Gruppenhaltungsverfahren für tragende Sauen sind mittlerweile weit verbreitet. Neben der Abruffütterung, bei denen die Sauen während der Futteraufnahme durch Seiten- und Rückwände geschützt sind, setzen einige Ferkelerzeuger inzwischen den so genannten Breinuckel der Firma Mannebeck bzw. das Beladossystem, das von der Firma Duräumat vertrieben wird, ein. Beide Fütterungssysteme unterscheiden sich von anderen Verfahren im Wesentlichen darin, dass die Tiere einer Gruppe einzeln fressen und dabei ungeschützt an der Fütterung stehen. Ein Schutzkorb bzw. Seitenwände fehlen komplett. Weitere Informationen zur Funktionsweise der Fütterungen sind im Kasten auf Seite 12 zusammengefasst. Die Fütterungssysteme befinden sich inzwischen seit über zwei Jahren im Praxiseinsatz. SUS hat mit sieben Landwirten die Stärken und Schwächen dieser beiden Systeme diskutiert. Es ging insbesondere um folgende vier Fragen: Wie viele Sauen lassen sich pro Station versorgen? Wie können Aggressionen an den Fütterungen vermieden bzw. reduziert werden? Welche Tipps können Sauenhalter zur Buchtengestaltung geben? Klappt das Anlernen der Jungsauen problemlos? Weniger Sauen je Station als die Hersteller angeben Je mehr Sauen mit einer Station versorgt werden können, desto günstiger ist das Fütterungssystem. Laut Hersteller können je Beladosstation bis zu 40 Sauen und pro Breinuckel bis zu 25 Tiere gefüttert werden. Inzwischen ist jedoch klar, dass diese Sauenzahlen zu hoch gegriffen sind. Die Erfahrungen in Sauen haltenden Betrieben zeigen, dass sich mit einer Beladosstation zwischen 25 und 30 Sauen versorgen lassen, wobei sich die Sauenzahl pro Fütterung danach richtet, wie die Gruppen zusammengestellt werden können. Handelt es sich um eine heterogene Gruppe mit Alt- und Jungsauen, sollten nicht mehr als 25 Tiere je Station eingeplant werden. Können dagegen stabile Gruppen gebildet werden, sind bis zu 30 Sauen je Station möglich, berichten die Praktiker. Dem können Klaus Knees und Sohn Martin aus Seth in Schleswig-Holstein voll und ganz zustimmen. "In der Wechselgruppe sollten nicht mehr als 25 Sauen pro Automat stehen. Werden mehr Tiere pro Station gefüttert, blockieren die Altsauen die Anlage zu lange und jüngere Sauen haben dann kaum noch die Möglichkeit, ihre Futterportion in Ruhe abzurufen", erklären sie. Klaus Knees, der zunächst über 30 Sauen an einer Station gefüttert hat, hat die Sauenzahl deshalb auf 25 pro Anlage reduziert. Auch Heinrich Gaus aus dem niedersächsischen Ohnhorst in der Nähe von Wolfsburg füttert lieber ein paar Sauen weniger an einer Station als theoretisch möglich. "Je weniger Sauen an der Station stehen, desto besser funktioniert das System", beschreibt er seine Erfahrungen. Gaus ist inzwischen auch dazu übergegangen, keine Alt- und Jungsauen mehr gemeinsam an eine Station zu stallen. "Wenn die Gewichte und das Alter der Sauen nicht einigermaßen homogen sind, werden die schwächeren Tiere untergebuttert", erklärt der Landwirt. "Ich stalle deshalb alle Jungsauen bis zum ersten Ferkeln in separaten Fressliegebuchten auf." Das macht Julia Tewes aus dem niedersächsischen Nienhagen nicht. Die Landwirtin, die mit dem Breinuckel arbeitet, trennt die Jungsauen lediglich in der ersten Woche von den Altsauen ab. Anschließend werden die Tiere in die Gruppe integriert. "Wir haben selten Probleme damit, dass die Jungsauen kein Futter bekommen", erklärt sie. "Allerdings stallen wir auch nur 17 Sauen an einen Nuckel und nicht wie vom Hersteller empfohlen über 20 Tiere." Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Sauenhalter gemacht, die den Breinuckel einsetzen. Optimal scheinen etwa 17 Sauen pro Nuckel zu sein. Rangkämpfe an den Stationen bleiben nicht aus Gelegentliche Rangkämpfe bleiben bei der Gruppenhaltung nicht aus. Das bestätigen alle Ferkelerzeuger, die ihre Sauen in der Gruppe halten. Wichtig ist aber, dass die Rangkämpfe nicht zu häufig auftreten und zudem glimpflich ausgehen. Einig ist sich die Mehrheit der befragten Sauenhalter darin, dass beide Fütterungssysteme eher für den Einsatz in stabilen Gruppen geeignet sind. In festen Sauengruppen bleibt eine einmal gefundene Rangordnung oft bestehen und die Aggressivität an der Futterstation nimmt nach zwei bis drei Tagen ab, berichten die Praktiker. Ganz vermeiden lassen sich die Auseinandersetzungen allerdings nicht, wie zu beobachten ist. Denn dafür sind die Sauen beim Fressen unzureichend geschützt. Die Auseinandersetzungen selbst gehen zumeist glimpflich aus. Zu beklagen sind lediglich ein paar Schrammen im Schulterbereich. Verletzungen durch Scheidenbeißereien treten ebenso selten auf wie ernsthafte Fundamentschäden. Auffällig ist, dass am Breinuckel seltener Aggressionen auftreten als an der Beladosfütterung. Dies könnte mit der Konsistenz des Futters zusammenhängen. Wird das Futter wie beim Breinuckel lediglich angefeuchtet und lässt es sich dabei noch mit der Hand formen, sind kaum Futterverluste zu erwarten, da nur selten Reste aus dem Dosierrohr bzw. dem Maul der Sauen tropfen. Wird das Futter wie beim Beladossystem hingegen flüssig serviert, fallen deutlich mehr "Futtertropfen" auf den Boden. Dadurch werden andere Sauen angelockt und es kommt zu Rangeleien. Aber auch der Verschlussmechanismus der Fütterung spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Auseinandersetzungen zu reduzieren. "Der Mechanismus der Fütterung muss so eingestellt werden, dass das Futterrohr sofort verriegelt wird, sobald ein Tier der fressenden Sau das Futter klauen will", berichtet Julia Tewes. Aus Erfahrung weiß die Unternehmerin inzwischen, dass die Sauen, die ihre Portion bereits gefressen haben, dann selten ein zweites Mal gezielt zum Nuckel gehen. "Bei den Tieren setzt nach meiner Beobachtung ein Lernprozess ein", erzählt sie. "Die Sauen wissen nach einiger Zeit genau, dass sie keine zusätzliche Futterportion erhaschen können und geben auf." Das ist beim Einsatz der Beladosfütterung anders. Hier wissen die Sauen, dass immer etwas Futter an der Station zu finden ist, auch wenn sie keinen Futteranspruch mehr haben. Das erhöht natürlich die Unruhe in der Gruppe, da einige Tiere häufiger zwischen dem Liegebereich und der Station pendeln. Futterreste finden die tragenden Sauen entweder an den Seitenwänden der Station oder aber im Trog. Der Hersteller sollte deshalb zumindest die Funktion der Trogklappe verändern, so die Forderung der Beladosbesitzer. "Kräftige Sauen drücken die Trogklappe sogar auf und holen sich die Futterreste direkt aus dem Trog", bestätigt Jochen Gaus, der die Beladosfütterung zusammen mit seinem Vater betreut. "Dadurch ist der Anreiz natürlich groß, mehrmals täglich zur Station zu laufen, andere Sauen zu verdrängen und sich eine Extraportion Futter zu verschaffen." Auch Folgendes ist einigen Ferkelerzeugern mit Beladosfütterung aufgefallen: Gerade bei kleineren, schwächeren