die Tageszunahmen im Schnitt aller Tiere nur 750 g betragen, hat mit der extrem typbetonten Genetik zu tun. So werden die PIC-Sauen mit einem sehr fleischreichen, belgischen Piétrain besamt. Die Tiere erzielen daher die in Belgien gefragten sehr hohen MFA-Werte zwischen 63 und 64 %.
Aufgrund der Ruhe in den Eberbuchten liegen die Verluste nur bei 2,5 %. Auch die Futterverwertung ist mit 1:2,7 gut.
„Probleme mit Ebergeruch hatten wir bislang nicht. Für uns war der Schritt zur Eber-Impfung daher richtig“, resümiert Lois Verstraete.