Die großen Schlachtereien wollen mehr Eber verarbeiten und suchen weitere Mäster. Doch in puncto Haltung, Fütterung und Vermarktung ist noch vieles abzuklären. Die Ebermast ist für die meisten Mäster noch kein Thema. Doch die großen Schlachtunternehmen wollen jetzt Gas geben. Tönnies schlachtet nach eigenen Angaben bereits 8 000 bis 12 000 Eber pro Woche und will weiter aufstocken. Westfleisch hat angekündigt, im Rahmen des „Tierwohl-Programmes“ 7 000 Schweine die Woche zu schlachten. Die Hälfte der Tiere wären Eber. Bei entsprechender Nachfrage soll das Programm zügig aufgestockt werden. Und auch Vion steigt auf mehreren Schlachthöfen in Nord- und Süddeutschland in die Eberschlachtungen ein. Lieferanten sind überwiegend größere Betriebe und Produktionsketten, die Ferkelerzeugung und Mast vereinen. Hintergrund ist, dass bereits ab diesem Jahr wichtige Kunden wie McDonald‘s und Burger King nur noch Fleisch von unkastrierten Tieren beziehen. Großer Klärungsbedarf Wenn der Absatz von Eberfleisch gesichert ist und wirtschaftlich mindestens das Gleiche herauskommt wie bei der Börgemast, sollten sich die Praktiker nicht verschließen. Auch wenn sich der Hebel nicht so ohne Weiteres von Börge- auf Ebermast umstellen lässt. Gerade in der Übergangsphase muss mit erhöhtem Aufwand gerechnet werden. Derzeit ist man dabei, Erfahrungen zu sammeln. Unter anderem müssen folgende Fragen beantwortet werden: Eber benötigen ein hochwertiges Futter. Folgt daraus, dass man mit zwei Futtermischungen für Sauen und Ebern arbeiten muss? Eber sind agiler als Börge und brauchen mehr Raum. Welche Anforderungen ergeben sich für Buchtengestaltung und -größe? Schieben Eber Hunger oder fühlen sie sich bedrängt, reagieren sie aggressiv. Wie vermeidet man wirkungsvoll Stress-situationen am Trog? Müssen die Geschlechter getrennt werden? Es gibt Hinweise, dass in gemischten Buchten weniger Aggressionen auftreten. Eber sind empfindlicher und erkranken häufiger. Ist der allgemeine Hygiene- und Gesundheitsstatus anzuheben, um Eber lukrativ mästen zu können? Bei Unruhe fressen die Tiere nicht nur weniger und wachsen langsamer, sondern reagieren mit Geruchsbildung. Wird dies bei herkömmlichen Haltungssystemen genügend beachtet? Unruhe entsteht auch, wenn wegen enger Vermarktungsmasken häufig sortiert und umgruppiert werden muss. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Wissenschaft, Forschung und Praxis sind also gefordert, entsprechende Antworten zu finden. Drei Landwirte schildern für SUS, wie sie mit den Jungebern umgehen.