Sauen wird das Flüssigfutter oft zu schnell nachdosiert. Ein Teil des Futters läuft dann aus der sehr kleinen Trogschale auf die Spalten vor der Station. Hier kommt es zu Auseinandersetzungen, da die um die Station stehenden Tiere mit aller Macht an die Futterreste gelangen wollen. "Da geht es manchmal heftig zur Sache", erklärt Martin Knees. "Vor allem, wenn sich mehrere Sauen gleichzeitig um die Futterreste streiten." Vermeiden lässt sich der unnötige Futterverlust kaum. Zwar können der Dosierabstand und die Dosiermenge theoretisch einzeltierbezogen am Computer eingestellt werden. "Es ist jedoch unmöglich, für jedes Tier die optimale Dosiergeschwindigkeit zu finden. Zumal sich das Fressverhalten wäh-rend der Trächtigkeit ändert", schildert Dirk Döppner aus dem hessischen Großenlüder seine Erfahrungen. Sichtblenden einbauen Döppner ist das Problem inzwischen auf eine andere Art und Weise angegangen. Er hat zwischen den Liege- und Fressbereich eine Ziegelsteinwand eingezogen. Lediglichein Durchgang von gut einem Meter Breite ließ der Landwirt offen. "Seitdem die Wand im Stall steht, erkennen liegende Sauen nicht mehr, ob kleinere Tiere an der Station stehen und Futter daneben läuft", erklärt er. "Schwächere Sauen können ihre Portion deshalb mit mehr Ruhe aufnehmen." Um den schwächeren Sauen das Fressen zusätzlich zu erleichtern, will der hessische Unternehmer in Zukunft ein Gitter zwischen beide Stationen schrauben. Döppner hofft, dass der längere Weg größere Sauen davon abhält, ständig zwischen den Stationen zu wandern. Diese Maßnahme hat Klaus Knees bereits mit Erfolg verwirklicht. "Seitdem das etwa sechs Meter lange Gitter zwischen den beiden Stationen steht, laufen deutlich weniger Sauen von einer Fütterung zur anderen", erklärt der Landwirt. Zu beachten ist beim Einbau eines Gitters, dass dieses nicht zu nah an der Fütterung steht. Um die Station muss ein Aktivitätsbereich von zwei, besser drei Metern frei bleiben. In diesem Bereich dürfen auch keine Tränken, Pfosten oder Ähnliches stehen. Dies würde die Verletzungsgefahr deutlich erhöhen, da angegriffene Sauen schlechter ausweichen können. Probleme mit dem Hin- und Herlaufen sind auch Jungsauenvermehrer Heinrich Ganseforth aus Heede in Niedersachsen aufgefallen. Er hat sich vor dem Einbau seiner Beladosstationen deshalb entschlossen, die Fütterungen so aufzustellen, dass die Sauen beim Fressen nur eine Station im Blickfeld haben. "Zwischen den Fütterungen haben wir Wände eingezogen. Die Sauen sind dadurch etwas ruhiger, da sie nicht wissen, ob an der anderen Station eine rangniedere Sau steht, bei der sich eventuell Futter klauen lässt", erklärt der Unternehmer seine pfiffige und einfache Sichtschutzmaßnahme. Was die Buchtengestaltung betrifft, hat sich beim Einsatz des Beladossystems außerdem bewährt, den Anmischbehälter und die Futterpumpe in einem separaten Vorraum aufzustellen. "Stehen beide Bauteile im Stall, werden einige Sauen durch die Pumpgeräusche nervös", erklärt ein norddeutscher Praktiker. Das Anlernen der Jungsauen klappt problemlos Keine Probleme bereitet nach Aussage der Landwirte das Anlernen der Jungsauen. "Zu beachten ist lediglich, dass sich die Jungsauen in aller Ruhe an die Technik gewöhnen gewöhnen können", sagt Julia Tewes. Die Landwirtin füttert ihre Jungsauen daher mindestens eine Woche lang separat an einem Breinuckel. Auch Antonius Kuiter aus dem niedersächsischen Lengerich