Um die innerbetriebliche Hygiene zu verbessern, müssen einfache Spielregeln eingehalten werden. Dazu zählt auch das regelmäßige Händewaschen.Ferkelerzeuger Rainer Meyer (Name geändert) hat den Tierfluss in seinem 210-Sauen-Betrieb sehr gut organisiert. Die Herde wird im Dreiwochenrhythmus geführt und die Abteilgrößen im Flatdeckbereich sind auf die Ferkelgruppen ausgerichtet. Ein Mischen von Altersgruppen kommt bei ihm nicht infrage. Vor einigen Jahren hat er einen Vorraum zur Personenschleuse umfunktioniert. Die Anlage ist zudem umzäunt und die zugekauften Jungsauen durchlaufen bei ihm im abseits gelegenen Eingliederungsstall eine achtwöchige Quarantänezeit. Doch an eine Sache hat er nicht gedacht. In der ganzen Anlage findet man kein einziges Waschbecken! Somit hat der Betriebsleiter nicht die Möglichkeit, zwischendurch die Hände zu waschen. Genau diesen Punkt bemängelte kürzlich ein Berater, der die innerbetriebliche Hygiene genau unter die Lupe genommen hat. Der Experte empfahl dem Betriebsleiter, sich über das ungeliebte Kind „Händewaschen“ mehr Gedanken zu machen. Warum Händewaschen wichtig ist Im Humanbereich weiß man schon länger, wie wichtig die Handhygiene ist. Denn durch das Händewaschen verhindert man tatsächlich wirksam die Ansteckung mit Viren und Bakterien. Und auch im Schweinestall gelten diese Grundsätze. Zum einen können über die Hände betriebsfremde Keime in den Stall gelangen. Zum anderen besteht immer auch die Gefahr einer Erregerübertragung von Tier zu Tier bei den Behandlungen über die Hände des Betreuenden. Beispiel: Während der Bestellzeit leiht sich Rainer Meyer einen Schlepper aus. Nach getaner Arbeit auf dem Feld schlüpft er schnell in die Stallstiefel und legt einige gerade geborene Ferkel unter die Lampe. Keime am Lenkrad, die mitt-lerweile an der Hand von Meyer haften, könnten so zu den frisch geborenen Ferkeln gelangen. Ein anderes Beispiel: Rainer Meyer hebt ein Ferkel mit Durchfall hoch und behandelt es. Danach werden die Hände am Overall abgewischt und ohne Nachzudenken wird der nächste Wurf behandelt. So können Erreger wie E. Coli, Clostridium perfringens aber auch Salmonellen und Streptokokken schneller von Wurf zu Wurf übertragen werden. Somit gibt es typische Situationen, wo das Händewaschen dringend empfohlen wird (siehe Kasten). Dementsprechend ist es unverzichtbar, an strategisch wichtigen Punkten im Betrieb Handwaschbecken zu installieren: In der Hygieneschleuse; in der Nähe der Abferkelabteile; zwischen verschiedenen Stallbereichen. Auch gilt: Je größer der Betrieb ist, desto mehr Waschbecken werden benötigt. Muss man erst einen Umweg laufen, um sich die Hände zu waschen, bleibt es oft dabei! Optimal wäre zum Beispiel, im Gang vor dem Abferkelbereich eine Waschmöglichkeit zu schaffen. Bei Großraumabteilen ist es durchaus sinnvoll, das Waschbecken innen anzubringen. Das Ziel der Handhygiene ist nicht, die Hände 100 % keimfrei zu bekommen. Vielmehr ist für eine Reduktion der „unerwünschten“ Erreger auf der Hand zu sorgen. Dabei kommt es auf die richtige Methode an. Seife allein genügt nämlich nicht, um die Keime unschädlich zu machen. Erst die Kombination von Einseifen, Reiben, Abspülen und Trocknen bringt den Effekt (siehe Kasten). Bewährt hat sich Flüssigseife. Stückseifen bleiben oft feucht und sind nich hygienisch zu halten. Auch sind Finger-nägel kurz zu schneiden und bei Bedarf zu bürsten, damit sich darunter kein Schmutz ansammelt. Auch das Abtrocknen der Hände ist wichtig, wofür Papiertücher bereitgestellt werden sollten. Handschuhe tragen? Darüber hinaus gibt es Situationen, in denen zusätzlich eine Handdesinfektion sinnvoll sein kann. Dies ist immer dann der Fall, wenn es besonders hygienisch zugehen muss, sprich bei der Besamung und beim Abferkelmanagement. Hier ist der Muttermund geöffnet, es gibt frisch geborene Tiere, Lochialflüssigkeit etc. Bei den Desinfektionsmitteln sollten ausschließlich Haut- und Händedesinfektionsmittel verwendet werden, weil sonst der Schutzmantel der Haut nachhaltig zerstört werden kann. Bei der Geburtshilfe sollten zudem immer Einmal-Handschuhe verwendet werden. Denn trotz aller Mühe bekommt man die Hände nicht so sauber, als dass nicht doch Schmutz und Erreger eingeschleppt werden. Für die Geburtshilfe eignen sich so genannte Rektalhandschuhe. Einige Tierärzte schneiden die Finger ab und ziehen sich zusätzlich einen Latexhandschuh drüber. Sie haben dann ein besseres Gefühl, weil der Handschuh dann strammer an der Hand sitzt. In einigen Betrieben ist es heute durchaus üblich, bei Arbeiten am Tier generell Handschuhe zu tragen. Hier eignen sich puderfreie Latexhandschuhe bzw. latex- und puderfreie Untersuchungshandschuhe, sollte eine Latexallergie vorliegen. Handschuhe aus Vinyl oder Nitril (blau) sind zudem etwas stabiler und angeraut. Zu beziehen sind Handschuhe und Handdesinfektionsmittel über den Hoftierarzt oder über die Anbieter von Hygiene- und Managementartikeln. Der Preis für die Einweghandschuhe liegt im Centbereich, sie verbessern aber Arbeitsqualität und Hygiene erheblich. Fazit Um die innerbetriebliche Hygiene zu verbessern, sollte man sich mehr Gedanken zur Handhygiene machen. Nur 20 Sekunden reichen aus, um die Handflächen von gefährlichen Keimen zu befreien und Ansteckungen zu vermeiden. Deshalb sollten ausreichend Waschmöglichkeiten geschaffen werden. Denn: Muss man erst einen Umweg laufen, bleibt es oft dabei.