führt die Jungsauen behutsam an die neue Technik heran. Bis zum ersten Belegen werden die neuen Tiere zunächst drei Wochen lang separat an einem Breinuckel gefüttert. Vier Wochen nach dem Decken kommen die Jungsauen dann zusammen mit den Altsauen in die Groß-gruppe, in der zwei Breinuckel stehen. "Das Zusammenstallen der Jung- und Altsauen stellt bei mir kein Problem dar, da die Jungsauen die Fütterungstechnik beim Einstallen bereits beherrschen", erklärt der niedersächsische Sauenhalter. Ähnlich geht auch Michael Stobbe aus Krummendeich in der Nähe von Stade vor. "Als Jungsauen haben die Tiere das größte geistige Potenzial", erklärt er lächelnd. "Ich stalle die Jungsauen deshalb bereits am Tag der Anlieferung an eine Station." "Die Tiere haben so genügend Zeit, sich an die Technik zu gewöhnen, bevor sie in die Gruppe gestallt werden", fügt er hinzu. Wenige Probleme mit dem Anlernen der Jungsauen haben auch die Betriebsleiter, die die Beladosfütterung einsetzen. Bei Dirk Döppner zum Beispiel werden alle neuen Sauen für vier bis fünf Tage separat an eine Station gestallt. In dieser Zeit gewöhnen sich die Tiere sehr schnell an die Technik. "Manchmal kommt es zwar vor, dass eine Sau aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr zur Station geht. Dieses Tier stalle ich dann aber noch einmal separat an eine Station, um ihm die Angst zu nehmen", berichtet er. Bleibt noch die Frage, wie viele Reservebuchten vorgehalten werden müssen. Hier gehen die Meinungen der Praktiker auseinander. Die Angaben schwanken zwischen drei und 15 Prozent. In der Regel müssen die Landwirte, die mit wechselnden Gruppen arbeiten, jedoch mehr Reservebuchten einplanen. Das liegt unter anderem daran, weil die Verletzungshäufigkeit durch die häufigeren Rangeleien höher ist. Ein Landwirt berichtete, dass er auch für sehr dicke Sauen Reservebuchten einrichten musste. "Bei einigen großen Sauen konnte ich nicht verhindern, dass sie sich ständig Futter von anderen Sauen klauen", erklärt er. "Teilweise standen die Tiere mehrere Stunden neben der Fütterung und fraßen die Futterreste vom Boden auf." Fazit Sowohl der Breinuckel als auch das Beladossystem sind Weiterentwicklungen der Abruffütterung. Bei beiden Systemen stehen die Sauen während der Futteraufnahme ungeschützt an der Station. Hierdurch kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die in der Regel jedoch glimpflich ausgehen. Generell ist zu sagen, dass sich mit beiden Verfahren weniger Sauen pro Station füttern lassen als von den Herstellern angegeben. Stehen zu viele Sauen an einer Station, müssen insbesondere schwächere Tiere häufiger auf ihre Portion verzichten. In der Praxis zeigt sich, dass beim Einsatz des Breinuckels weniger Aggressionen auftreten als beim Beladossystem. Dies hängt nach Einschätzung der Praktiker damit zusammen, dass am Breinuckel weniger Futterverluste auftreten, weil das Futter nicht flüssig, sondern angefeuchtet serviert wird. Zudem können die Sauen am Nuckel kaum Futterreste von der Station ablecken, was die Ruhe in der Gruppe positiv beeinflusst. Mehr Ruhe in die Gruppe bekommt man, wenn Liege- und Fressbereich voneinander getrennt sind. Von Vorteil ist außerdem, wenn beide Bereiche durch Sichtschutzwände oder Ähnliches voneinander getrennt sind. Keine Probleme gibt es mit dem Anlernen der Jungsauen, sofern die Tiere in Ruhe Zeit haben, sich an die Technik zu gewöhnen. Marcus Arden - Arden, Marcus -